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2013, 26. Juli 2013
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Profis, 26.07.2013

"An den Fußball 11/12 anknüpfen"

Christian Gentner zieht ein Zwischenfazit der Vorbereitung, blickt auf die Saison voraus, hofft, dass die Mannschaft aus der vergangenen Spielzeit lernt, und spricht über das alte Wappen.

Hallo Christian, neue Saison, neue Spieler, neuer Präsident. Was stimmt Dich positiv, dass neu in diesen Fällen auch gut bedeutet?
Christian Gentner: "Wir haben mehr Alternativen als im vergangenen Jahr. Außerdem ist es positiv, dass alle Neuen schon von Beginn an dabei sind. Das ist immer wichtig und ein gutes Zeichen, weil dadurch Abläufe und Automatismen vom Start der Vorbereitung weg mit allen eingeübt werden können."

Und wie ist der erste Eindruck von Bernd Wahler?
Christian Gentner: "Obwohl er schon so viel erlebt hat und einen beeindruckenden Werdegang aufweist, wirkt er wie ein großer Fan des Vereins. Man merkt in jedem seiner Sätze die Begeisterung für seine Aufgabe. Das ist für mich brutal beeindruckend. Ich hoffe, dass sich viele von seiner Euphorie anstecken lassen. Seine Freude nach der Wahl, das passt einfach zum VfB."

Er ist quasi einer wie du und ich…
Christian Gentner: "…ja genau. Man hat einfach nicht den Eindruck, dass er über einem stehen will. Man merkt sofort, dass er aus dem Fußball kommt und dass er in der Jugend für unseren Verein gespielt hat."

Auf der Mitgliederversammlung war eine Aufbruchsstimmung spürbar. Was habt ihr davon mitbekommen?
Christian Gentner: "Benno Röcker hat von Freunden ein Video zugeschickt bekommen und das an die Mannschaft weitergeleitet. Die Stimmung war sensationell und ich fand auch positiv, dass sich die Faninitiative bei der Wappenfrage durchgesetzt hat, weil ich das gewählte Wappen für einen Traditionsklub besonders wertvoll halte – auch weil sich viele dadurch vielleicht noch ein Stück mehr mit dem VfB identifizieren. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Mitgliederversammlung eine gelungene Veranstaltung war."

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Ist Fan des alten Wappens: Christian Gentner

Die Stimmung im und um den Verein ist gut, letztlich zählt aber vor allem die Leistung auf dem Platz. Ihr seid mitten in der zweiten Intensivwoche, diesmal in Form eines Trainingslagers fernab des VfB Geländes. Wie fällt Dein Zwischenfazit der bisherigen Vorbereitung aus?
Christian Gentner: "Mit der Mannschaft haben wir bisher sehr intensiv und sehr hart gearbeitet. Es war auch sehr viel in der kurzen Zeit. Wir wissen, dass eine Vorbereitung nicht immer einfach ist, aber sie muss eben sein. Es ist allen bewusst, dass wir von dieser anstrengenden Phase in der Saison profitieren werden. Aber eine Vorbereitung ist natürlich nichts wert, wenn die Ergebnisse nachher nicht stimmen. Wir wollen gut in die Saison starten, für die Stimmung und das Reinkommen wäre es daher auch wichtig, dass wir in der Europa League gleich eine Runde weiterkommen. Der Pokal ist natürlich eine Pflichtaufgabe und in Bezug auf die Bundesliga ist uns allen klar, dass wir uns anders präsentieren müssen."

Du hast gerade die zweite Qualifikationsrunde in der Europa League angesprochen. Ein Misserfolg könnte die Aufbruchsstimmung sofort wieder etwas eindämmen. Spürt ihr dadurch einen größeren Druck, kommt da vielleicht auch ein wenig Angst ins Spiel?
Christian Gentner: "Nein, das ist schließlich nichts Neues für uns. Du hast natürlich Druck, weil die gesamte Arbeit der vergangenen Saison nach zwei Spielen komplett vorüber sein kann – und das darf nicht passieren. Das muss auch ganz klar unser Ziel sein."

Der Rückblick auf die vergangene Saison fällt durchwachsen aus. Was könnt ihr daraus lernen?
Christian Gentner: "Ich glaube, dass wir durch die Erfahrung der vergangenen Saison in dieser Spielzeit den Fokus besser auf das anstehende Spiel legen können. Wir müssen uns jedenfalls besser fokussieren. Das ist am Anfang nicht immer einfach, denn es ist die große Kunst, dies trotz der Umstände wie Reisen, Stress und kurze Pausen zu schaffen. Ich hoffe, dass uns die Erfahrungswerte der vergangenen Saison helfen."

Erfahrungswert ist ein gern genutztes Wort in diesem Zusammenhang. Aber was bedeutet das eigentlich konkret?
Christian Gentner: "Ich glaube, das muss jeder Spieler für sich selbst herausfinden. Mir tut es gut, wenn ich an den Tagen nach den Spielen versuche, ein bisschen runterzukommen und mich auch mal einen Tag so wenig wie möglich mit Fußball zu beschäftigen. Ich lasse dann beispielsweise den Fernseher aus, wenn andere Spiele laufen. Früher habe ich immer alles geschaut. Ich möchte den Kopf aber ein bisschen freimachen vom Fußball, damit er nicht zur Belastung wird. Denn ich sollte mich auf jedes Spiel freuen können."

Du selbst hattest eine gute abgelaufene Saison, warst ein Dauerbrenner und für die Mannschaft als Stütze besonders wichtig. Auffällig waren Deine überlegten Handlungen – sei es beim Freiräume erkennen oder auch beim Vorbereiten und Toreschießen. Lieber clever ins Eck, als draufballern. Wie beschreibst Du Deine eigene Entwicklung?
Christian Gentner: "Die größte Schwierigkeit im Fußball ist es, eine Konstanz reinzubekommen. Man kann ein hohes Level in einer guten Phase erreichen, dann kommen aber häufig Schwankungen rein. Daher war es für mich ein wichtiger Schritt in meiner Karriere, über einen längeren Zeitraum konstant ordentlich gespielt zu haben. Ich habe mich in der vergangenen Saison von Anfang an gut gefühlt, möchte daran natürlich anknüpfen und mich nochmals steigern. Außerdem zähle ich es auch zu meinen Aufgaben, dass ich vorangehe und den anderen helfe."

Du sagst, Du möchtest Dich noch steigern. Nimmt man sich da als Profi konkret etwas für eine Saison vor?
Christian Gentner: "Ich nehme mir vor, dass wir als Mannschaft wesentlich konstanter und damit besser auftreten. Denn davon profitiert jeder Einzelne. Das habe ich in meiner Karriere immer festgestellt. Egal, wie häufig ein Einzelner zum Einsatz kommt, er profitiert von einer erfolgreichen Mannschaft wesentlich mehr als von einer durchschnittlichen Saison."

Er profitiert darüber hinaus vom Konkurrenzkampf. 13/14 steht hoffentlich wieder eine Dreifachbelastung an, diesmal ist der Kader aber groß genug. Folglich sind der Konkurrenzkampf höher und die Stammplatzgarantie geringer. Wie äußert sich das im täglichen Umgang?
Christian Gentner: "Man merkt das schon und es ist wichtig, dass wir auch im Laufe der Saison, wenn der eine oder andere mal etwas hinten dran ist, einen positiven Geist beibehalten. Das war auch in der Meistersaison hier beim VfB so. Ich weiß noch, wie die Spieler, die hinten dran waren, in jedem Training das Niveau so hochgehalten und Druck gemacht haben, dass diejenigen, die damals aufliefen, gar nicht die Möglichkeit hatten sich auszuruhen und zurückzulehnen. Dadurch entsteht eine hervorragende Stimmung und das kann eine Mannschaft unglaublich weit bringen. Es kann ganz entscheidend für eine Saison sein, dass diejenigen, die nicht regelmäßig spielen, den Kopf nicht hängen lassen und die anderen pushen."

Der erhöhte Konkurrenzkampf bringt uns automatisch zu den Neuzugängen. Welche Eindrücke hast Du bisher?
Christian Gentner: "Ich glaube zunächst einmal, dass wir eine Mannschaft sind, die Neuzugängen das Einleben einfach macht. Alle, die dazukamen, sind außerdem charakterlich absolut in Ordnung. Es gab keine große Eingewöhnungszeit, sondern alle waren beispielsweise sofort in Späße involviert. Alles funktioniert schon sehr gut. Die Qualität zeigt sich endgültig erst in den Spielen, aber man merkt schon in den Trainingseinheiten, dass sie von anderen Vereinen Dinge einbringen, die uns weiterhelfen können."

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Welche Veränderungen wünschst Du Dir für die anstehende Saison sonst noch?
Christian Gentner: "Wir wissen, dass wir viele Heimspiele nicht auf dem Niveau gespielt haben, das wir abliefern können und von uns erwarten. Insofern haben wir es häufig nicht geschafft, die Stimmung richtig anzuheizen. Daran tragen wir die Schuld und wir hoffen natürlich, dass wir das nun wieder besser machen. Denn ich habe oft erlebt, dass tolle Kulissen eine Mannschaft so animieren können, dass sie im entscheidenden Moment den Tick besser ist. Und dieses Zusammenspiel von Leistung und Atmosphäre kann ein Team über eine gesamte Saison tragen."

Eine Veränderung steht ja ohnehin schon fest. Ihr müsst eine Runde früher in die Europa-League-Qualifikation einsteigen. Gut oder schlecht?
Christian Gentner: "Ich mache mir darüber wenig Gedanken. Wir müssen die Situation ohnehin so annehmen, wie sie ist. Wir wären natürlich lieber direkt in die Gruppenphase eingezogen. Es ist einfach wichtig, dass wir den Fokus voll auf diese Spiele vor dem Start der Bundesliga legen, damit wir gut in die Saison reinstarten."

Aber könnt ihr durch die Pflichtspiele vor dem Ligastart nicht einen Vorteil gegenüber anderen Mannschaften wie beispielsweise Mainz haben, die erst im DFB-Pokal, also eine Woche vor dem Bundesligabeginn, wirklich in der Pflicht stehen?
Christian Gentner: "Das sehe ich nicht als Vor- oder Nachteil. Zum einen sind die Mannschaften nicht mit Mainz vergleichbar. Außerdem kann man auch sagen, dass Mainz einen Vorteil hat, weil sie uns dreimal in Pflichtspielen beobachten können, während wir nur ihr Pokalspiel sehen. Es wird vielmehr entscheidend sein, dass wir uns bei den vielen Spielen und den kurzen Phasen dazwischen auf den Punkt fokussieren können."

Zum Abschluss noch ein Aufruf an die Fans. Warum sollten sich die Anhänger in dieser Saison eine Dauerkarte kaufen beziehungsweise in die Mercedes-Benz Arena kommen?
Christian Gentner: "Wir haben zunächst einmal eines der schönsten Stadien, das lohnt sich immer. Ich bin außerdem voller Hoffnung, dass wir an den attraktiven und torreichen Fußball der Saison 11/12 anknüpfen können. Das wünsche ich mir und erhoffe mir, dass wir einige Fußballfeste in Stuttgart feiern und die Euphorie der Mitgliederversammlung mit in die Saison nehmen können."

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