Der 16. Mai 1992: In letzter Minute gelingt dem VfB der Titelgewinn, den noch eine Woche zuvor kaum einer für möglich hielt. Der VfB unter Trainer Christoph Daum setzte sich im Rennen um die Deutsche Meisterschaft mit einem 2:1-Sieg in Leverkusen durch und holte zum vierten Mal die Meisterschale nach Stuttgart. Nach dem Kopfballtor von Guido Buchwald zum 2:1 beendeten die VfB Fans vorzeitig die Partie. Die Anhänger kletterten über die Absperrung und rannten auf den Rasen.
Die Ausganssituation war denkbar spannend. Punktgleich starteten Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und der VfB in den letzten Spieltag. Die Eintracht hatte das deutlich bessere Torverhältnis und stand vor dem VfB auf dem ersten Tabellenplatz. Ein Sieg gegen den bereits feststehenden Absteiger Hansa Rostock hätte sie zum Meister gemacht und galt als die scheinbar einfachste Aufgabe.
Schlechte Ausgangslage
Dortmund hingegen hatte das schlechteste Torverhältnis der drei punktgleichen Teams und hätte nur im Falle von Niederlagen des VfB und Frankfurt noch Meister werden können.Noch zur Halbzeit hatte der VfB eher schlechte Karten. Borussia Dortmund führte mit 1:0 beim MSV Dusiburg, die Partie Frankfurt gegen Rostock war noch torlos und Fritz Walter glich gerade für den VfB zum 1:1 im Ulrich-Haberland-Stadion aus.
Die Entscheidung fiel in der 86. Spielminute als Guido Buchwald per Kopfball zum 2:1-Sieg traf und somit die vierte Deutsche Meisterschaft für den VfB sicherte. "Ich erinnere mich natürlich noch genau an diesen Moment. Der Schiedsrichter musste das Spiel früher abpfeifen, da die Fans von den Rängen auf das Spielfeld strömten und eine riesige Jubelfeier ausbrach – da sind alle Dämme gebrochen, das war schon einmalig.", erinnert sich Guido Buchwald im Gespräch mit www.vfb.de. Die endgültige Entscheidung fiel in den letzten Minuten als Hansa Rostock mit einem 2:1-Sieg gegen die favorisierten Frankfurter die Meisterschaft für den VfB perfekt machte. Der VfB Ehrenspielführer, der 1984 schon einmal die Meisterschale nach Stuttgart holte, misst dem Titelgewinn von 1992 eine noch größere Bedeutung bei: "Die Meisterschaft 1992 war etwas ganz Besonderes für mich. Im Vergleich zu 1984 war ich nicht mehr der Newcomer, sondern Führungsspieler und dementsprechend war der Titel fast noch bedeutender für mich."
Das kann auch Günther Schäfer bestätigen, der zusammen mit Guido Buchwald sowohl 1984 als auch 1992 zur Meisterelf zählte: "Der große Unterschied zum Gewinn der Meisterschaft 1984 war, dass uns der Titel damals so gut wie sicher war. Hamburg hätte uns zuhause 5:0 schlagen müssen. So war der Kampf 1992 wesentlich spannender. Hinzu kommt, dass es niemand erwartet hat – daher war der Titelgewinn 1992 auch attraktiver. Einige Fans sind die Reise nach Leverkusen erst gar nicht angetreten und haben ihre Tickets verkauft, da die Ausgangslage beinahe aussichtslos war. Wir hatten das schwerste Programm vor uns, um Meister zu werden. Jeder war sich sicher, dass Frankfurt gegen die abgestiegenen Rostocker gewinnen wird. Aber unser Trainer Christoph Daum war anderer Meinung. Er hat fest daran geglaubt und auf den Meistertitel hingearbeitet. Er hat uns in die Köpfe geschweißt, dass wir in dieser Saison Meister werden. Daum hat es geschafft, dass wir selbst immer daran geglaubt haben und deshalb vielleicht auch das nötige Quäntchen Glück hatten."
"So eine Aktion muss man im Leben haben"
Ganz besonders gut erinnert sich der Abwehrspieler noch an seinen entscheidenden Fallrückzieher mit dem er den Ball von der Linie klärte. "So eine Aktion muss man als Abwehrspieler im Leben haben. Im Gegensatz zu einem Stürmer, der innerhalb einer Sekunde ein Tor macht und in die Geschichte eingeht, muss ein Abwehrspieler über die ganze Spielzeit ein sehr gutes Spiel machen. Ich hätte den Ball auch an die Latte schießen können und er wäre ins Tor gegangen. Einen 2:0 Rückstand hätten wir bei diesen Temperaturen nur schwer drehen können.", blickt Günther Schäfer auf den stimmungsvollen Titelgewinn vor 20 Jahren zurück.