Hallo Sven, nach dem Spiel in Dortmund hast Du auf Deiner Facebook-Seite geschrieben, "bei solchen Spielen merke ich, dass ich den geilsten Job auf der ganzen Welt habe…". Warum genau?
Sven Ulreich: "Die Emotionen in so einer Partie sind einfach klasse. Wenn man vor 80.000 Leuten oder auch in der Mercedes-Benz Arena vor ausverkauftem Haus aufläuft und die Leistung passt, dann ist das eine geile Sache und ein geiler Job, und man freut sich auf jedes Spiel."
Wie denkst Du über diese Aussage nach dem Hannover-Spiel?
Sven Ulreich: "Erst einmal denkt man, dass man im falschen Film ist. Aber es bleibt dennoch der geilste Beruf der Welt. Als Kind hatte ich schließlich das Ziel in so einem Stadion wie hier aufzulaufen, in der Bundesliga zu spielen, mich mit den besten Mannschaften zu messen. Es gehört einfach dazu, dass man Spiele verliert, auch mal so."
Seit dem 2:4 sind nun ein paar Tage vergangen, ihr hattet Zeit darüber nachzudenken. Welche Fehlerquellen habt ihr ausgemacht?
Sven Ulreich: "Es ist immer noch schwierig, das groß aufzuarbeiten, weil die meisten Spieler weg sind. Ich denke, dass wir nach der Rückkehr der Nationalspieler nochmal intensiver auf die Partie eingehen werden. Aber mit ein bisschen Abstand betrachtet, haben wir es in der zweiten Hälfte einfach nicht gut gemacht, uns hinten rein drängen lassen, nicht mehr zu unserem Spiel gefunden. Wir haben also nicht mehr aggressiv nach vorne verteidigt und sind nicht mehr alle kompakt hinter den Ball gekommen, sodass wir agieren können. Somit haben wir nur noch reagiert, und dann bekommt man auch mal Tore. Hannover hatte zwar auch Glück, dass jeder Ball drin war und sie auch noch zwei Elfmeter bekommen haben. Aber wir sollten uns an die eigene Nase fassen und die Niederlage jetzt auch abhaken."
Spielt schon lange konstant gut: Sven Ulreich
Abhaken ist ein gutes Stichwort, denn man könnte diese Niederlage durch ihr besonders bitteres Zustandekommen mit dem Saisonauftakt gegen Wolfsburg vergleichen. Damals hat das Abhaken nicht so gut funktioniert. Was macht Dich sicher, dass Ihr dieses Mal nicht in eine ähnliche Selbstvertrauens-Abwärtsspirale kommt?
Sven Ulreich: "Ich glaube, wir haben uns in den vergangenen Wochen einfach eine große Menge Selbstvertrauen aufgebaut. Außerdem war die erste Hälfte gegen Hannover gut, und wir wissen dieses Spiel richtig einzuschätzen. So etwas passiert im Fußball nun mal. Wir müssen jetzt einfach wieder auf uns schauen und unsere Spiele so bestreiten, wie wir das in den vergangenen Wochen gemacht haben. Wir müssen aus den Fehlern lernen und aus dieser Erfahrung gestärkt rausgehen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir einen Knacks bekommen haben."
Du hast da jetzt auch nicht gemerkt, dass das den einen oder anderen noch belastet?
Sven Ulreich: "Nein. Wir wissen schließlich, was wir können und haben zuvor gut gespielt. Ich habe nicht das Gefühl, dass
sich die Mannschaft hängen lässt oder einen
Selbstvertrauens-Verlust hat."
Du kannst das ja auch ganz gut beurteilen, schließlich war die Partie gegen Hannover Dein 79. Spiel in Serie, das Du komplett durchgespielt hast. Woher nimmst Du die Konzentration und die Kraft dafür?
Sven Ulreich: "Natürlich beansprucht das den Kopf stark. Aber ich versuche einfach außerhalb des Sports abzuschalten, mir Zeit für mich zu nehmen. Ich gehe mal mit dem Hund spazieren, unternehme etwas mit meiner Freundin und meiner Familie. So komme ich auf andere Gedanken. Es geht schließlich nicht, die ganze Zeit den Fokus auf Fußball zu legen. Und wenn ich dann wieder hier beim VfB bin, gebe ich Vollgas. Das ist mein Geheimrezept, ich mache eigentlich nichts Besonderes." (lacht)
Torhüter müssen aber besonders konzentriert sein. Bereitest Du Dich eigentlich speziell vor, hast Du bestimmte Rituale oder Spleens vor Spielen?
Sven Ulreich: "Ich bin sehr abergläubisch und versuche vor dem Spiel immer die gleichen Abläufe zu machen. Aber das sind viele Kleinigkeiten und die Liste wäre jetzt zu lang. (lacht) Ich möchte einfach einen gewohnten Ablauf haben, mache beispielsweise immer die gleichen Stabi-Übungen. Das brauche ich, und so weiß ich, dass ich gut vorbereitet bin."
Das willst Du natürlich auch am Samstag um 15.30 Uhr in Mönchengladbach sein. Was erwartest Du von der Partie?
Sven Ulreich: "Das wird wieder ein schwieriges Spiel, so wie alle Bundesliga-Partien. Gladbach ist vielleicht noch nicht ganz so in der Spur wie in der vergangenen Saison und wird ein wenig abwartender spielen. Wir müssen wie immer hochkonzentriert rangehen, unser Spiel durchziehen, die Kompaktheit haben und zusammen verteidigen. Nach vorne wollen wir dann unsere Torchancen nutzen, und dann muss einfach mal ein dreckiger 1:0-Sieg her. Das wird natürlich aber nicht einfach."
Warum denkst Du, wird es nicht einfach?
Sven Ulreich: "Das ist eine spielstarke Mannschaft, sie treten als Team auf, jeder arbeitet für jeden, sie sind auch kämpferisch stark. Taktisch stehen sie zudem gut, kommen schnell in die Ordnung zurück und haben ein klares System. Wir werden aber gut vorbereitet sein. Ich bin optimistisch, dass wir was mitnehmen werden."