Die Vormittagseinheit lief erst wenige Minuten, als dunkle Wolken über dem Trainingsgelände in Donaueschingen aufzogen. Danach dauerte es nicht mehr lange und der Platz stand komplett unter Wasser. Trainingsfortsetzung – nicht mehr möglich. Alternativ absolvierte die Mannschaft in strömendem Regen einen 25-Minuten-Lauf zurück zum Hotel.
Für den Großteil ging es anschließend zum Mittagessen. Die anderen Akteure um Cheftrainer Bruno Labbadia sowie Cacau, Sven Ulreich, Moritz Leitner, Konstantin Rausch, Daniel Schwaab, Mohammed Abdellaoue und Sercan Sararer besuchten stattdessen die Nachsorgeklinik in Tannheim. Der VfB Busfahrer Jürgen Dispan chauffierte die kleine Delegation in die 15 Kilometer entfernte Nachsorgeklinik, wo die jungen Fans bereits auf den VfB Trainer und die Spieler warteten. Gemeinsames Mittagessen, Autogrammstunde und eine Einheit auf dem Fußballplatz standen an. "Wir freuen uns von ganzem Herzen, hier zu sein", sagte Bruno Labbadia bei der Autogrammstunde. Vor und nach dieser blieb genügend Zeit für Fragen und persönliche Geschichten der Mädchen und Jungen. Geschichten wie die von Björn aus Weilheim an der Teck (Landkreis Esslingen).
Erstmals in Tannheim: Sercan, Moa und Kocka
Zum ersten Mal ist der 16-Jährige zur Reha in Tannheim. Als Dauerkarteninhaber und eingfleischter VfB Fan hat er über die Aktion "Dein Becherpfand für Tannheim!" von der Nachsorgeklinik erfahren. Danach war für ihn klar, dass er seine Reha dort machen möchte. Im Alter von neun Jahren wurden Björn ein Herzschrittmacher und ein kleiner Defibrillator eingesetzt. Aufgrund eines angeborenen Herzfehlers bestand bei dem Weilheimer die Gefahr, dass das Herz spontan aussetzt.
Passiert ist das schon einmal – am 31. Januar 2010 in der Mercedes-Benz Arena. Sein eingebauter Defibrillator verhinderte damals Schlimmeres. "Der VfB spielte gegen Borussia Dortmund", berichtete Björn an diesem Mittwoch und es kam einem vor, als sei es gestern gewesen. "Es stand 1:1 und der VfB hatte Freistoß. Zdravko Kuzmanovic lief an und versenkte den Ball direkt zur 2:1-Führung. Ich habe mich so gefreut, dass ich umgefallen bin. Aber die Sanitäter waren sofort bei mir", erzählte der 16-Jährige.
Am Ende gewann das Team des damaligen Trainers Christian Gross mit 4:1. Passiert sei ihm das danach fast noch einmal – am 1. Juni dieses Jahres in Berlin. "Beim 2:3 von Martin Harnik im Pokalfinale war ich kurz davor. Ich musste mich schnell wieder beruhigen", sagte der Blondschopf.
"Die E-Bikes sind super"
Denn bei einem Puls von mehr als 120 Schläge pro Minute kann es für ihn gefährlich werden. Deshalb tragen Herzpatienten wie Björn auch ständig eine Pulsuhr, um die Herzfrequenz zu überprüfen. "In der Reha testen wir mit unseren Herzpatienten den Grenzbereich aus. Wir trainieren so viel, wie möglich ist – ohne dabei zu übertreiben", sagte Michael Malina, der Leiter der "Jungen Reha". Hierfür sind auch die vier E-Bikes, die von der Pfandaktion "Dein Becherpfand für Tannheim!" gekauft werden konnten, ein sehr gutes Hilfsmittel.
Gemeinsam ging es mit den Rädern vor ein paar Wochen nach Villingen zum Eisessen. "Die E-Bikes sind super. Die Schwächeren haben so die Möglichkeit, Fahrradfahren und Sporttreiben zu können", betonte Günter Hermann, der die Sport- und Physiotherapie in der Nachsorgeklinik leitet.
Es war schön zu sehen, dass neben der großen Freude, die der Besuch der VfB Profis bei den Patienten auslöste, auch die getätigten Anschaffungen für die Therapie in der Nachsorgeklinik Tannheim nützlich sind.
Nach etwa zwei Stunden fuhr der Mannschaftsbus zurück nach Donaueschingen. Schließlich stand um 16.45 Uhr die zweite Trainingseinheit an – und dann strahlte auch wieder die Sonne.