Hallo Per, was ist geiler: vor 50.000 Personen Fußball spielen oder mit Mando Diao Musik machen?
Per Nilsson: (lacht) "Ich bin noch nie auf der Bühne gestanden und habe ein Konzert gegeben wie so eine berühmte Band. Ich bin Hobbymusiker und Profifußballer, daher kann ich das nicht vergleichen. Ich kann aber auf alle Fälle sagen, dass ich von diesen beiden Optionen die richtige als Beruf gewählt habe."
"Musik, das größte Hobby, das ich habe." Das hast Du mal gesagt. Inwiefern hat Musik auch eine Auswirkung auf Dein Fußballprofi-Dasein?
Per Nilsson: "Ich kann ab und an im Trainingslager meine Mannschaftskollegen überraschen, wenn eine Gitarre oder ein Klavier da ist. Ansonsten ist es bei mir aber so, dass die Musik in mich hineingeboren und mir vom meiner Familie gegeben wurde. Entweder hast du das Interesse oder du hast es nicht – und ich habe ein Rieseninteresse. Wenn ich Musik mache, habe ich auch nie das Gefühl, dass ich relaxen muss. Sondern ich spiele um der Musik willen und das mache ich eigentlich jeden Tag."
Am Samstag trifft der Zwölfte auf den 14. Welcher Musikstil oder welches Stück passt denn zu dem Duell VfB gegen Nürnberg?
Per Nilsson: "Das ist auf die Schnelle schwierig, da müsste ich länger überlegen. Ich kann aber sagen, dass es für uns nur um eines geht: nämlich so schnell wie möglich 40 Punkte zu erreichen – und dafür ist die Partie enorm wichtig."
Im Hinspiel bist Du 90 Minuten auf der Bank gesessen, weil Du in der Partie zuvor einen rabenschwarzen Tag erwischt hattest. Und dann hat Dein Vertreter dem VfB mit einem missglückten Rückpass die Führung geschenkt. Wie schaut Ihr in Nürnberg auf das Hinspiel?
Per Nilsson: "Wir waren damals in der schlechtesten Phase der aktuellen Saison. Es war komisch, denn wir haben kurz davor eigentlich gut gespielt und dann habe ich persönlich am Spieltag vor der Partie gegen den VfB nicht nur einen sondern gleich zwei so schlimme Fehler gemacht, wie mir zuvor in meiner Karriere noch nie passiert ist. Trotzdem war ich überrascht gegen den VfB auf der Bank zu sitzen, weil ich davor ordentlich gespielt hatte. Nach der Niederlage im Hinspiel haben wir uns aber wieder nach oben gearbeitet und mittlerweile stehen wir sehr kompakt und sind als Team intakt."
Erwartet ein "sehr enges Spiel": Per Nilsson
Es ging auch für Dich wieder bergauf und Du wurdest jüngst nach längerer Zeit mal wieder in die schwedische Nationalmannschaft berufen – für das Testspiel gegen Argentinien. Deine Club-Kollegen haben schon gewitzelt und gehofft, dass Du links hinten ranmusst und Dich Lionel Messi das eine oder andere Mal narrt. Dazu ist es dann aber nicht gekommen, weil Du auf der Bank geblieben bist. Aber vielleicht ergibt sich die Situation ja nochmal, Stichwort Brasilien. Was ist mit 30 Jahren in der Nationalmannschaft noch möglich?
Per Nilsson: (lacht) "Ich konnte tatsächlich fast glücklich sein, dass ich nicht gegen Messi spielen musste. Er wirkt ja schon im Fernsehen brutal auffällig, aber auf dem Platz hat man dann auch noch das Gefühl, dass er nie in Stress gerät, immer weiß, was er tut, und er eigentlich keinen wirklichen Gegner hat, egal wer kommt. Das war schon der Wahnsinn. Aber natürlich habe ich mich sehr über die Nominierung gefreut und hätte auch gern gespielt, und klar ist Brasilien ein Ziel, aber wir müssen erst einmal die Qualifikation überstehen und da haben wir es ja auch mit Deutschland zu tun. Aber auf dem Unentschieden aus dem Hinspiel können wir ja schon mal aufbauen. Ich für meinen Teil möchte mich jedenfalls weiter empfehlen und hoffe, wieder berufen zu werden."
Das geht nur über gute Leistungen in der Bundesliga. Wie bewertest Du Eure bisherige Saison?
Per Nilsson: "Außer in der bereits angesprochenen Phase waren wir sehr stabil. Außerdem ist es toll, dass wir relativ heimstark sind, das gibt einem nochmal ein besonderes Gefühl. Wir spielen eigentlich auch regelmäßig gut. Natürlich sagen wir nicht, wir hauen jetzt mal die Bayern weg, aber wir sind stabil – und wenn das anhält, dann werden wir die nötigen Punkte bald holen."
Wie siehst Du derweil die aktuelle Spielzeit des VfB?
Per Nilsson: "Ich war schon sehr überrascht, dass Stuttgart die ersten vier Partien 2013 verloren hat. Davor hatte ich nämlich das Gefühl, dass der VfB recht stabil war. Zuletzt hat das aber eher instabil ausgesehen, doch sie haben sich jetzt gegen Hoffenheim und Genk wieder Selbstvertrauen geholt. Für uns ist das am Samstag jedenfalls eine schwierige Aufgabe, wobei das in der Bundesliga mittlerweile wöchentlich der Fall ist."
Der Klub mit dem roten Brustring musste am Donnerstag zum Rückspiel in der Europa League nach Genk reisen. Laugt das im Vergleich zu Euch eher aus, oder bringt die häufigere Spielfrequenz vielleicht sogar eine größere Vorspannung mit sich?
Per Nilsson: "Das ist schwierig zu beurteilen. Ich habe in meiner Karriere etwa so viele Spiele gegen Klubs, die zuvor international im Einsatz waren, gewonnen wie verloren. Für uns ist es jedenfalls wichtig, dass wir als Team immer eklig sind, viel laufen und den VfB ständig fordern."
Per Nilsson zur Samstags-Partie
"Für uns ist es wichtig, dass wir als Team immer eklig sind, viel laufen und den VfB ständig fordern."
Vor dem internationalen Auftritt ist der VfB bei Deinem alten Arbeitgeber angetreten. Holt man sich als Profi eigentlich Tipps von seinen ehemaligen Mannschaftskollegen?
Per Nilsson: "Nein. Man hat heute so viele Infos über den Gegner, da spricht man lieber über die Familie oder etwas Lustiges, wenn man mit ehemaligen Mitspielern redet."
Euer Gegner kam derweil zuletzt aus Hannover. Ihr habt zu Hause noch in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt, wie ist bei Euch die Stimmung?
Per Nilsson: "Das war sehr wichtig. Nach dem ersten Ausgleich dachte ich, dass wir jetzt am Drücker sind, weil wir gut gespielt haben. Dann kriegen wir aber ein blödes Gegentor und daher können wir mit dem späten Treffer sehr zufrieden sein. Wir haben schließlich große Moral gezeigt, sind über 90 Minuten gerannt und haben gekämpft. Es zeichnet uns derzeit aus, dass wir nie aufgeben."
Das habt ihr auch nach dem Abgang eures Trainers Dieter Hecking nach Wolfsburg nicht gemacht. Den Schock von kurz vor Weihnachten habt Ihr zwar bestimmt schon verdaut, aber welche Rolle spielt der Trainerwechsel noch?
Per Nilsson: "Das ist mittlerweile in der Tat vergessen. Es läuft sehr gut mit dem neuen Gespann, beide kennen den Club ja auch gut. Natürlich war das damals nicht optimal und wir waren schon überrascht, aber jetzt spricht eigentlich keiner mehr darüber."
Vielmehr werdet ihr euch über die Partie vom Samstag in der Mercedes-Benz Arena unterhalten. Was erwartest Du für ein Spiel?
Per Nilsson: "Ich denke, dass es ein sehr enges Spiel wird, in dem Kleinigkeiten entscheiden. Wer verteidigt besser, wer ist effektiver, das wird die Partie auszeichnen. Es treffen nämlich zwei Teams aufeinander, die derzeit auf Augenhöhe sind."