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2013, 25. Januar 2013
Bundesliga, 25.01.2013

"Eine innere Zufriedenheit treibt mich an"

Tamas Hajnal spricht vor dem Südgipfel über seine Motivation und sagt: "Wenn ich alles gegeben habe, dann weiß ich, dass es ein guter Tag war, dann kann ich zufrieden sein."

Hallo Tamas, als Du im Trainingslager Deinen Vertrag verlängert hast, beschrieben Dich die Fans auf Facebook unter anderem als "alte, erfahrene Stützen fürs junge Team" und als "Mentor für die jungen Hüpfer". Wie würdest Du Deine Rolle beim VfB selbst beschreiben?
Tamas Hajnal: "Als alt bezeichne ich mich noch nicht. Ich bin 31 und denke, dass ich noch einige Jahre vor mir habe. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen – auf dem Platz und außerhalb. Wenn die jungen Spieler das annehmen, dann freut es mich natürlich. Es ist mir in erster Linie aber wichtig, dass ich dem Fußball alles unterordne, dass ich alles dafür tue um selbst die beste Leistung zu bringen und der Mannschaft zu helfen."

Die Facebook-Fans kommentierten weiterhin: "Einen, der einen guten Pass spielt, kann man immer gebrauchen" und bezeichneten Dich als jemanden, der das Spielsystem "variabler" macht. Was zeichnet den Fußballer Tamas Hajnal Deiner Meinung nach aus?
Tamas Hajnal: "Ich urteile nicht gerne über mich selbst, das sollen andere machen. Es ist vor allem wichtig, wie der Trainer einen sieht. Es ist auf meiner Position jedenfalls von Bedeutung, dass ich gut gegen den Ball arbeite und in der Offensive immer anspielbar bin und versuche gute Lösungen zu finden, dabei aber auch das Spiel einfach zu halten. Diese Grundaufgaben zu erfüllen, das möchte ich als aller Erstes gewährleisten."

Du sprichst gerade Deine Aufgaben auf dem Spielfeld an, wie es im Optimalfall laufen sollte. Wie zufrieden bist Du mit der bisherigen Saison?
Tamas Hajnal: "Es waren für mich als Nationalspieler vier Wettbewerbe. In der Bundesliga ist es nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. In der Europa League, im DFB-Pokal und auch bei den Länderspielen waren unterdessen viele gute Partien dabei, aber ich bin jemand, der nie zufrieden ist und der immer nach Verbesserungsmöglichkeiten sucht und an sich arbeitet. So gehe ich auch in die Rückrunde."

"Im eigenen Ballbesitzt sollten wir mutig sein und..."

Da klingt schon ein wenig eine Eigenschaft durch, wie Dich die Fans auf Facebook auch beschrieben haben, nämlich als „charakterlich vorbildlich“. Du bist bekanntermaßen jemand, der sehr professionell arbeitet, viele Extraschichten schiebt. Was treibt Dich an?
Tamas Hajnal: "Ein innere Zufriedenheit. Ich möchte wissen, dass ich wirklich alles getan habe, um vorbereitet und gerüstet zu sein für das nächste Spiel, für die komplette Saison. Dann kann ich nach einem Arbeitstag mit ruhigem Gewissen nach Hause gehen. Wenn ich alles gegeben habe, dann weiß ich, dass es ein guter Tag war, dann kann ich zufrieden sein. Man darf natürlich nicht übertreiben, aber ich denke, dass mir das sehr oft gelingt."

Symbolisch für Deine vorbildliche Einstellung war auch der Fakt, wie penibel Du im Trainingslager auf die Ernährung geachtet hast – abends waren beispielsweise nur ganz wenige Kohlenhydrate angesagt. Bist Du mit zunehmendem Alter ein noch bewussterer Profi geworden?
Tamas Hajnal: "Gerade solche Sachen kommen mit den Jahren dazu. Man liest darüber und unterhält sich mit Fachleuten. Ich wusste mit 20 Jahren nicht, wie man sich richtig ernährt. Es ist jetzt nicht so, dass ich keine Süßigkeiten mehr esse, aber zu 80, 90 Prozent achte ich auf die Ernährung, weil ich jetzt weiß, was für den Körper gut ist. Das merkt man zwar nicht sofort, aber auf die Dauer ist die Ernährung ein wichtiger Baustein, um Leistung zeigen zu können – und das ist ja das Wichtigste."

Nun ist das Trainingslager zu Ende, der Rückrundenauftakt vorbei und am Sonntag kommt der Rekordmeister. Der FC Bayern ist die Mannschaft der Bundesliga, gegen die Du am häufigsten gespielt hast…
Tamas Hajnal: "…Echt? Okay, aber so erfolgreich war das, glaube ich, nicht…" (lacht)

…Stimmt. Nach zwölf Spielen wartest Du bei einem Unentschieden und elf Niederlagen noch immer auf einen Sieg…
Tamas Hajnal: "…Ich hoffe, dass sich das am Sonntag ändern wird…"

…und warum, denkst Du, könnte das klappen?
Tamas Hajnal: "Weil wir sehr entschlossen sind, die Bayern zu Hause zu besiegen. Wir wissen um deren Qualität und dass es eine sehr schwierige Aufgabe ist. Aber wir haben eine gute Vorbereitung gemacht und auch davor sehr hart an uns gearbeitet."

Bei den Niederlagen waren auch ein paar knappere dabei. Wenn Du Dich zurückerinnerst, wie muss man spielen, um gegen den Rekordmeister gut auszusehen?
Tamas Hajnal: "Das Wichtigste ist, kompakt zu sein – egal ob man mit Pressing spielt oder sich fallen lässt. Man sollte die Räume sehr eng halten. Ein Franck Ribéry ist im Eins-gegen-Eins schwer aufzuhalten, daher ist es wichtig, dass nicht nur die Zweikampfführung gut ist, sondern auch die Unterstützung schnell da ist. Im eigenen Ballbesitz sollten wir mutig sein und Bayern auch defensiv fordern. Das ist natürlich in der Theorie einfacher als in der Praxis."

"...defensiv bombenfest stehen.": Tamas Hajnal

Um die Vorhaben erfolgreich umzusetzen, trainiert ihr diese Woche wieder intensiv. Herrscht eigentlich in der Vorbereitung auf ein Bayern-Spiel eine besondere Stimmung?
Tamas Hajnal: "Schon. Mit jedem Tag steigert sich die Anspannung bei jedem Einzelnen. Es ist zwar ein Spiel wie jedes andere und es geht nur um drei Punkte, aber es ist trotzdem eine besondere Herausforderung für jeden einzelnen und für die gesamte Mannschaft. Es ist niemand da, der überpaced, aber die Anspannung steigt langsam."

Inwiefern spielt die Niederlage gegen Wolfsburg eine Rolle für den Südgipfel, der am Sonntag um 17.30 Uhr in der Mercedes-Benz Arena angepfiffen wird?
Tamas Hajnal: "Insofern, dass wir aus den Fehlern lernen und es gegen Bayern besser machen sollten. Das spricht der Trainer in dieser Woche auch immer wieder an. Wir arbeiten viel an den Schwächen, die in Wolfsburg vor allem im Abschluss anfielen. Denn gegen Bayern werden wir nicht so viele Chancen bekommen. Außerdem sollten wir in der Defensivbewegung bombenfest stehen, das war in Wolfsburg auch nicht so gut."

Und nach den ersten 30 Minuten auch im Hinspiel nicht. Welche Bedeutung hat dieses für die kommende Partie?
Tamas Hajnal: "Ich glaube nicht, dass das eine große Bedeutung hat..."

…auch nicht als besondere Motivation?
Tamas Hajnal: "Die Motivation sollte nicht sein, dass wir die Niederlage wieder gut machen wollen. Sondern wir wollen dieses Spiel jetzt gewinnen, das ist unser Ansporn, unsere Motivation."

Inwiefern hilft Dir denn eigentlich Deine große Erfahrung für solche Topspiele?
Tamas Hajnal: "Das hilft mit Sicherheit. Aber im Fußball tun sich fast immer in jedem Spiel neue Situationen auf und man hat auch nicht die Zeit, nachzudenken, wie dies und das in anderen Spielen gelaufen ist, sondern man muss sehr schnell reagieren und handeln."

Du müsstest Da ja auch sehr viele Spielsituationen im Kopf durchgehen mit Deinen 146 Bundesliga-Spielen. Du hast vorhin selbst gesagt, dass Du Dich noch nicht als „alt“ ansiehst. Ein paar solche Topspiele wirst Du also sicherlich noch machen. Wo soll es denn nach der aktiven Laufbahn hingehen, Du machst beispielsweise derzeit die B- und A-Lizenz als Trainer mittels einer Art Fernstudium?
Tamas Hajnal: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist das noch schwer zu sagen. Ich möchte auf jeden Fall die Möglichkeit erarbeiten, später im Fußball tätig zu sein, daher mache ich auch die Trainerscheine. Aber in welcher Funktion ich letztlich mal tätig sein möchte, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Im Moment ist das ohnehin noch sehr fern und ich konzentriere mich voll auf meine Leistung."

Versetze Dich doch trotzdem schon mal in die Situation eines Trainers. Was würdest Du zu Deiner Mannschaft vor einem Spiel gegen den FC Bayern sagen?
Tamas Hajnal: "Dass die Defensive sehr eng miteinander verbunden sein sollte und immer die gegenseitige Unterstützung da ist, man die Zweikämpft annimmt und bei Ballbesitz die Bayern in die Defensive zwingt, damit sie sich nie ausruhen können, sondern permanent gefordert sind. Die Motivation ist derweil nicht das Problem. Man merkt das bei uns sehr gut: jeder ist heiß auf das Spiel."

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