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2013, 20. Februar 2013
UEFA Europa League, 20.02.2013

"Es wird immer kribbeln"

Rund um das Europa-League-Rückspiel in Genk spricht Raphael Holzhauser über die Aussichten und seinen Werdegang. Er sagt: "Ich bin stolz auf das Erreichte, aber ich will noch mehr."

Hallo Rapha, Du parkst immer vor der Geschäftsstelle und nie auf dem Platz, der extra für die Profis im Hinterhof angelegt wurde. Woher kommt das?
Raphael Holzhauser: (lacht) "Gute Frage, da habe ich bislang noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich parke schon immer da und habe bislang einfach nicht daran gedacht, auf den anderen Plätzen zu parken. Das ist Gewohnheitssache."

Zur Gewohnheit wird es für einen Profi derweil automatisch von vielen Personen beurteilt zu werden. Bei Dir sind ab und an die Attribute „Bequemlichkeit“ und „Selbstzufriedenheit“ gefallen. Was sagst Du dazu?
Raphael Holzhauser: "Vielleicht kommt meine Spielweise ab und an so rüber. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich das Gegenteil bin. Ich arbeite jeden Tag an mir und versuche mich ständig weiterzuentwickeln."

Bequem und selbstzufrieden schafft man wahrscheinlich auch nicht solch einen rapiden Aufstieg, den Du in Deiner Karriere schon erlebt hast: mit 16 Jahren zum VfB, dann gleich in der U19 gespielt, mit 17 Jahren der jüngste Spieler der 3. Liga in der VfB Geschichte, mit nun 20 Jahren und ein paar Tagen bereits 17 Bundesliga-Einsätze sowie 22 mit der österreichischen U21 Nationalmannschaft, in der Du auch Kapitän bist. Wie schaffst Du es bei solchen Errungenschaften in jungen Jahren nicht abzuheben?
Raphael Holzhauser: "Ich hatte und habe ein gutes Umfeld um mich herum, das auch immer mit mir redet. Das tut mir gut. Außerdem sehe ich selbst keinen Grund abzuheben. Klar, ich bin stolz auf das Erreichte, aber ich bin jung, will noch viel mehr erreichen. So gehe ich jeden Tag auch an."

Kannst Du konkretisieren, was Dein Umfeld, Deine Familie zu Dir sagt?
Raphael Holzhauser: "Die sagen zum Beispiel, dass ich immer weiter Gas geben soll, wobei ich das auch selbst weiß. Runter holen müssen sie mich aber nicht."

Eigentlich kennst Du persönlich nur den sportlichen Aufstieg. Wie wappnest Du Dich vor Phasen, in denen es mal nicht so läuft, die wahrscheinlich zwangsläufig kommen werden?
Raphael Holzhauser: "Ich bin mir natürlich bewusst, dass es auch nicht so gute Zeiten gibt – so wie in der jüngsten Vergangenheit, als ich nicht so oft gespielt habe. Aber das gehört gerade bei einem jungen Spieler dazu. Ich denke, dass ich damit schon ganz gut umgehen kann. Es gilt dann halt die nächste Chance wieder zu nutzen. Das ist mir in Hoffenheim denke ich ganz gut gelungen."

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In Stuttgart schwelt in dieser Saison die Diskussion um die Eingliederung der jungen Spieler. Du bist einer von diesen und hast auch schon 14 Einsätze in dieser Spielzeit. Wie bewertest Du die Diskussion?
Raphael Holzhauser: "Ich habe meine Möglichkeiten bekommen und bin damit natürlich auch zufrieden. Ich denke, wenn man im Training Gas gibt, bekommt man auch die Chance vom Trainer das im Spiel zu zeigen. Das sieht man ja auch bei Toni, der schon den einen oder anderen Bundesliga-Einsatz hat und auch daran, dass so hoch talentierte Spieler wie Kevin, Rani oder Benno nachgerückt sind."

Und inwiefern wird mit Euch jungen Spielern gesprochen?
Raphael Holzhauser: "Klar redet der Trainer mit mir, so wie mit den anderen, aber auch die erfahrenen Spieler wie Gente oder Martin sprechen mit mir. Das hilft mir natürlich und gibt mir auch Sicherheit für mein Spiel."

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Du hast mal gesagt, dass Du als kleiner Junge mit dem Ball schlafen gegangen bist. Erklär uns doch bitte mal, wann und wie Fußball in Dein Leben trat und wie das Hobby zum Beruf wurde.
Raphael Holzhauser: "Ich bin in einer Fußballfamilie aufgewachsen, auch wenn keiner den Durchbruch geschafft hat. Mein Onkel ist bei uns beim ATSV Teesdorf zum Beispiel Obmann. Mit meinen Verwandten habe ich als kleiner Junge daher Fußball gespielt, auch im Garten bei Oma und Opa. Schon damals war das Ziel Profifußballer zu werden. Bei meinem Dorfverein habe ich dann angefangen und am Wochenende schon U10, U12 und U14, also drei Spiele, gemacht, obwohl ich der Jüngste war. Da hat man dann schon gesehen, dass ich nicht der Schlechteste bin. Mit zehn Jahren bin ich dann zu Rapid gegangen und durfte dort auch gleich bei den Älteren spielen. Über die U15-Nationalmannschaft hat mich dann auch der VfB entdeckt…"

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…wobei Du auch Angebote von anderen Clubs hattest, zum Beispiel Berlin oder Bayern…
Raphael Holzhauser: "…das stimmt. Aber hier hat das Konzept gepasst, es war alles so familiär und das war wichtig, weil es mit 16 Jahren schließlich kein einfacher Weg ist, das eigene Land zu verlassen. Ich habe mich gleich wohl gefühlt in der VfB Akademie. Außerdem haben hier viele junge Spieler den Durchbruch geschafft. Daher bin ich zum VfB gewechselt und bisher lief es richtig gut. Jetzt bin ich Profi und das ist natürlich ein Traum. Für uns Österreicher ist das kaum vorstellbar vor 60.000 Zuschauern zu spielen, daheim sind es schließlich höchstens 15.000."

Stichwort Österreicher: ihr habt zwar keine Sprachbarriere in Deutschland, aber inwiefern findest Du es dennoch gut, dass auch Landsmänner von Dir beim VfB spielen?
Raphael Holzhauser: "Es hat mir gleich von Beginn an geholfen, dass Kevin mit in der Akademie war. Es hilft jetzt natürlich auch bei den Profis, dass wir Martin haben und er uns immer Tipps gibt, wenn er auch kein richtiger Österreicher ist." (lacht)

Welche Erinnerungen hast Du noch an Deine Anfänge beim VfB im Internat?
Raphael Holzhauser: "Der Kunstrasenplatz am Internat war etwas Besonderes. Es war immer geil, wenn wir dort nach dem Training noch Vier-gegen-Vier spielen könnten. Die gesamte Zeit werde ich nicht vergessen."

Wie hast Du den Kontakt zur Familie gehalten und wie machst Du das heute?
Raphael Holzhauser: "Die ist immer zu den Spielen gekommen und das macht sie auch heute noch. Außerdem versuche ich immer in die Heimat zu fahren, wenn wir mal freie Tage haben. Da kann ich dann auch gut abschalten…"

…und hast sicherlich auch Zeit an das Geschehene zurückzudenken. Beim VfB bist Du mittlerweile fester Bestandteil der Profis, Du bist außerdem bei den Fans beliebt. Gibt es für Dich schon einen herausragenden Moment beim VfB?
Raphael Holzhauser: "In den vergangenen Monaten hat es sicherlich mehrere geile Momente gegeben, aber für mich persönlich war bislang der geilste Moment, als ich Vedad das 2:1 gegen Leverkusen vorbereitet habe. Wobei es ist eigentlich immer ein geiles Gefühl ist, wenn wir gewinnen und vor unseren Fans auftreten können."

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Kam 2009 zum VfB: Raphael Holzhauser

Kurz vor diesen Auftritten wartet ihr immer im Spielertunnel. Denkst Du in solchen Momenten überhaupt irgendetwas?
Raphael Holzhauser: "Ich glaube, bei mir wird es da mein gesamtes Leben lang kribbeln. Das ist immer etwas Besonderes. Wenn es mal nicht mehr kribbelt, sollte man wohl besser aufhören. Ich kann das Äußere dann aber ziemlich gut abschalten, wenn es losgeht."

Wo siehst Du bei all Deinen Fortschritten Deinen größten Verbesserungsbedarf?
Raphael Holzhauser: "Es wird langsam mal Zeit für mein erstes Tor. Ich hatte zwar schon die eine oder andere Chance, aber da sollte ich schon noch effektiver werden. Doch das Ziel ist es ohnehin, sich immer weiterzuentwickeln."

Du hast bislang 22 Minuten in der Europa League auswärts gespielt, das war im zweiten Gruppenspiel. Am Donnerstag geht es sicherlich um mehr als damals, wie gehst Du mit dem Druck um?
Raphael Holzhauser: "Wir sollten positiv in dieses Spiel reingehen. Es ist einfach ein tolles Gefühl in der Europa League zu spielen. Unsere Chancen sind nicht so schlecht. Wir haben schon in Bukarest gezeigt, dass wir es können und da standen wir auch etwas unter Druck. Wenn wir so konzentriert agieren wie in Hoffenheim, dann denke ich dass wir in die nächste Runde einziehen."

Worauf freust Du Dich in Genk, wie bereitest Du Dich vor?
Raphael Holzhauser: "Ich habe gehört, dass es ein Hexenkessel ist. Das wird sicherlich toll. Außerdem gehe ich das Spiel im Kopf durch…"

…kannst Du das konkretisieren?
Raphael Holzhauser: "Ich gehe Spielsituationen durch, wie ich zum Beispiel einen Standard schlagen kann. Das mache ich eigentlich immer am Abend vor einem Spiel im Bett."

Für die Vorbereitung auf die Partie hat derweil sicherlich das 1:0 in Hoffenheim geholfen. Welche Bedeutung hat der erste Pflichtspielsieg darüber hinaus für das Rückspiel im Europa-League-Sechzehntelfinale?
Raphael Holzhauser: "Es war erst ein Sieg, das darf man jetzt nicht überbewerten. Aber das gibt uns sicherlich einen Extra-Motivationsschub und neues Selbstvertrauen."

Und wie beeinflusst Euch das späte Gegentor aus dem Hinspiel?
Raphael Holzhauser: "Das hat natürlich die Ausgangssituation geändert. Aber wenn wir ein Tor erzielen und wieder so kompakt stehen wie in Hoffenheim, dann mache ich mir wenig Sorgen."

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