Um 13 Uhr beginnt die außerordentliche Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart 1893 e.V. in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Hallenöffnung ist um 11:30 Uhr. Da ab 13:30 Uhr eine Parallelveranstaltung in der Porsche Arena stattfindet, rät der VfB zu einer frühzeitigen Anreise. Mitglieder sollten zudem unbedingt ihren gültigen Mitgliederausweis sowie einen gültigen Lichtbildausweis mitbringen. Mit Versammlungsbeginn wird dieser Bericht kontinuierlich aktualisiert, um auch alle jene Mitglieder über den Verlauf zu informieren, die heute nicht vor Ort sein können. Der VfB berichtet zudem auf den Facebook-Seiten Vereinsleben 1893 und VfB Stuttgart sowie auf seinem offiziellen Twitter-Account über die außerordentliche Mitgliederversammlung. Der offizielle Hashtag lautet #aoMV.
Kurz nach 13 Uhr eröffnete VfB Vize-Präsident Dr. Bernd Gaiser in seiner Rolle als Versammlungsleiter die außerordentliche Mitgliederversammlung 2019, die nach dem Abbruch der Mitgliederversammlung am 14. Juli erforderlich geworden ist. Insgesamt zwölf Punkte, teilweise mit Unterpunkten, umfasst die heutige Tagesordnung. Besonders im Fokus stehen natürlich die Wahlen. Der VfB wählt heute einen neuen Präsidenten, ein drittes Mitglied des Präsidiums sowie einen Vereinsbeirat, damit alle Vereinsgremien wieder vollständig besetzt sind. Aktuell sind 1.906 Mitglieder in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle anwesend, davon sind 1.826 stimmberechtigt.
Der zweite Tagesordnungspunkt, der Antrag auf Änderung der Satzung in Bezug auf das Wahlverfahren, ist abgehandelt: 94,28 Prozent (1.795 Ja-Stimmen, 109 Nein-Stimmen, 29 Enthaltungen) der anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder votieren für die vorgeschlagene Neufassung, die die Beschlussfähigkeit der Mitgliederversammlung auch bei einem Ausfall des elektronischen Abstimmungssystems sicherstellt. Die Neufassung gilt ab sofort.
Zwei form- und fristgerecht eingereichte Anträge auf Satzungsänderung und zur Geschäftsordnung sind im Vorfeld der Mitgliederversammlung eingegangen. Das Präsidium hatte diese pflichtgemäß geprüft und entschieden, keinen hiervon auf die Tagesordnung aufzunehmen. Seine Entscheidungen hierfür hat das Präsidium gegenüber den Mitgliedern im Rahmen der Aussendung der ergänzenden Tagesordnung auch begründet. Die Anträge wurden seitens der antragsstellenden Mitglieder dennoch aufrechterhalten, so dass nun darüber abgestimmt wurde, ob diese auf die Tagesordnung genommen werden sollten. Die Anträge beinhalteten Änderungen zum Thema Präsidentschaftswahl. Keiner der beiden Anträge erhielt die satzungsgemäß erforderliche einfache Mehrheit, die für die Aufnahme auf die Tagesordnung notwendig gewesen wäre. Dr. Bernd Gaiser dankte den anwesenden Mitgliedern, dass sie der Empfehlung des Präsidiums gefolgt sind.
Der Tagesordnungspunkt drei war dem Bericht des Präsidiums vorbehalten. Dr. Bernd Gaiser hält diesen im Hinblick auf die umfangreiche Tagesordnung und darauf, dass bereits am 14. Juli ausführlich über die Gesamtentwicklung des Vereins und der Vereinsabteilungen berichtet wurde, entsprechend kurz. Auch der aktuelle Stand der Aufarbeitung des technischen Defektes, der am 14. Juli zum Abbruch führte, wurde dargestellt, allerdings im Hinblick auf noch laufende juristische Verfahren nicht en Detail. Dr. Bernd Gaiser erläuterte anschließend in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG die Beweggründe des AG-Aufsichtsrates, Thomas Hitzlsperger zum Vorstandsvorsitzenden zu berufen: „Aus neun namhaften Kandidaten, mit denen der Aufsichtsrat Gespräche geführt hat, hat sich Thomas Hitzlsperger durchgesetzt, weil er das breite Anforderungsprofil am besten erfüllt hat. Das war eine gute Entscheidung. Seit 15. Oktober ist er in dieser Rolle und er erfüllt sie sehr gut mit viel Tatkraft, Kompetenz und dem richtigen Gespür für die Menschen“, so Dr. Bernd Gaiser.
Nach dem Bericht des Präsidiums folgte der Bericht des Vereinsbeirates, den dessen Vorsitzender, Dr. Wolf-Dietrich Erhard, abgab. Er blickte auf die ereignisreichen und arbeitsintensiven letzten Monate zurück, unterstrich selbstkritisch, dass auch der Vereinsbeirat zwischenzeitlich Vertrauen bei den Mitgliedern eingebüßt hatte, und betonte die Wichtigkeit der eingeleiteten neuen Stärkung des Mitgliederdialogs. „Das Synonym für die neue Kommunikationskultur heißt ‚Der Dunkelrote Tisch‘“, so Dr. Erhard, der das Engagement und die Beteiligung aus den Reihen der Mitglieder ausdrücklich begrüßte und sich dafür bedankte. Die Dunkelroten Tische werden im kommenden Jahr fortgesetzt. Generell werde sich der Vereinsbeirat weiterhin für Stärkung des Dialogs mit und unter den Mitgliedern einsetzen. Detailliert schilderte er den Prozess zur Auswahl der beiden Präsidentschaftskandidaten und benannte nochmals ausführlich die Kriterien des Anforderungsprofils an einen neuen VfB Präsidenten. Die Auswahl sei keine leichte Aufgabe gewesen und man habe in diesem erstmalig durchgeführten Verfahren auch Erfahrungen gesammelt, die in die zukünftige Arbeit des Gremiums einfließen werde.
Zum Tagesordnungspunkt fünf trat Thomas Hitzlsperger erstmals in seiner Rolle als Vorstandsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG für den Bericht des Vorstands ans Rednerpult. In seiner Rede dankte er den Mitgliedern für die starke Unterstützung in den zurückliegenden Monaten und skizzierte, welche Veränderungen trotz des Abstiegs beim VfB eingeleitet wurden. Die zwingende Erneuerung und Verjüngung des Kaders sei erfolgreich abgeschlossen worden. Erreicht habe man auch das Ziel, eine größere Durchlässigkeit zwischen dem Fußballnachwuchs und der Profimannschaft zu gewährleisten. Mit der VfB Stuttgart Akademie, der Wahrung der gesellschaftlichen Verantwortung und dem Ziel, das Thema Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur zu implementieren, sei man aber auch in Themen jenseits des Fußballs erfolgreich unterwegs.
Der Vorstandsvorsitzende motivierte die VfB Familie zur konstruktiven Auseinandersetzung. „Familien sollen, ja, sie müssen streiten. Wer nicht streitet für seine Ziele, für seine Werte, der hat diese Ziele und Werte nicht mehr. Oder er ist tot. Der VfB aber lebt.“ Veränderungen und die gesteckten Ziele könne man nur im Team erreichen: „Mit Team meine ich, klar, die Mannschaft, die auf dem Feld steht. Ich meine aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ich meine den Aufsichtsrat, den Vereinsbeirat und das Präsidium, ich meine unsere Sponsoren und Unterstützer – und ich meine, wahrlich last but not least: euch – liebe Mitglieder!“ Hitzlsperger dankte den Mitglieder für 30.600 verkaufte Dauerkarten, das sei mehr als jemals ein Zweitligist erreicht habe. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Ausstatter JAKO lobte der Vorstandsvorsitzende ausdrücklich, ebenso jene mit langjährigen treuen Partnern wie der Mercedes-Benz Bank, Fischer und GAZi.
Dass dem wirtschaftlich gesunden Klub die Themen nicht ausgehen werden, machte Hitzlsperger anhand der Realisierung der finalen Ausbaustufe der Mercedes-Benz Arena bis zur EM 2024, der Suche nach einem zweiten Investor und den mittelfristigen Planungen eines neuen Clubzentrums deutlich.
Euphorischen Applaus gab es für seine Ankündigung des neuen regionalen Bierpartners „Stuttgarter Hofbräu“ ab der kommenden Saison, den er herzlich in der „VfB Familie“ begrüßte. Nach seinem Schlussappell „Lasst uns unseren VfB nicht verwalten. Lasst uns unseren VfB gestalten! Lasst uns heute säen. Und lasst uns morgen ernten“, erhielt der neue Vorstandsvorsitzende großen Beifall.
Im Rahmen der allgemeinen Aussprache wurden elf Redebeiträge angemeldet. Mehrere Mitglieder sprachen unter anderem zu den Präsidentschaftskandidaten, zu den Kandidaten für das dritte Präsidiumsmitglied sowie für den Vereinsbeirat. Es herrschte ein konstruktiv entspanntes Diskussionsklima vor. Viele verschiedene Themen wurden angesprochen und auch der eine oder andere humorige Beitrag war darunter.
Besonders viel Beifall erhielt der Redebeitrag des Mitgliedes Sebastian Brunner, der sich engagiert für das Projekt VfB fairplay aussprach und einen noch stärkeren Einsatz des VfB für Inklusion forderte. Präsidium und Vorstand lobten seinen Einsatz und sagten ihm direkt zu, das von ihm gewünschte inklusive Praktikum beim VfB absolvieren zu können. Auch hierfür gab es großen Applaus.
Unter Tagesordnungspunkt sieben folgte die Entlastung des Präsidiums für das Geschäftsjahr 2018. Zunächst wurde über einen Antrag zur Einzelentlastung der einzelnen Präsidiumsmitglieder, anstelle der Gesamtentlastung des Präsidiums abgestimmt.
Mit einfacher Mehrheit entschieden sich die Mitglieder für den Modus der Einzelentlastung des Präsidiums. Dieses setzte sich für den relevanten Entlastungszeitraum aus dem am 15. Juli zurückgetretenen Präsidenten Wolfgang Dietrich, Vize-Präsident Dr. Bernd Gaiser und Thomas Hitzlsperger zusammen, der am 12. Februar mit seiner Bestellung Vorstand Sport aus dem Gremium ausschied. Wolfgang Dietrich wurde mit 21,14 Prozent nicht entlastet, Dr. Bernd Gaiser wurde mit 78,23 Prozent entlastet, ebenso Thomas Hitzlsperger mit 93,53 Prozent.
An achter Stelle der Tagesordnung stand die Entlastung des Vereinsbeirates. Diese erfolgte als Gesamtentlastung mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder für eine Entlastung stimmte.
Präsidentenwahl
Nachwahl Präsidiumsmitglied
Der zurückliegende Tagesordnungspunkt befasste sich mit der Nachwahl des dritten Präsidiumsmitgliedes. Als Nachfolger von Thomas Hitzlsperger hatten sich bereits vor der Mitgliederversammlung im Sommer Werner Gass und Rainer Mutschler beworben. Beide warben in ihren Vorstellungsreden nochmals um die Zustimmung der Mitglieder. Gewählt wurde Rainer Mutschler: Er erhielt 55,22 Prozent der Stimmen. Sein Mitbewerber Werner Gass erhielt demgegenüber 53,26 Prozent. Auch hier wurde über beide Kandidaten jeweils in Einzelwahl abgestimmt.
Nachwahl Vereinsbeirat
Auch Punkt elf der Tagesordnung war eine Nachwahl. Es galt, jene Position im Vereinsbeirat nach zu besetzen, die durch das interimistische Wirken von Hans H. Pfeifer im Präsidium seit 15. Juli entstanden war. Satzungsgemäß musste er damals aus dem Vereinsbeirat ausscheiden, um als Interims-Mitglied des Präsidiums fungieren und so die Geschäftsfähigkeit des Vereins aufrechterhalten zu können. Hans H. Pfeifer trat bei der Nachwahl nun wieder an, genauso wie Dr. Marc Nicolai Schlecht. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie war früher Fußballprofi und spielte als Torhüter unter anderem für die Stuttgarter Kickers. Beide Kandidaten nutzten ihre Vorstellungsreden, um sich den anwesenden Mitgliedern persönlich vorzustellen. Die Wahl brachte einen Erfolg für Dr. Marc Nicolai Schlecht. Er setzte sich mit 85,75 Prozent Ja-Stimmen gegenüber 29,13 Prozent Ja-Stimmen für Hans H. Pfeifer durch.
Kurz darauf schließt Dr. Bernd Gaiser in seiner Funktion als Versammlungsleiter die außerordentliche Mitgliederversammlung 2019.