Die außergewöhnliche Sicht hat es ihnen angetan. Schon seit vielen Jahren besitzen Valerie Koch und Maria Candido vom VfB Fanclub Neckartalwerkstätten eine Dauerkarte in der Untertürkheimer Kurve. Kaum ein Heimspiel haben die beiden verpasst. Im Grunde immer, wenn in der Mercedes-Benz Arena der Ball rollt, fiebern sie auf ihrem Stammplatz im Block 74 mit. Beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg war das freilich nicht groß anders, auch da waren sie wieder voller Emotionen dabei. Allerdings diesmal an einem anderen, an einem ganz besonderen Ort: hoch oben auf der Haupttribüne, in der „Dunkelroten Loge“. Denn Valerie Koch und Maria Candido waren zwei von zahlreichen Menschen mit Handicap, die der VfB und seine Partner Mercedes-Benz Bank, Stars 4 Kids und Lebenshilfe Baden-Württemberg treu dem Motto des VfBfairplay Spieltags „Brust raus! Für Inklusion“ in den Heimspieltag aktiv einbezog – und ihnen damit einen Einblick in die Abläufe vor und hinter den Kulissen eines Heimspiels und vor allem viele unvergessliche Eindrücke ermöglichte. „Ich finde es schön und spannend mal hier zu sitzen“, sagte Valerie Koch, „von hier aus hat man einen besseren Überblick übers ganze Spielfeld. Hier sieht man alles ganz genau, zum Beispiel wie die Spieler taktisch verschieben oder ob ein Foul im oder vor dem Strafraum passiert.“
Der Perspektivwechsel von Valerie Koch und Maria Candido war dabei nur eine von mehreren Aktionen im Zeichen der Inklusion. Für alle sichtbar verzichtete die Mercedes-Benz Bank bereits zum fünften Mal zugunsten des Leitspruchs „Brust raus! Für Inklusion“ bei einem Heimspiel auf ihre Trikotwerbung im Brustring. Zudem nahmen an der Fritzle-Runde kurz vor Spielbeginn neben Mitgliedern des Fritzle-Clubs auch Kinder und Jugendliche vom Projekt für inklusive Fußball-Förderung (PFIFF) sowie Mitglieder des Kids-Clubs vom 1. FC Nürnberg teil. Zu den Einlaufkindern gehörten dank der Mercedes-Benz Bank diesmal unter anderem elf Kinder des Vereins „46PLUS – Down-Syndrom Stuttgart.“ Und auch Mehmet Ulusoy und Sophia Bonow, beide schon ihr Leben lang VfB Fans, erlebten einen außergewöhnlichen Arbeitstag. Denn die beiden, die normalerweise in den Neckartalwerkstätten, in einem CAP-Markt oder im Cartias-Laden Carla arbeiten, unterstützten die VfB Mitarbeiter einige Stunden lang im Fanshop – und saßen aber trotzdem rechtzeitig zum Anpfiff auf ihrem Platz im Stadion.
Einen interessanten Perspektivwechsel, der die Sinne für den Alltag von Menschen mit Handicap schärft, erlebten die Zuschauer auch in der Untertürkheimer Kurve. Denn dort konnten sie am Mitmachstand der Lebenshilfe Baden-Württemberg einmal in die Rolle eines blinden Fußballers schlüpfen und versuchen mit verbundenen Augen den Fußball, in dem sich Glocken befinden, zu orten und ins Tor zu schießen. Oder auf einem Stuhl sitzend den Ball jonglieren, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie eingeschränkt der Bewegungsradius ist für Menschen, die ganz oder größtenteils in ihrem Alltag auf den Rollstuhl angewiesen sind. Der VfBfairplay Spieltag bot so viele interessante Aktionen – für Menschen mit und ohne Handicap.