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Verein 5. Oktober 2025

„Bedeutet mir sehr viel“

Zehnkampf-Weltmeister und VfB-Athlet Leo Neugebauer spricht im „aktuellen sportstudio“ des ZDF über den Wettkampf in Tokio, psychologische Vorteile und Glückwünsche aus der Cannstatter Kurve.

Mit ungläubigem Blick schaut Leo Neugebauer auf den Monitor, auf dem der Einspieler zu seinem WM-Zehnkampf gezeigt wird. Disziplin für Disziplin durchlebt der 25-Jährige seine zwei Wettkampftage noch einmal aufs Neue. Ein leichtes Kopfschütteln, die Augen leuchten. Zwei Wochen nach seinem bislang größten sportlichen Erfolg war der frischgebackene Weltmeister am Samstagabend zu Gast im „aktuellen sportstudio“ des ZDF und sprach dort gemeinsam mit Moderator Jochen Breyer sowie dem aus Stuttgart stammenden früheren VfB-Jugendspieler und heutigen Bayern-Profi Serge Gnabry über seine Erlebnisse in Tokio und in den Tagen danach.

Leo Neugebauer über…

… die Tage nach dem WM-Erfolg in Tokio: „Es wurde wenig geschlafen, vor allem in der ersten Nacht. Auch jetzt, nach zwei Wochen, ist es immer noch schwer zu begreifen. Die vergangenen Tage habe ich in London verbracht, deshalb ist meine Stimme auch noch etwas kratzig. Aber man muss den Erfolg ja auch gebührend feiern.“

… den Wettkampf in Tokio: „Der erste Wettkampftag lag mir eigentlich immer etwas mehr. Diesmal bin ich aber gar nicht gut reingestartet und die Stimmung hat nicht so richtig gepasst. Daher bin ich sehr locker und entspannt in den zweiten Tag gegangen. Das Publikum war super aufgelegt, es hat echt Spaß gemacht und auch die Leistungen wurden immer besser. Und irgendwie bin ich dann Weltmeister geworden.“

… die Momente nach dem Ende der letzten Disziplin: „Ich wusste vor dem 1.500-Meter-Lauf, welche Leistung ich bringen muss, damit es reicht. Während des Laufs bin ich wirklich nah an mein Limit gekommen und auch meine Beine haben das gespürt, wie man an den Fernsehbildern sieht. Aber meine einzige Chance auf den Sieg bestand darin, einfach durchzuziehen und als ich über die Ziellinie gelaufen bin, war ich mir schon zu 98 Prozent sicher, dass es reichen würde.“

… den psychologischen Vorteil, nicht als Führender in den zweiten Tag zu gehen: „Es ist etwas einfacher, denke ich. Bei vorherigen Wettkämpfen, etwa bei der WM 2023 oder den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer, bei denen ich den ersten Tag als Führender beendet habe, war das ein größerer Druck. Und weil das jetzt eben nicht so war, konnte ich deutlich befreiter und entspannter in den zweiten Wettkampftag starten.“

… über sein neues Leben als Vollzeitprofi: „Es ist natürlich eine große Veränderung. Ich habe im vergangenen Jahr mein Studium beendet, bin aber trotzdem in Austin geblieben und trainiere mit denselben Trainern wie während meiner Zeit als Uni-Athlet. Ich habe aber keine Vorlesungen mehr und daher viel mehr Zeit für mich selbst und für meine Hobbies. Daran muss man sich erst gewöhnen. Auch wenn ich natürlich bei allen Wettkämpfen immer alles geben will, hatte ich eigentlich eine Art Übergangsjahr ohne große Ziele geplant, aber jetzt bin ich doch Weltmeister geworden (lacht).“

… über seinen zukünftigen Lebensmittelpunkt: „Ich werde nach dem Motto 'never change a running system' vorerst in den USA bleiben. Solange ich die Möglichkeit habe, in Austin zu trainieren, möchte ich diese nutzen. Ansonsten ist vieles offen. Ich bin aber weiterhin immer wieder in Deutschland, weil ich bei Wettkämpfen für den VfB starte. Dort haben mir die Fans in der Cannstatter Kurve übrigens mit großen Bannern zu meinem WM-Erfolg gratuliert. Das war besonders und bedeutet mir sehr viel.“