Es gibt Situationen, in denen der Fußball auch auf einer Pressekonferenz vor einem Heimspiel in den Hintergrund gerät, so auch am Donnerstagmittag, als Bruno Labbadia und Fredi Bobic von den Medienvertretern auf Ralf Rangnick und dessen Entscheidung angesprochen wurden, aufgrund eines Erschöpfungssyndroms sein Amt als Schalker Cheftrainer niederzulegen.
Sowohl der Cheftrainer als auch der Sportdirektor zeigten sich nachdenklich und sprachen dem ehemaligen VfB-Coach Mut zu. "Ich hoffe, dass Ralf sich schnell erholen kann und wünsche ihm alles Gute. Ich weiß, mit wie viel Druck und Intensität ein Trainer heutzutage zurechtkommen muss. Der Druck nimmt kontinuierlich zu, die Aufmerksamkeit rund um den Fußball ist enorm. Natürlich ist das Produkt Fußball in Deutschland sensationell, mehr geht fast nicht, aber es gibt auch die Schattenseiten. Alles ist viel schnelllebiger und gläserner geworden. Mir hat das halbe Jahr Pause, dass ich mir vor dem VfB gegönnt habe, extrem gut getan, um abschalten zu können und einen Blick von außen zu bekommen", so Bruno Labbadia.
Fredi Bobic sagte: "Mich hat die Nachricht heute Morgen persönlich getroffen, ich habe eine vertrauliche und gute Beziehung mit Ralf. Ich kenne ihn seit der Jugendzeit und habe viele positive Erfahrungen mit ihm gemacht. Ich habe großen Respekt vor seiner Entscheidung und der Konsequenz, sich eine Auszeit zu nehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie akribisch und intensiv er seinem Beruf nachgeht. Wenn er durchgeschnauft, hat wird er wieder zurückkommen, da bin ich mir sicher."
"Strotzen sicher nicht vor Selbstvertrauen"
Natürlich ging es bei der Spieltags-Pressekonferenz auch um das bevorstehende Heimspiel gegen den Tabellenletzten Hamburger SV. Bruno Labbadia freut sich auf das Wiedersehen mit Interimstrainer Rodolfo Cardoso, der seit Montag für den entlassenen Michael Oenning die Mannschaft coacht. "Wir haben in Bremen zusammen gespielt und später habe ich ihn als U23-Trainer beim HSV erlebt. Ich mag ihn sehr gerne, er ist ein lockerer Typ und kann den Spielern Spaß am Fußball vermitteln", so der 45-Jährige, der trotz des momentanen Tabellenplatzes großen Respekt vor den Hanseaten hat: "Der HSV hat eine gute Mannschaft mit 18 aktuellen oder ehemaligen Nationalspielern. Von der Besetzung her ist das ein sehr gutes Team, das um die Plätze fünf bis zehn spielen müsste. Vor allem in der Offensive verfügen sie über viel Qualität. Aber nach den letzten Wochen strotzen sie sicher nicht vor Selbstvertrauen. Wir spielen zu Hause vor hoffentlich vollem Haus unter Flutlicht, das wird ein schönes Spiel auch für unsere Fans. Wir wollen gewinnen, das Heft in die Hand nehmen, Druck ausüben und dominant auftreten. Dazu gehört Selbstvertrauen, dass wir uns durch unsere Siege zuletzt erarbeitet haben", sagte der VfB-Cheftrainer.
Personell gibt es im Vergleich zum Derbysieg beim SC Freiburg kaum Veränderungen. Einzig Mamadou Bah kehrte nach seiner Handoperation wieder ins Mannschaftstraining zurück. Ansonsten fehlen Matthieu Delpierre, Georg Niedermeier, Ermin Bicakcic, Julian Schieber und Johan Audel. "Matthieu macht gute Fortschritte und wird demnächst auch wieder mit dem Ball arbeiten können. Bei Georg müssen wir darauf warten, dass ihm die Ärzte grünes Licht geben. Bevor nicht alles komplett ausgeheilt ist, kann er nicht voll belasten. Julian ist im Aufbau, aber eine Prognose, wann er wieder einsatzfähig ist, kann ich nicht abgeben", meinte Labbadia, der sich über die Ausgangslage vor dem siebten Spieltag freut. "Es tut gut, in der Tabelle weiter oben zu stehen. Aber wir wissen, wo wir herkommen und dass wir in jedem Spiel 100 Prozent geben müssen. Von daher bleiben wir auch weiterhin bescheiden und denken von Spiel zu Spiel."