Mit einem Scherz startete das Kapitel Cheftrainer Thomas Schneider beim VfB. "Hier ist etwas mehr los als beim meiner letzten PK mit der U17", sagte der neue Coach auf der Pressekonferenz und blickte dabei in zahlreiche Kameras und Journalistengesichter. "Deswegen bin ich ein wenig nervös." Das ließ er sich allerdings keineswegs anmerken – weder beim Blitzlichtgewitter, als er den Presseraum der Mercedes-Benz Arena betrat, noch bei den anschließenden Antworten auf die Fragen der Medienvertreter.
Diese drehten sich um sein Trainerteam, seine Einstellung zur Jugend oder auch gleich um seine Ideen für das Spiel gegen Rijeka an diesem Donnerstag. Mehr als eine halbe Stunde sprachen der neue Trainer und der Sportvorstand über die Zukunft, zunächst einmal war es Fredi Bobic aber ein wichtiges Anliegen zurückzublicken: "Ich möchte Bruno Labbadia und Eddy Sözer einen Dank aussprechen, für zweieinhalb Jahre gute und intensive Zusammenarbeit. Sie haben uns in einer sehr schwierigen Situation übernommen, uns vor dem Abstieg bewahrt und auch danach eine gute Arbeit geleistet. Wir sind im Klaren auseinandergegangen."
Die Handbremse lösen
Genauso klar seien ihm aber die Missstände der jüngsten Vergangenheit aufgefallen, weshalb sich der Klub mit dem roten Brustring zum Handeln gezwungen sah. "Wir haben in sieben Pflichtspielen in dieser Saison nur einen Sieg geholt. Diese Auftritte, aber auch die vergangenen Wochen im Allgemeinen, haben mir verdeutlicht, dass diese Mannschaft nicht mehr hundertprozentig erreicht worden ist", sagte der ehemalige Stürmer weiter und sprach von verlorengegangenem Glauben und einer Spielfreude, die abhandengekommen ist – was natürlich auch an den Profis gelegen habe.
Diese "Handbremse" müsse die Mannschaft lösen. Daher sei es nun wichtig, "die Jungs zu lockern, zu begeistern und einen frischen Geist reinzubringen". Das sollen Thomas Schneider, Alfons Higl und Tomislav Maric, die "den VfB leben, ihn von innen und außen kennen", bewerkstelligen. Diese interne Lösung war die erste Option für Fredi Bobic: "Es ist beeindruckend, was Thomas aus einer Mannschaft herausholen kann, mit welcher Art und Weise er mit seinem Jahrgang Fußball hat spielen lassen. Er hatte das eine oder andere Angebot, bei anderen Bundesligisten reinzuschnuppern. Wir haben aber immer gesagt: 'Du bist kein Co-Trainer, sondern ein Cheftrainer, und deine Zeit wird kommen.' Diese Geduld zahlt sich nun aus. Tomislav hat bei uns ebenfalls schon super gearbeitet und einen Wahnsinnsjob mit der U16 gemacht. Außerdem verfügt er über Profi-Erfahrungen aus seiner Hoffenheimer Zeit. Er kann gut mit Spielern umgehen, spricht ihre Sprache. Zu Alfons Higl muss ich nicht viel sagen. Ich bin sehr glücklich, dass auch er zugesagt hat und das aus voller Überzeugung macht. Insgesamt haben wir hier ein rundes Paket, das den VfB in eine sehr gute Zukunft führen kann."
Konzentriertes Arbeiten und Lockerheit
Zudem kommt das Trio aus den eigenen Reihen. Die Suche intern zu beginnen, war für Fredi Bobic eine Selbstverständlichkeit und vor vornherein klar, wie er in den Katakomben der Mercedes-Benz Arena betonte. Schließlich lege der VfB auch einen großen Wert auf die Ausbildung seiner Trainer. Die drei neuen Profi-Trainer haben nun bis 2015 unterschrieben. "Das ist ein klares Statement und zeigt, dass es sich in keinem Fall um eine Interimslösung handelt", sagte Fredi Bobic und der neue Chefcoach fasste schon einmal die Herangehensweise seiner Mannschaft in den nächsten Tagen zusammen: "Wir wollen bis Donnerstag einen Mix aus gutem sowie konzentriertem Arbeiten und einer gewissen Lockerheit an den Tag legen." Hinzu sollen Gespräche mit den Spielern kommen, sodass im Play-off-Rückspiel gegen HNK Rijeka eine gefestigte Mannschaft aufläuft: "Das Team hat eine gute Offensivpower und ich bin mir sicher, dass die Fans dies am Donnerstag mitbekommen werden. Dann soll und wird eine Mannschaft auftreten, bei der es keine Zweifel gibt, dass sie in die Gruppenphase einziehen will."
Ist 'felsenfest' vom Tainer überzeugt: Fredi Bobic
Er hat großen Respekt vor der neuen Aufgabe, sagte Thomas Schneider weiter, machte allerdings deutlich, dass viele Parallelen zwischen einer U17- und einer Profimannschaft bestehen: "Auch ein Jugendteam ist eine Fußballmannschaft, die man mit Trainingsinhalten auf ein Fußballspiel vorbereitet und einstimmt. Daher traue ich mir das durchaus auch bei unseren Bundesliga-Jungs zu." Besonders in Kooperation mit seinen Assistenztrainern Alfons Higl und Tomislav Maric. "Ich habe mich bewusst für die beiden entschieden, weil ich noch keine Erfahrung im Profifußball habe, sie aber schon erfolgreich und innovativ mit Profis zusammengearbeitet haben", sagte der Fußballlehrer und ergänzte: "Es war für mich maßgeblich, dass ich mit einem Team antrete, dem ich absolut vertrauen kann."
"Stark genug"
Darüber hinaus will er zukünftig noch mehr auf die Jugend vertrauen: "Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass unsere Nachwuchsspieler ein besseres Standing bekommen sollen, als das vielleicht zuletzt der Fall war. Denn ich glaube, dass wir uns auf den einen oder anderen noch freuen können." Unterdessen bringt ein Trainerwechsel auch wieder Spieler in den Fokus, die zuvor eventuell ein wenig abgetaucht waren. "Es ist klar, dass wir keinen in eine Schublade stecken. Wir werden im Training hinschauen, wer Gas gibt und eine Topleistung abruft – und diejenigen, von denen wir überzeugt sind, dass sie uns weiterbringen, werden spielen", sagte der 40-Jährige.
Das gilt natürlich schon für den kommenden Donnerstag, wenn das Debüt des neuen Trainertrios um 18 Uhr in der Mercedes-Benz Arena startet. Im Anschluss an die Play-off-Partie zur UEFA Europa League wird Thomas Schneider wieder im Pressekonferenzraum sitzen, dort, wo er an diesem Montag als Nachfolger von Bruno Labbadia vorgestellt wurde und mit ernstem Ton sagte: "Der Druck ist groß, aber wir sind stark genug Rijeka deutlich zu besiegen. Ich beschäftige mich nicht damit, dass es schiefgeht. Dieses Spiel ist schließlich eine Chance für uns, den Turnaround zu schaffen und dann den Schwung mit in die Partie gegen Hoffenheim zu nehmen. Das ist nicht einfach, aber dazu sind wir angetreten."