Das Fitnesstraining am Morgen ging soeben zu Ende, nun schmeißen die VfB Profis ihre Klamotten in einen Wäschesack. Kostas Papandrafillis nimmt Kleidungsstücke entgegen und wird die Schmutzwäsche gleich zum Reinigen geben. Vor und während der Übungseinheit hatte er bereits die Wäsche vom Vorabend sortiert – auf Haufen, nach Nummern (Spieler) oder nach Initialen (Funktionsteam).
Der VfB Zeugwart ist beliebt bei der Mannschaft, beim Abendessen des Vortages wurde er extra als Sitznachbar an den Tisch von Georg Niedermeier, Christian Gentner und Co. gebeten. "Es macht mir Spaß mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten", sagt der 59-Jährige und ergänzt: "Man verfolgt die Entwicklung und freut sich fast wie bei den eigenen Kindern, wenn die Profis etwas erreichen."
Über seinen Sohn kam er 1995 zum VfB. Dieser spielte beim Klub mit dem roten Brustring, Kostas Papandrafillis wurde Jugendbetreuer und arbeitet seit 2000 bei den Profis. Die schönste Erfahrung in seiner VfB Zeit war natürlich der Titelgewinn 2007, die größte Enttäuschung das verlorene DFB-Pokalfinale im gleichen Jahr.
Drei Garnituren für 41 Personen
Er ist mittlerweile eine Institution beim VfB, hebt deswegen aber nicht ab und sagt: "Mir ist es peinlich, wenn jemand ein Autogramm möchte." Seine Bodenständigkeit basiert auch auf der Tatsache, dass er als kleiner Junge in Griechenland – er reiste 1964 nach Deutschland ein – mit sehr wenig auskommen musste. "Mir reicht auch ein 0,1-Sterne-Hotel", sagt der zweifache Vater und lacht.
Autogramme sind ihm "peinlich": Kostas Papandrafillis
Während der Vorbereitung auf das Trainingslager hatte er aber keine Zeit zum Lachen. Stress pur: für 41 Personen jeweils drei Garnituren einpacken, zusammen mit dem anderen VfB Zeugwart Michael Meusch ("Micha und ich sind ein eigespieltes Team") das gesamte andere Material vorbereiten, alles kontrollieren, nichts vergessen und direkt nach der Ankunft sofort alles bereitstellen. Er weiß schon jetzt: Vor der Heimreise wird es wieder so arbeitsintensiv werden.
In der Mitte des Trainingslagers bleibt ein wenig Zeit zum Durchschnaufen, wenn auch nur sporadisch. Schließlich soll die Wäsche bereitliegen, jeder Spieler seine Garnitur haben. Kostas Papandrafillis hat einen hohen Anspruch an sich selbst: "Ich stehe lieber früher auf und bereite alles gut vor, als dass ich dann in Stress gerate, wenn die Spieler kommen." Diese verbrauchen unterschiedlich viel Wäsche, manchmal vergisst einer ein Kleidungsstück abzugeben, ein anderer bringt es zu spät. "Das ist wie in jeder Familie", sagt der Zeugwart mit dem markanten Gesicht.
"Ich weiß, wie die Jungs ticken"
Ganz so vertraut wie bei Frau und Kindern soll es aber nicht zugehen: "Es ist am besten, ein bisschen Abstand zu halten, weil ich sonst nicht mehr alle gleich behandeln kann." Natürlich sei die Wellenlänge mit dem einen ähnlicher als mit dem anderen, aber Kostas Papandrafillis versucht es allen recht zu machen.
Das Gute ist: er weiß, "wie die Jungs ticken", schließlich hat er mit seinem Sohn zu Hause ein Anschauungsbeispiel – "und aufgrund des Altersunterschieds kann ich immer mal einen Tipp geben". Manchmal brauche es einen Tritt in den Hintern, manchmal müsse er warmherzig sein. Wenn er doch mal etwas lauter wird, weil die Wäscheabgabe nicht funktioniert, ist der Clinch auch schnell wieder beendet.
Kostas Papandrafillis hat schließlich eine klare Einstellung: "Wir sind eine Zweckgemeinschaft und alle verfolgen das gleiche Ziel, also muss jeder seine Arbeit erledigen." Er macht das nun schon sehr lange, an die 30 Trainingslager hat der Zeugwart auf seinem Konto. Die genaue Anzahl weiß er schon gar nicht mehr.