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2013, 19. August 2013
Bundesliga, 19.08.2013

Die Irreführung der Zahlen

Beim Großteil der statistischen Werte überzeugte der VfB sowohl in Mainz als auch gegen Leverkusen, beim entscheidenden Wert haperte es aber.

Der Samstag war ein "Ausgerechnet"-Tag. Das Wörtchen ist in Situationen, die dem Drehbuch eines Dramas oder einer Komödie gleichen, sehr beliebt. Gegen Bayer Leverkusen war Daniel Schwaab der Hauptdarsteller, das Genre aus VfB Sicht eher ein Drama. Und so war hier und dort zu vernehmen, dass "ausgerechnet" der VfB Neuzugang mit seinem Eigentor den einzigen und damit entscheidenden Treffer bei der 0:1-Niederlage erzielte. Ausgerechnet, weil er sich seinen alten Mannschaftskollegen gegenübersah, Bayer Leverkusen noch in der vergangenen Saison sein Arbeitgeber war.

Dabei ist gerade die Leistung des VfB Abwehrspielers symptomatisch für das Bittere des Verlaufs der Partie in der Mercedes-Benz Arena, symptomatisch für die Irreführung der statistischen Zahlen der VfB Spiele in der bisherigen Bundesliga-Saison. Daniel Schwaab wurde nicht nur von den Gegnern und den Mitspielern gelobt, auch der eine oder andere Analysewert attestiert dem 24-Jährigen eine gute Leistung. Er war zum Beispiel der Akteur mit den meisten Ballkontakten (73) auf dem Platz und 78 Prozent seiner Pässe kamen bei einem Mitspieler an – und dennoch ist er der "tragische" Akteur der Partie.

Kießling hing selten so in der Luft

Symptomatisch ist dies, weil der VfB ganz generell beim Großteil der statistischen Werte gut und vor allem besser als der Gegner abschnitt – übrigens sowohl beim FSV Mainz 05 als auch gegen Bayer 04 Leverkusen, wie der Sportdatenanbieter Opta evaluierte. Der VfB gewann beide Duelle in der Torschussstatistik (15:9 gegen Mainz, 17:13 gegen Leverkusen), bei den Eckbällen (8:2 gegen Mainz, 10:3 gegen Leverkusen), besonders eklatant bei den Flanken inklusive Standards (26:10 gegen Mainz, 47:10 gegen Leverkusen), weniger deutlich beim Ballbesitz (52%:48% gegen Mainz, 54%:46% gegen Leverkusen) und den gewonnen Zweikämpfen (50%:50% gegen Mainz, 53%:47% gegen Leverkusen) sowie auch bei den erfolgreichen Pässen (80%:77% gegen Mainz und 84%:77% gegen Leverkusen).

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Mannschaftlich geschlossen: so spielte der VfB,
doch der Erfolg blieb erneut aus.

Da passt es, dass Daniel Schwaab nach der Partie gegen seinen alten Klub sagte, der VfB habe das Spiel „teilweise dominiert“, und sein ehemaliger Kollege Simon Rolfes ergänzte: "Stuttgart hat das sehr gut und uns das Leben schwer gemacht. Es war ein hartes Stück Arbeit." Das belegte auch die Tatsache, dass die Bayer-Profis "selten einen Stefan Kießling gesehen haben, der so in der Luft hing", wie Daniel Schwaab von den Gegnern berichtet wurde.

Einen statistischen Vergleich verloren er und seine Mannschaftskollegen allerdings – sowohl in Mainz als auch gegen Leverkusen. Und der ist nun mal der letztlich entscheidende. Schließlich gewinnt im Fußball die Mannschaft, die mehr Tore schießt. Da dies an den beiden bisherigen Bundesliga-Spieltagen nicht der VfB war, stehen null Punkte in der Statistik. "Wir können uns nichts davon kaufen, wenn es heißt, dass wir gut gespielt hätten", sagte Fredi Bobic daher in der SWR-Sendung "Sport im Dritten", dessen Aussagen auf vfb.de zusammengefasst sind.

Daniel Schwaab, Christian Gentner sowie Sven Ulreich sprachen deswegen unisono von der "fehlenden letzten Konsequenz", "der fehlenden Klarheit vor dem Tor" oder "der letzten Flanke, die nicht gepasst hat", und blickten auch schon auf den Druck voraus, der bereits beim Auswärtsspiel am Sonntag in Augsburg herrscht. "Entscheidend ist, dass du am Saisonanfang Ergebnisse erzielst", sagte der Vizekapitän und fügte an: "Wir müssen bewusster damit umgehen, dass jedes Tor ausschlaggebend sein kann und in der Bundesliga in den meisten Fällen Kleinigkeiten entscheiden."

Vor Augsburg kommt Rijeka

Unter dem Strich stimmt die Leistung etwa bis zum Strafraum, danach fehlen vor allem die Effektivität und die Durchschlagskraft. Aber schon aufgrund der dargelegten Statistiken kann auch nicht alles schlecht geredet werden. Es gilt nun, auf dem Positiven aufzubauen, dies fortzuführen und insofern auszubauen, dass am Ende der 90 Minuten auch mal wieder mehr Tore als beim Gegner und somit ein Sieg zu Buche stehen.

Bevor der VfB aber in der Liga wieder auf Punktejagd gehen kann, liegt erst noch ein wichtiges Spiel zum Einzug in die Gruppenphase der UEFA Europa League an – und beim Play-off-Hinspiel in Rijeka könnte wieder ein "Ausgerechnet"-Tag anstehen. Diesmal aber hoffentlich positiv für den VfB. "Ausgerechnet bei seinem letzten Klub als Profispieler konnte Fredi Bobic das breiteste Lächeln der bisherigen Spielzeit aufsetzen" wäre zum Beispiel ein schöner Satz in der Medienberichterstattung.