Der SV Babelsberg 03 muss doppelt leiden. Nachdem der Drittligist das Finale des Brandenburgpokals gegen den Sechstligisten SV Falkensee-Finkenkrug verloren hatte, muss der Klub nun auch noch die DFB-Pokal-Partie des Underdogs gegen den VfB Stuttgart im eigenen Karl-Liebknecht-Stadion ertragen. 500 Stehplätze und eine Tribüne mit 50 Sitzgelegenheiten sind zu wenig, und Falkensee-Finkenkrug zieht daher nach Babelsberg um.
Dabei hätte das Endspiel gar nicht schlimmer laufen können. Rückblende: der Favorit geht mit 1:0 durch ein Eigentor des Sechstligaklubs in Führung, verschoss zuvor sogar noch einen Elfmeter. Falkensee-Finkenkrug schafft den Ausgleich, dezimiert sich dann aber mit Rot und Gelb-rot gleich zweimal selbst. Das scheint die Mannschaft des Trainers Frank Rohde aber noch mehr zu motivieren - die Amateurfußballer drehen das Spiel und holen den Pokal. "Leidenschaftlich, willensstark und taktisch diszipliniert": damit erzielte sein Team den Erfolg, wird der ehemalige DDR-Nationalspieler und Bundesliga-Kicker nach dem Triumph sagen und anfügen: "Wir hoffen, dass wir einen vernünftigen Gegner bekommen."
Das Ziel: der DFB-Pokal
Finanziell nicht übernehmen
Das haben sie, und die Vereinsvorsitzende Barbara Richstein bezeichnet das Duell gegen den VfB als den "größten Erfolg der Vereinsgeschichte". Für die Abgeordnete im brandenburgischen Landtag ist die Partie außerdem "ein besonderes Highlight", weil sie in Sindelfingen geboren wurde. "Die Reaktionen auf das Los waren sehr positiv, es herrscht hier eine gute Grundstimmung gegenüber dem VfB, das ist ein ehrlicher Verein", sagt die ehemalige Justizministerin Brandenburgs.
Darauf angesprochen lacht Barbara Richstein erst einmal, um dann zu entschärfen: "Wir bleiben schon auf dem Teppich, auch bei der Planung." Schließlich will sich der Sechstligist finanziell nicht übernehmen. Daher wurde auch das Karl-Liebknecht-Stadion ausgewählt und nicht etwa das Berliner Olympiastadion.
"Die Jungs sollen Spaß haben, denn der Druck liegt beim VfB", sagt Barbara Richstein derweil zum Sportlichen, und der Trainer Frank Rohde ergänzt: "So etwas wird unser Verein nie wieder erleben. Es ist ein absoluter und einmaliger Höhepunkt, den wir nur alle gemeinsam genießen können – auch das Umfeld."
Betriebssportgemeinschaft Fleisch und Frischeierproduktion Falkensee
Und das nimmt in Falkensee-Finkenkrug zahlenmäßig rasant zu. Nach eigenen Angaben ist die Gemeinde westlich von Berlin die am schnellsten wachsende Stadt der Republik. 40.000 Bewohner leben derzeit dort, und im Falkenseer Villenviertel Finkenkrug ist der Verein mit seinen 1.000 Mitgliedern ansässig. Ursprünglich 1913 gegründet durchlief der Klub mehrere Namensänderungen, Fusionen und Neugründungen. Der namentliche Höhepunkt datiert sicherlich im Jahr 1973, als aus der Betriebssportgemeinschaft Chemie Falkensee die Betriebssportgemeinschaft Fleisch und Frischeierproduktion Falkensee wurde.
Am Samstag werden die Anhänger nun den Sportverein Falkensee-Finkenkrug nach vorne schreien, den Brandenburgligisten, der in der ersten Runde des DFB-Pokals den VfB empfängt. "Dieses Pokalspiel wird sicherlich ein großes Volksfest in Falkensee. Für uns ist das eine Pflichtaufgabe, wir müssen da ohne Wenn und Aber weiterkommen", sagt indes der VfB Sportdirektor Fredi Bobic. Leiden sollen diesmal nämlich die Falkenseer.