Auch 15 Jahre nach seinem Karriereende ist Axel Kruse als Fußballer und Mensch in der Bundesliga unvergessen. Egal ob bei Hansa Rostock, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt oder dem VfB Stuttgart, der Ex-Stürmer war immer Publikumsliebling und Identifikationsfigur. Nach einem etwas schwierigen Start fasste Kruse auch beim VfB schnell Fuß und stürmte von 1993 bis 1996 unter anderem neben Giovane Elber und Fredi Bobic im Trikot mit dem roten Brustring.
Hertha BSC war für Axel Kruse nach dessen Flucht aus der DDR die erste Profistation. Mit der "alten Dame" stieg der heute 44-Jährige in die Bundesliga auf, bevor er zur Frankfurter Eintracht wechselte. Nach seinem Engagement beim VfB spielte Axel Kruse noch einmal für Hertha BSC und schaffte erneut den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse.
www.vfb.de erreichte den bis heute beliebten ehemaligen Angreifer im Büro seiner eigenen Firma und sprach mit ihm über den VfB, Hertha BSC, Fredi Bobic und natürlich die Partie am Samstagnachmittag in der Mercedes-Benz Arena zwischen seinen beiden Ex-Vereinen.
Stürmisches Trio: Elber, Bobic, Kruse
Hallo Axel, wie geht es dir, was machst du momentan und wie ist es dir nach deinem Karriereende 1998 ergangen?
Axel Kruse: "Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Nachdem ich meine aktive Karriere als Profifußballer beendet habe, war ich vier Jahre lang im American Football als Kicker aktiv. In Berlin Mitte habe ich eine Sportsbar eröffnet, aber ziemlich schnell gemerkt, dass das nicht so mein Ding ist. Ich bin nicht der Typ, der das Nachtleben braucht, außerdem will in so einer Bar immer einer mit dir einen trinken, und das war auch nicht so mein Fall. Also habe ich die Bar schnell wieder zu gemacht. Von 2002 bis 2005 habe ich bei TV Berlin als Moderator gearbeitet und hatte zwei Sendungen pro Woche. Mir war schnell klar, dass ich auch zukünftig im Medienbereich tätig sein will, weshalb ich mich 2005 mit einem Freund mit der Firma farbfilm media selbstständig gemacht habe. Wir drehen hauptsächlich Imagefilme und Werbefilme für Unternehmen oder Ministerien. Beispielsweise haben wir bereits für die Deutsche Bahn, die Bundesdruckerei und das Innenministerium gearbeitet."
Kruse im Hertha-Trikot gegen Zvonimir Soldo
Was ist dein Aufgabengebiet, stehst du auch mal hinter der Kamera oder führst Regie?
Axel Kruse: "Nein, eher nicht. Ich mache Kundenaquise und bin für die Organisation zuständig. Für das Internetmagazin der Deutschen Bahn über Hertha BSC stehe ich auch oft vor der Kamera, führe Interviews oder moderiere rund um den Fußball. Am Wochenende bin ich oft für LIGA Total! und Sport1 als Fieldreporter im Einsatz."
Warst du auch schon bei einem Spiel des VfB in der neuen Mercedes-Benz Arena?
Axel Kruse: "Gegen Ende der vergangenen Saison war ich beim Heimsieg gegen Hannover im Stadion, als der VfB den Klassenerhalt sicherte. Obwohl die Arena noch nicht ganz fertig umgebaut war, waren die Stimmung und die Atmosphäre überragend. Witzig war das Interview nach dem Spiel mit Fredi Bobic, da ich ihn als Reporter natürlich siezen und eine gewisse Distanz wahren musste. Dabei gehört Fredi zu meinen besten Freunden. In Berlin wohnen wir keine 15 Minuten voneinander entfernt und grillen oft zusammen oder gehen gemeinsam essen, wenn er in Berlin ist."
Aber in der neuen Mercedes-Benz Arena warst du noch nicht?
Axel Kruse: "Leider habe ich es noch nicht geschafft, aber Fredi hat mir bereits in den höchsten Tönen von der tollen Stimmung und der neuen Cannstatter Kurve mit den rund 8.000 Stehplätzen vorgeschwärmt. Es freut mich für Fredi und den VfB, dass der Vertrag mit ihm verlängert wurde. Fredi lässt sich nicht verbiegen und geht seinen Weg. Das ist mittlerweile selten im Profifußball."
Elber und Kruse freuen sich über ein Tor
Wem drückst du eigentlich am Samstag die Daumen beim Duell deiner beiden Ex-Vereine?
Axel Kruse: "Das ist echt nicht einfach für mich. Beim DFB-Pokalspiel von Hertha BSC am Mittwochabend war ich als Fan im Stadion, mein Sohn steht immer in der Ostkurve, aber dafür bin ich mittlerweile zu alt. Zum VfB habe ich aber auch ein besonderes Verhältnis, weshalb ich mir persönlich ein Unentschieden wünsche."
Und wie glaubst du, wird die Partie verlaufen?
Axel Kruse: "In der Bundesliga ist das seit einigen Jahren nur noch sehr schwer vorherzusagen, der Faktor Glück spielt eine immer größere Rolle. Wer das erste Tor schießt, ist sicherlich im Vorteil. Vom Potenzial her sehe ich den VfB vor der Hertha, aber beide Teams machen eine schwere Phase durch."
Du kennst den VfB noch aus einer Zeit, als Gerhard Mayer-Vorfelder Präsident war. Welche Erinnerungen verknüpfst du mit dem Verein?
Axel Kruse: "Auch wenn Gerhard Mayer-Vorfelder in der Öffentlichkeit oft kritisch gesehen wurde, hatte ich ein super Verhältnis zu ihm. Er ist ein Mensch, der Wort hält, und das zählt viel in diesem Geschäft. Ich hatte eine richtig gute Zeit in Stuttgart und viel Spaß. Manchmal glaube ich, die Schwaben wissen gar nicht, was sie an ihrem Verein haben und wie gut der VfB aufgestellt ist.
Axel mit Kruse junior, der heute 20 Jahre alt ist
Ich hatte damals ein tolles Verhältnis zu den Fans, auch wenn es nach meiner roten Karte gleich zu Beginn meiner VfB-Zeit etwas gedauert hat. Aber sie haben meine Leistungen anerkannt und mich gemocht, glaube ich zumindest. Ein besonderes Erlebnis hatte ich später, als ich mit Hertha BSC in der 2. Runde des DFB-Pokals in Berlin gegen den VfB im Elfmeterschießen verloren habe und die VfB-Fans vor dem Spiel meinen Namen gerufen haben. Das hat mich extrem stolz gemacht, so etwas vergisst man nie wieder. Zum Dank habe ich ihnen in der Kurve zu gewunken. Ich weiß auch noch, dass ich anfangs in Sorge war, dass mein Sohn seinen schwäbischen Dialekt behält, den er sich in unserer Nachbarschaft in Neuhausen auf den Fildern angeeignet hatte. Aber mittlerweile spricht er perfekt hochdeutsch, wie sein Vater (lacht)."
Wie schätzt du die aktuelle Lage beim VfB ein?
Axel Kruse: "Die letzte Saison war brutal für den VfB. Nach nur zwölf Punkten zur Winterpause ging es in der Rückrunde Woche für Woche darum, nicht zu verlieren und zu punkten. Mit diesem mörderischen Druck sind Fredi Bobic und Bruno Labbadia super umgegangen. Der VfB versucht sich nun, neu aufzustellen und wieder mehr auf junge eigene Spieler zu setzen. Der Klub braucht Ruhe und Geduld und muss sich wieder finden. Das ist die erste schwächere Phase unter Bruno Labbadia, da darf man nicht gleich alles in Frage stellen."
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit deiner Firma und als Fieldreporter!