Jürgen Röber blickt nach fast 40 Jahren im Profifußball-Geschäft auf eine ereignisreiche Karriere mit Stationen in der Bundesliga, der 2. Liga und im Ausland zurück. Als Trainer sammelte er nicht nur von 1993 bis 1995 beim VfB Stuttgart Erfahrung, sondern auch beim amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Jedoch vergleicht der ehemalige Mittelfeldspieler dieses knapp viermonatige Intermezzo zwischen 2006 und 2007 heutzutage mit einem "Schuss in den Ofen".
Vor dem Aufeinandertreffen der beiden Ex-Vereine von Jürgen Röber sprach www.vfb.de mit dem 58-Jährigen über sein momentanes Leben, seine Ziele, die Zeit im Ausland und natürlich über die Partie am Freitagabend im bereits ausverkauften Signal Iduna Park.
Hallo Herr Röber, in der letzten Zeit ist es etwas ruhiger um Ihre Person geworden. Was machen Sie zurzeit?
Jürgen Röber: "Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Berlin, wohne mitten in der Stadt am Potsdamer Platz und genieße mein Leben. Ich liebe diese Stadt und die Menschen hier. Mit meiner Frau unternehme ich viele Reisen und tue Dinge, die ich in den knapp 40 Jahren im Profigeschäft nicht machen konnte. In letzter Zeit haben wir die Schlösser an der Loire in Frankreich besichtigt, in Norwegen war ich zum Angeln, in Schottland und Irland. Ich nutze die Zeit für mich."
Jürgen Röber spricht mit Axel Kruse
Dann wird man Sie vorerst auch nicht mehr an der Seitenlinie sehen, oder?
Jürgen Röber: "Wahrscheinlich nicht, zumindest nicht in Deutschland. Ich habe beschlossen, dass ich mir diesen Stress nicht mehr antue. Ins Ausland würde ich aber schon wieder gehen, da der Stress beispielsweise in Ankara bei weitem nicht so hoch war. In Deutschland tendiere ich eher zu einer beratenden Tätigkeit bei einem Verein, da ich mit meiner Erfahrung sicherlich vielen Klubs helfen könnte."
Schon als Spieler hat es Sie ins Ausland gezogen, als Trainer waren Sie in Belgrad, Moskau und Ankara tätig. Wie hat es Ihnen jeweils gefallen?
Jürgen Röber: "Ich war schon immer neugierig auf andere Länder und andere Kulturen und hatte Spaß an neuen Erfahrungen. Belgrad ist eine wunderschöne Stadt, direkt an der Donau gelegen, mit unheimlich freundlichen Menschen, die lustig drauf sind. In Moskau war es eher das Gegenteil, wobei die Stadt sehr interessant ist. Aber mir wurde bei Saturn Ramenskoje versprochen, dass 20 Millionen in die Mannschaft investiert werden, doch nach der Wirtschaftskrise war kein Geld da und der Verein wurde aufgelöst. Das Leben in Moskau war schwierig, da Moskau zu den teuersten Städten der Welt gehört und der Verkehr der reinste Wahnsinn ist. Mir hat es keinen Spaß gemacht und ich war froh, als es vorbei war. In Ankara war es dafür aber wieder schön. Ankara ist eine tolle Stadt mit freundlichen Menschen und traumhaftem Essen. Es hat mir sehr gut gefallen. Wenn Ankaraspor die Lizenz für die erste oder zweite Liga zugesprochen bekommt, könnte ich mir gut vorstellen, dort wieder als Sportdirektor oder Trainer zu arbeiten."
Manager Dieter Hoeneß mit Trainer Jürgen Röber
Bei Ihnen war der Übergang vom Spieler zum Trainer bei Rot-Weiss Essen fließend, anschließend kamen Sie für anderthalb Jahre zum VfB. Was ist hängen geblieben aus der Zeit in Stuttgart?
Jürgen Röber: "Ich hatte als junger Trainer eine unglaublich gute Mannschaft, bei der ich als eine meiner ersten Amtshandlungen den Libero auflöste und mit einer Viererkette spielte. Das zog zwar einige Diskussionen mit Guido Buchwald nach sich, aber nachdem wir gleich das erste Spiel beim FC Bayern mit 3:1 gewinnen konnten, verstummten die Diskussionen. Es hat einfach Spaß gemacht, Spieler wie Berthold, Buchwald, Frontzeck, Dubajic, Kögl, Fritz Walter oder Andi Buck zu trainieren. Wir sind in der Rückrunde vom Abstiegsplatz noch fast bis in den UEFA Cup gekommen. Am Ende meiner Amtszeit habe ich Krassimir Balakov zum VfB geholt, nachdem ich bei Dieter Hoeneß im Schrank ein Video mit Szenen von Bala gefunden habe. Meine Frage lautete damals, warum spielt der noch nicht beim VfB? Kurz darauf habe ich Fredi Bobic als Kickers-Spieler in Meppen beobachtet und mich für eine Verpflichtung stark gemacht. Und Giovane Elber habe ich auch persönlich beobachtet. Leider blieb mir keine Zeit mehr, um mit diesen Spielern zu arbeiten."
Und wie fällt Ihr Urteil zu Ihrer Zeit beim BVB aus?
Jürgen Röber: "Im Nachhinein muss ich sagen, dass diese Station ein Schuss in den Ofen war, den Job hätte ich nicht machen brauchen. Ich bin damals spontan eingesprungen, nachdem mich Michael Zorc angerufen hatte, da stand der neue Trainer aber schon bereit. Die Mannschaft war überaltert und es lief einfach nicht, deswegen habe ich nach ein paar Spieltagen auch schon wieder die Reißleine gezogen, schließlich wollte ich nicht für den Abstieg verantwortlich sein."
Mittlerweile steht der BVB wieder sehr gut da und empfängt den VfB als amtierenden Deutschen Meister. Was erwarten Sie am Freitagabend für eine Partie und wie lautet Ihr Tipp?
Jürgen Röber: "Es wird sehr schwer für den VfB. Der BVB spielt tollen offensiven und laufintensiven Fußball, jeder im Team kann Tore machen. Die Dortmunder wissen, dass sie gegenüber den Bayern vorlegen müssen, und so werden sie auch auftreten. Aber auch der VfB hat sich stabilisiert und eine gute Mannschaft beisammen, der man wieder gerne zuschaut. Ich sage mal, dass es am Ende 1:1 ausgeht, aber dann muss alles stimmen für den VfB, der kompakt stehen und auch versuchen muss, nach vorne zu spielen."