Wenn Shinji Okazaki und Gotoku Sakai zusammen sind, wird viel geredet und gelacht. Im Trainingslager des VfB sind die beiden japanischen Nationalspieler nahezu unzertrennlich. Beim Essen sitzen sie nebeneinander, sie teilen sich ein Zimmer und die Übungen während den Trainingseinheiten absolvieren sie ebenfalls am liebsten gemeinsam.
Kein Wunder also, dass es die Beiden nur im Doppelpack im Interview auf www.vfb.de gibt. Wobei Doppelpack nicht ganz korrekt ist, denn VfB Japan Scout Takashi Kawagishi folgt den beiden Profis auf Schritt und Tritt, schließlich ist er auch ihr Betreuer und Dolmetscher beim VfB und hilft ihnen im Alltag genauso wie auf dem Trainingsplatz.
Die neue Nummer zwei des VfB: Go Sakai
Shinji und Go, vielen Dank, dass ihr euch nach den harten Trainingseinheiten noch Zeit für ein Gespräch genommen habt. Zunächst die Frage an Neuzugang Gotoku Sakai: Erzähl uns doch etwas über deinen Werdegang, der ja doch etwas ungewöhnlich ist.
Gotoku "Go" Sakai: "Meine Eltern haben sich vor vielen Jahren in New York kennengelernt. Ich bin in New York zur Welt gekommen und habe dort die ersten beiden Jahre meines Lebens auch gewohnt. Dann sind wir nach Japan gezogen, wo ich seitdem mit meinem Bruder, der ebenfalls Fußballprofi ist, und meinen Eltern gelebt habe."
Deine Mutter ist Deutsche, dein Vater Japaner. Wie läuft die Kommunikation ab im Hause Sakai?
Go: "Mit meinen Eltern spreche ich japanisch, wobei meine Mutter ab und zu auch englisch und deutsch mit mir spricht, sodass ich die Sprache schon etwas verstehe."
Shinji, wie sehr hat es dich gefreut, als der VfB mit Gotoku Sakai einen zweiten Japaner nach Stuttgart geholt hat?
Shinji Okazaki: "Ich habe mich natürlich riesig darüber gefreut, schließlich kenne ich Go schon von der WM 2010 und der Asienmeisterschaft 2011. Schon dort haben wir einiges miteinander unternommen. Jetzt verbringen wir natürlich auch viel Zeit miteinander."
Und wer bestimmt bei euch beiden, was gemacht wird?
Shinji: "In Japan zählt das Wort des Älteren, und da ich älter als Go bin, muss er machen, was ich sage (lacht)."
Go: "(lacht) Shinji ist vielleicht der Ältere von uns beiden, ist aber viel kindischer als ich."
Seit einem Jahr beim VfB: Shinji Okazaki
Dann wäre das ja geklärt. Go, was bedeutet es für dich, im Heimatland deiner Mutter zu spielen?
Go: "In Deutschland zu spielen ist ein ganz besonderes Gefühl, und meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Meine Oma lebt in Nürnberg und will mich bald mal in Stuttgart besuchen kommen. Zuletzt habe ich sie in Japan gesehen, als ich noch in der Grundschule war. Nun bin ich erwachsen und werde sie bald wiedersehen. Ich war zuvor erst einmal in Deutschland im Rahmen eines Fußballturniers. Damals war ich 15 Jahre alt, habe meine Oma aber leider nicht getroffen. Ich bin wirklich hoch motiviert, die deutsche Sprache bald richtig sprechen zu können."
Apropos Deutschland, was ist anders als in Japan?
Shinji: "Für mich war es am Anfang ungewöhnlich, tagsüber so viele erwachsene Menschen auf der Straße und in Cafés zu sehen und nicht bei der Arbeit. Die Deutschen genießen ihre Freizeit mehr als die Japaner es tun. Dort geht es tagsüber nur um die Arbeit. Für Kinder ist es in Deutschland ideal aufzuwachsen, es gibt viel Natur und man kann gut spazieren gehen. Es ist witzig, es gibt das Gerücht, dass die Japaner den Deutschen ähnlich sind. Ich denke, das stimmt nur zum Teil. In Deutschland sind die Menschen etwas aufbrausender. Sie ärgern sich schneller über Dinge, beispielsweise im Straßenverkehr. Japaner sind geduldiger und ruhiger. Dafür müssten sich die Japaner vielleicht etwas vom Siegeswillen und vom Ehrgeiz der Deutschen abschauen."
Go: "Ich war zwar nur ein paar Tage in Deutschland, aber mir ist aufgefallen, dass die Menschen hier teilweise schon mittags Bier trinken (lacht)."
Dann habt mal noch weiterhin viel Spaß miteinander beim VfB und natürlich auch hier in Belek im Trainingslager.