Dylan Thomas muss es wissen. Denn der Schriftsteller wurde im walisischen Swansea geboren und wuchs dort auf. Später bezeichnete er seine Heimatstadt einmal als eine "ugly, lovely town", eine hässlich-hübsche Stadt. Dieser Widerspruch ist seither mit Swansea verbunden.
Der VfB reist nun zu einem Testspiel an den Bristolkanal und trifft am Samstag um 16 Uhr deutscher Zeit auf den Swansea City Football Club, den ersten walisischen Club in der Premier League, der 2011 aufstieg und dessen größter Erfolg bislang das Erreichen des Pokalhalbfinales von 1926 ist. Doch in der vergangenen Saison besiegten die Waliser Manchester City – und die Presse schrieb prompt von „Swanselona“ in Anlehnung an das passintensive Spiel des spanischen Starclubs.
Zwei Brieffreunde als Clubeigentümer
Daran hatten John van Zweden und David Morgan 1977 nicht gedacht. Der eine, Niederländer, inserierte in der Stadionzeitschrift des damaligen Viertligisten Swansea ein Gesuch für eine Brieffreundschaft. Er musste sein Englisch für die Schule verbessern und erhoffte sich, dass seine Anfrage bei einem unterklassigen Club eher beantwortet würde. Der Andere, Swansea-Fan, antwortete, half van Zweden bei der Sprache und infizierte ihn mit dem Swansea-Virus.
Mittlerweile sind die beiden enge Freunde und zwei der fünf Besitzer des Swansea City FC. Sie kauften den Club 2002 für 25.001 Pfund, damals Letzter der vierten Liga, zudem drohte der Zwangsabstieg, unter anderem wegen Steuerproblemen. Von da an ging es bergauf: Finanzerfolg, Klassenverbleib, Aufstieg – und zwar mehrfach. Das alte Vetch Field wich zudem dem Liberty Stadium. Ihre Premierensaison in der Premier League beendeten die Waliser auf Rang elf.
Das Fußballmagazin 11 Freunde schrieb jüngst über eines der "größten Geheimnisse des zeitgenössischen britischen Fußballs". Schließlich sind die Spieler eher unbekannt oder bei anderen Vereinen aussortiert worden, sie ziehen sich in einem öffentlichen Fitnesszentrum um, waschen ihre Trikots zu Hause. Außerdem decken die Einnahmen die Ausgabe des Vereins, eher untypisch für den britischen Profifußball. In Swansea scheint Einiges zu funktionieren, was anderswo nicht klappt.
Das liegt an Personen wie den zwei Brieffreunden John van Zweden und David Morgan, aber auch an Trainern wie Brendan Rodgers, der mit den Walisern in der Premier League bestand und nun beim FC Liverpool arbeitet. Er gilt als Tüftler, als Erfinder, als Denker, ist nicht abgehoben, geht auch mal mit einer farbbefleckten Jogginghose zum Einkaufen und wurde sogar schon als englischer Nationaltrainer gehandelt. Unter ihm erreichte das Swansea-Spiel den vorläufigen Höhepunkt, ihn zu ersetzen wird für seinen Nachfolger Michael Laudrup nicht leicht. Und es liegt wohl auch an einer gewissen Lockerheit, mit der sie in Swansea an die Aufgaben herangehen.
Eigenwillig, aber irgendwie sympathisch
So steht beispielsweise auf der Clubhomepage geschrieben, dass die Dachkonstruktion und das Obergeschoss des Stadions von einer 2.500 Tonnen schweren Stahlbaukonstruktion gehalten werden. Das an sich ist noch nicht sonderbar, aber die Zusatzinfo verdeutlicht irgendwie das Universelle des walisischen Vereins. Diese 2.500 Tonnen Stahl entsprächen nämlich "dem Gewicht von 300 durchschnittlich großen afrikanischen Elefanten". Eigenwillig, aber irgendwie sympathisch.
Für Bruno Labbadia und seine Profis steht der Trip nach Wales derweil unter einer klaren Vorgabe. "Das ist ein wichtiger Härtetest vor den Pflichtspielen auf internationalem Niveau", sagt der VfB Trainer – und kann sich auf gute Bedingungen freuen. Denn die Wettervorhersage ist eher lovely als ugly.