Jeweils sechs Jahre seiner aktiven Karriere verbrachte Jürgen Hartmann beim VfB und beim Hamburger SV, ehe er sein Glück im Ausland beim FC Basel versuchte. Beim Schweizer Spitzenverein machte der ehemalige defensive Mittelfeldspieler im Anschluss an seine Profilaufbahn die ersten Schritte als Coach, anschließend trainierte er den Offenburger FV, war Co-Trainer von Guido Buchwald bei Alemannia Aachen und Cheftrainer bei der SG Sonnenhof Großaspach.
www.vfb.de traf den 49-jährigen Schwarzwälder beim Training des VfB und sprach mit ihm über seine Zeit im Trikot mit dem roten Brustring und bei den Rothosen sowie über das Duell der beiden Traditionsvereine am kommenden Samstag in Hamburg.
Jürgen Hartmann beim VfB-Training
Hallo Herr Hartmann, man trifft Sie immer mal wieder während der Trainingseinheiten des VfB an, was verbindet Sie noch mit dem Verein?
Jürgen Hartmann: "Ich stehe in regelmäßigem Kontakt zum Verein und zu vielen ehemaligen Spielern, mit denen ich damals zusammen gespielt habe. Wenn ich hier bin, besuche ich oft auch Peter Reichert (Fanbeauftragter des VfB, Anm. d. R.) oder Günther Schäfer (Leiter VfB-Fußballschule, Anm. d. R.). Angefangen haben meine regelmäßigen Besuche, als Armin Veh Trainer des VfB war. In der Meistersaison habe ich ein vierwöchiges Praktikum beim VfB gemacht. Nach Armin hat Markus Babbel das Traineramt übernommen, mit ihm habe ich beim HSV zusammengespielt. Er war einer der jüngsten Spieler, als er von Bayern an den HSV verliehen wurde, und ich einer der erfahrenen Spieler. Auf Babbel folgte Christian Groß, den ich aus meiner Zeit in Basel kenne. Er war in Basel Cheftrainer und ich Coach der zweiten Mannschaft. Für kurze Zeit war dann Jens Keller Chefcoach in Stuttgart. Mit Jens habe ich beim VfB zusammen gespielt. Und mit Bruno Labbadia habe ich gemeinsam den Trainerlehrgang absolviert. Für mich ist es also immer interessant, was beim VfB so passiert, da ich viele der Protagonisten persönlich kenne."
Jürgen Hartmann im VfB-Trikot
Ihre Profikariere begann 1985 beim VfB, für den Sie bis 1991 spielten. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Jürgen Hartmann: "Die Kameradschaft innerhalb der Mannschaft war enorm. Durch die Zusammenstellung des Teams aus Spielern aus der Region herrschte ein großer Zusammenhalt innerhalb unserer Mannschaft, den ich so später nicht mehr erlebt habe. Das war quasi eine Baden-Württemberg-Auswahl. Mit Spielern wie Günther Schäfer, Peter Reichert, Jürgen Klinsmann, Rainer Zietsch, Rainer Schütterle, Maurizio Gaudino oder Fritz Walter habe ich heute noch Kontakt und spiele mit manchen von ihnen in der Traditionsmannschaft des VfB. Fast alle wohnen noch in der Region. Natürlich ist das Erreichen der beiden Finals im DFB-Pokal 1986 und im UEFA-Pokal 1989 eine besonders schöne Erinnerung, auch wenn wir leider beide Male verloren haben. Ein Titel wäre damals die Krönung gewesen."
Anschließend waren Sie von 1991 bis 1997 beim Hamburger SV unter Vertrag. Wie groß war die Umstellung für Sie?
Jürgen Hartmann: "Die Umstellung auf eine andere Stadt, einen neuen Verein und neue Spieler war schon nicht ganz einfach. Im Gegensatz zum VfB bestand das Team des HSV aus einer Multi-Kulti-Truppe mit nur einem gebürtigen Hamburger."
Hartmann im HSV-Trikot gegen Balakov
Gab es ein prägendes Duell zwischen dem VfB und dem HSV, an dem Sie teilgenommen haben?
Jürgen Hartmann: "Besonders in Erinnerung ist mir das Halbfinalspiel im DFB-Pokal 1997 gegen den VfB, als ich den Ausgleich zum 1:1 erzielte. Durch ein Tor von Thomas Schneider sind wir leider ausgeschieden, aber dieses Spiel war schon ein Highlight für mich."
Wie erging es Ihnen in Basel, dem heutigen Spitzenteam der Schweiz?
Jürgen Hartmann: "Insgesamt war ich drei Jahre in Basel, anderthalb Jahre als Spieler und anderthalb Jahre als Trainer. Zusammen mit Oliver Kreuzer, Maurizio Gaudino und Trainer Jörg Berger waren wir eine deutsche Clique. Unsere Ambitionen waren groß, am Ende der Saison haben wir aber nur knapp den Abstieg verhindern können. Ich weiß nicht, was mit dem FC Basel passiert wäre, wenn wir abgestiegen wären. Damals wurde René C. Jäggi Präsident und Gisela ‚Gigi‘ Oehri stieg als Mäzenin ein. Es war sozusagen der Startschuss für den FC Basel in die Position, die mittlerweile überragend ist in der Schweiz."
Wie verlief Ihr Werdegang vom Spieler zum Trainer und was machen Sie zurzeit?
Jürgen Hartmann: "Mir war als Spieler noch nicht klar, dass ich nach der Karriere als Trainer arbeiten wollte. Dennoch war der Übergang fließend. Zunächst trainierte ich ein halbes Jahr lang die A-Jugend des FC Basel, anschließend ein Jahr lang die zweite Mannschaft. Das Trainergeschäft ist extrem erfolgsabhängig, was manchmal nicht besonders prickelnd ist. Momentan befinde ich mich in Gesprächen und hoffe, dass ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder einsteigen kann. Die Regionalliga wäre schon interessant, aber das Trainergeschäft ist kein Wunschkonzert."
Hatrmann im Trikot der VfB-Traditionsmannschaft
Am Samstag kommt es in Hamburg zum Duell Ihrer beiden Ex-Vereine. Was erwarten Sie für ein Spiel, wem drücken Sie die Daumen und was tippen Sie?
Jürgen Hartmann: "Auf jeden Fall werde ich am Samstag beruhigter im Sessel sitzen als noch vor den beiden letzten Begegnungen zwischen Hamburg und dem VfB. In der vergangenen Saison war der VfB vor dem Spiel in akuter Abstiegsgefahr, vor dem Hinspiel in der Vorrunde reiste der HSV als Tabellenletzter und ohne Sieg nach Stuttgart. Vor dem Spiel am Samstag geht es für beide Mannschaften um nicht mehr viel, beide haben sich in der Tabellenmitte festgesetzt. Nach den zwei Heimsiegen zuletzt hat der VfB vielleicht aber noch die Chance, mit einer Serie im oberen Tabellendrittel anzugreifen. Da dürfte der Anreiz für die VfB-Spieler größer sein. Aus demselben Grund würde ich mich auch über einen VfB-Sieg etwas mehr freuen. Im Tippen war ich schon immer schlecht. Von der Tendenz her denke ich aber, dass es ein Unentschieden gibt, wobei der VfB leichte Vorteile haben könnte."