Für Kevin Kuranyi ist der Rückrundenauftakt zwischen dem VfB und S04 in der Veltins-Arena ein ganz besonderes Spiel, schließlich streifte sich der Stürmer, dessen Mutter aus Panama stammt und dessen Vater ungarische Wurzeln hat, jedoch im Raum Ludwigsburg aufwuchs, die Trikots dieser beiden Vereine über.
In Brasilien geboren und groß geworden wechselte der 29-Jährige im Alter von 15 Jahren in die Jugendabteilung des VfB. Beim Verein mit dem roten Brustring schaffte er 2001 den Sprung von den Amateuren zu den Profis, wurde 2003 Vizemeister mit dem VfB und in die deutsche Nationalmannschaft berufen. 2005 zog es den Familienvater nach Gelsenkirchen zum FC Schalke 04, wo er bis zu seinem Wechsel 2010 zu Dinamo Moskau weiterhin erfolgreich auf Torejagd ging.
www.vfb.de erreichte Kevin Kuranyi im Trainingslager seines Vereins und sprach mit ihm über das Duell seiner beiden Ex-Klubs, die Vergangenheit sowie über die Zukunft.
Kevin Kuranyi im Trikot von Dinamo Moskau
Hallo Kevin, im Gegensatz zur Bundesliga, wo am Wochenende die Rückrunde beginnt, dauert die Pause in Russland noch bis März. Was passiert in dieser langen Zeit ohne Pflichtspiele?
Kevin Kuranyi: "Die Pause ist für uns Spieler nicht so lange, wie es scheint. Ich hatte von Anfang Dezember bis Anfang Januar einen guten Monat frei. In dieser Zeit habe ich meine drei Heimatländer Brasilien, Panama und Deutschland besucht. Zu Jahresbeginn ging es in Moskau weiter mit den Medizinchecks, danach waren wir in Sotschi am Schwarzen Meer im ersten Trainingslager. Jetzt sind wir gerade zur Vorbereitung in Dubai, danach folgen noch Trainingslager in Spanien und der Türkei. Und am dritten März geht es in der Liga wieder mit der Meisterrunde weiter."
Vor knapp zwei Jahren hast Du der Bundesliga den Rücken gekehrt und Dich zu einem Wechsel zu Dinamo Moskau entschieden. Wie gefällt es Dir und wo liegen sportlich und privat die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Russland?
Kevin Kuranyi: "Es gefällt mir sehr gut. Deshalb habe ich im Dezember auch meinen Vertrag bis 2015 verlängert. Als ich gekommen bin, stand Dinamo auf einem zweistelligen Tabellenplatz, jetzt spielen wir ganz oben mit. Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen und es macht riesig Spaß ein Teil davon zu sein. Der Unterschied zu Deutschland ist im privaten nicht sehr groß. Moskau ist eine Weltstadt – hier fehlen meiner Frau, meinen Kindern und mir höchstens die Freunde oder die Familie. Aber die sind ja auch nur zwei Flugstunden entfernt. Sportlich ist der größte Unterschied wohl, dass die Bundesliga ausgeglichener ist. Unsere fünf Top-Teams könnten aber in Deutschland gut mithalten."
Das 1:0 im Ligapokalfinale durch Kuranyi
Am Samstag trifft der VfB zum Rückrundenauftakt in Gelsenkirchen auf den FC Schalke 04. Welchem Deiner Ex-Vereine drückst Du die Daumen und wer wird Deiner Meinung nach gewinnen?
Kevin Kuranyi: "Oh je. Das ist immer schwer zu sagen, weil ich beide Vereine sehr mag und es bei beiden Clubs noch Leute gibt, die ich sehr schätze. Ich versuche da immer diplomatisch zu sein und tippe ein Remis."
Was glaubst Du, wo landen der VfB und die Knappen am Ende der Saison?
Kevin Kuranyi: "Beide Clubs machen mir in dieser Saison bisher viel Freude. Schalke kann dem FC Bayern im Kampf um die Meisterschaft zumindest ein bisschen ärgern, der VfB hat endlich mal wieder eine ganz gute Vorrunde gespielt und das Zeug, einen Europapokalplatz zu erreichen."
Sowohl für den VfB als auch für S04 hast Du in der Bundesliga gespielt und Tore erzielt. Was verbindest Du mit diesen beiden Vereinen?
Kevin Kuranyi: "Viele schöne Erinnerungen, ein paar richtig gute Freundschaften und drei Vizemeistertitel. Leider hat es mit beiden nicht ganz auf Platz eins gereicht."
Kuranyi nach seinen drei Toren gegen S04
Gab es ein Duell der beiden Klubs, an das Du persönlich besonders gute Erinnerungen hast?
Kevin Kuranyi: "Oh je, da gab es viele tolle Spiele. Zwei besondere Partien fallen mir spontan ein. Für Schalke habe ich einmal im Ligapokalfinale das Tor des Tages erzielt, für den VfB habe ich bei einem 3:0-Sieg über Schalke einmal alle Treffer erzielt."
Im Sommer trifft man Dich ab und zu im Freibad Möhringen an. Bedeutet Stuttgart noch immer Heimat für Dich?
Kevin Kuranyi: "Auf jeden Fall. Stuttgart ist meine Heimat. Meine Familie und die Familie meiner Frau leben hier, genauso wie unzählige Freunde. Ich bin immer, wenn es meine Zeit erlaubt, hier. Leider ist das selten am Wochenende, ich kann also nie ein VfB-Spiel live im Stadion sehen."
Kannst Du Dir vorstellen, nach Deiner Karriere wieder nach Stuttgart zurückzukehren?
Kevin Kuranyi: "Nicht nur vorstellen. Das haben meine Frau und ich fest vor. (Grinst.) Und warum eigentlich nach meiner Karriere. Vielleicht spiele ich ja noch einmal für den VfB."