Cacau spürt sofort, dass dieser Zweikampf nicht gut ausging. Es ist der 17. Oktober, und der VfB Stürmer stieß soeben mit Antonio Rüdiger zusammen. Beide verziehen nun ihr Gesicht, sie haben Schmerzen. Cacau liegt am Boden, hält die Hände zusammengefaltet über dem Kopf. Detlef Müller und Georg Niedermeier sind über Cacau gebeugt, der VfB Therapeut kühlt dessen Knie, auch der Mitspieler hilft. Kurz darauf wird der Deutsch-Brasilianer zum Arzt gebracht und wird später erfahren, dass er sich schwerer verletzt hat. Etwa einen Monat danach trainiert er in der VfB Reha-Welt, macht aktuell vor allem Erhaltungstraining und arbeitet an seinem Comeback.
Bei der Sitzkopfball-Einheit: Cacau
Cacau, hast Du direkt nach dem Zweikampf gespürt, dass etwas nicht stimmt?
Cacau: "Ja, ich habe sofort gemerkt, dass ich etwas am Knie habe, dass etwas gerissen ist. Es hat auch richtig wehgetan."
Hast Du gleich an das Kreuzband gedacht?
Cacau: "Ich wusste sofort, dass das Innenband kaputt ist, und habe gehofft, dass nicht auch noch das Kreuzband betroffen ist, vor allem nicht das vordere. Unser Mannschaftsarzt hat es getestet und gesagt, dass es okay ist. Im Kernspin hat man dann gesehen, dass das hintere Kreuzband was abgekommen hat."
Warst Du nach der Diagnose eher erleichtert, dass das vordere Kreuzband nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, oder geschockt, weil es ja trotzdem ein Kreuzbandriss war?
Cacau: "Ich war kurz erleichtert, als ich gehört habe, dass es nicht das vordere war. Aber als die drei Ärzte nach dem Kernspin rausgekommen sind, habe ich schon geahnt, dass es nicht gut ist."
Jetzt fiel die Verletzung in eine eigentlich schöne Phase, schließlich kam Dein drittes Kind kurz zuvor auf die Welt. Hat Dich der Kreuzbandriss daher vielleicht sogar umso mehr runtergezogen?
Cacau: "Ich habe so ein, zwei Tage gebraucht, um alles zu verarbeiten. Aber dann habe ich mir gesagt: jetzt geht’s nach vorne, ich kann es ohnehin nicht ändern. Daher wird nun gearbeitet und gekämpft. Obwohl die Situation ungünstig war, weil meine Frau Tamara und Davi gerade an dem Tag nach Hause gekommen sind, haben sie mir außerdem viel Halt gegeben."
Auch der Glaube gibt Dir ja viel Halt. Half und hilft Dir das auch bei der Verletzung?
Cacau: "Ich habe mir gedacht, dass der Glaube nun sozusagen geprüft wird. Ob er etwas ist, das einem hilft. Und ich kann nochmal bestätigen, dass das genau das ist, was mich mit Hoffnung nach vorne schauen lässt. Ich weiß, dass Gott auch in dieser Situation bei mir ist und mir die nötige Kraft gibt, weiterhin an einen guten Ausgang zu glauben und jeden Tag hierher zu kommen, um zu trainieren."
Der VfB Stürmer trainiert auch die Bauchmuskeln
Gute Stimmung ist wichtig
Der 31-Jährige humpelt mit seiner Schiene in der VfB Reha-Welt von Station zu Station. Er macht Liegestütze und Bauchmuskel-Training, hebt Hanteln und köpft seinem Sporttherapeuten Frank Haile Bälle zu, während er auf einer Weichbodenmatte sitzt. Cacau unterhält sich zwischendurch mit weiteren Verletzten, die an ihren Comebacks arbeiten, motiviert mal hier, lächelt mal da. "Das geht doch bestimmt auch mit einer Hand", frotzelt Tim Hoogland, als Cacau Liegestützen mit versetzten Armen macht.
Kicken macht natürlich mehr Spaß, aber bekommt ihr es hin, dass auch hier in der Reha-Welt ein wenig Gaudi herrscht? Es sind ja auch Kollegen wie Tim Hoogland oder Tunay Torun da.
Cacau: "Auf jeden Fall. Die gute Stimmung ist genau das, was man in so einer Situation braucht. Hier sind alle in der gleichen Lage, und es wird nicht gejammert. Auch die Physio- und Sporttherapeuten sind immer gut drauf. Das hilft uns und gibt uns sehr viel."
Wie sieht Deine Reha derzeit aus?
Cacau: "Ich bin von Montag bis Samstag hier. Weil ich das linke Bein gar nicht beugen darf und mit der Schiene auch nicht so viel möglich ist, trainiere ich vor allem im Bereich des Oberkörpers und versuche Tamas Hajnal einzufangen, damit ich bei meiner Rückkehr dann mit ihm Liegestützen machen kann (lacht). Wenn nun alles gut läuft, kann ich dann auch das Bein trainieren."
Und die Übungen geben Dir die Therapeuten dann täglich vor?
Cacau: "Ja, das ist aber gar nicht so leicht für Frank, weil ich nur am Oberkörper arbeiten kann. Aber es klappt gut und wir schaffen es, dass es nicht langweilig wird."
Als er die letzte Kopfball-Serie beendet, klatscht Cacau mit dem Therapeuten Frank Haile ab. "Er ist sehr motiviert und fordert auch von uns immer die beste Leistung, gibt dementsprechend aber Vollgas und verhält sich top-professionell", sagt der leitende Sporttherapeut der VfB Reha-Welt: "Außerdem leistet er auch seinen Beitrag zur guten Stimmung hier." Dann läuft der VfB Angreifer zur letzten Station für diesen Tag und beendet die nächste Etappe auf dem Weg zum Comeback.
Hast Du eigentlich schon eine Information erhalten, ob bei Dir die Variante mit der konservativen Behandlung aufgeht?
Cacau: "Nein, weil man das ja derzeit auch gar nicht testen kann. Ich muss einfach noch zwei, drei Wochen abwarten. Ich gehe aber davon aus, dass mein Knie nicht operiert wird. Ich bin sehr optimistisch und glaube fest daran."
Geben Dir die Ärzte und Deine Therapeuten sonst eine Rückmeldung, wie die Reha läuft?
Cacau: "Ja, planmäßig. Am Innenband spüre ich nichts mehr. Man kann es einfach noch nicht beurteilen, und auch die Ärzte müssen vorsichtig sein, sie können ja nicht zu viel versprechen."
Und wie hältst Du in dieser Phase den Kontakt zur Mannschaft?
Cacau: "Ich war bei Spielen dabei und auch in der Kabine. Da bekommt man die Stimmung mit. Außerdem stehe ich in SMS-Kontakt mit ein paar Teamkollegen."