Zum Interviewtermin kommt er mit einem Lächeln – und grüßt bereits auf Deutsch. „Hallo, wie geht’s?“, fragt Lorenz Assignon und macht deutlich, dass er sich wohlfühlt an seinem neuen Ort. Seine positive Art wirkt ansteckend. Der im Sommer vom französischen Club Stade Rennes verpflichtete Außenverteidiger ist dabei, sich in Deutschland und Stuttgart einzuleben. Abgesehen von einem halben Jahr, das er auf Leihbasis beim FC Burnley in der englischen Premier League verbrachte, stellt der VfB seine erste Station als Profifußballer im Ausland dar. Ein gut überlegter Schritt, wie er im Gespräch erzählt, das in der Stadionloge von „Team Partner“ EgeTrans stattfindet.
Hallo Lorenz, du lernst derzeit fleißig Deutsch. Wie läuft’s?
Lorenz: „Es ist keine leichte Sprache, so viel steht fest (lacht). Ich bin mit großem Ehrgeiz dabei, möchte so schnell wie möglich mehr und mehr in Deutsch verstehen und sprechen. Aktuell habe ich meistens zweimal pro Woche Deutschunterricht. Das hilft mir. Neben Französisch spreche ich Englisch und Spanisch, aber Deutsch ist definitiv eine ‚Challenge‘.“
Was sind deine bisherigen Lieblingswörter im Deutschen?
Lorenz: „Mein absolutes Lieblingswort lautet: ‚Bruder‘. Das höre ich in der Kabine sehr oft und verstand sofort, wie es unter uns genutzt wird. Im Französischen wird ‚frère‘ in ähnlichen Zusammenhängen verwendet. Natürlich mag ich auch die Klassiker wie ‚Danke‘, ‚Bitte‘, ‚Hallo‘ und ‚Tschüss‘ – oder das Wort ‚super‘, das lässt sich in vielen Kontexten einsetzen.“
Auf dem Rasen passt die Verständigung im Defensivverbund immer besser. Wie kommuniziert ihr untereinander?
Lorenz: „Wir sprechen häufig Englisch miteinander, insbesondere auf dem Rasen. Das ist für uns total normal – gerade, weil es im Spiel schnell gehen muss. Im Englischen muss niemand nach einem Wort suchen, das haben einfach alle drauf. Wenn ich in der Kabine mehr Zeit habe oder in der Freizeit mit meinen Teamkollegen unterwegs bin, dann variiert die Sprache je nach Gegenüber. Und bald kommt bei mir hoffentlich Deutsch noch stärker hinzu.“
Wer hilft dir im Eingewöhnungsprozess besonders?
Lorenz: „Jetzt müsste ich eigentlich ganz viele Menschen nennen – Spieler, Trainer, Staff, insbesondere diejenigen, die auch Französisch gut beherrschen und auch mal etwas Komplexeres für mich übersetzen. Was mir generell auffiel: Noch vor meinem ersten Trainingstag in Stuttgart schrieben mir viele Mitspieler und fragten, ob ich etwas brauche oder wie sie mir in den ersten Tagen helfen können. Das fand ich total herzlich, denn das ist nicht alltäglich im Profifußball. Das gab mir ein warmes, willkommenes Gefühl.“
Du bist im Sommer zum VfB gewechselt. Was gab für dich den Ausschlag, in Stuttgart zu unterschreiben?
Lorenz: „Der VfB ist ein großer Club mit fantastischen Fans. Die Mannschaft besteht aus vielen guten Spielern, das Niveau ist hoch – und wir spielen international. Für mich stand fest: Falls ich Rennes verlassen sollte, dann nur für einen weiteren Schritt nach vorne. Stuttgart ist die beste Option für meine Weiterentwicklung. Das hängt auch mit den Gesprächen mit den Verantwortlichen zusammen.“
Inwiefern?
Lorenz: „Speziell der Austausch mit Sebastian Hoeneß, unserem Cheftrainer, war für mich als Spieler sehr wichtig. Wir haben nicht nur über den Fußball und meine Rolle beim VfB gesprochen, sondern auch über Themen wie Familie und die Kultur in Deutschland. Danach haben mein Herz und Kopf ‚Ja‘ gesagt.“
In Rennes hast du unter anderem mit dem ehemaligen Stuttgarter Anthony Rouault zusammengespielt. Was hat er dir über den VfB erzählt?
Lorenz: „Er sagte mir, dass der VfB ein legendärer Club sei und dass ich mich auf die grandiose Stimmung im Stadion freuen könne. Unser Kontakt ist noch immer eng, was mich sehr freut. Manchmal fragt Anthony, wie es in Stuttgart läuft, manchmal frage ich ihn nach Restauranttipps. Er kann mich jederzeit besuchen kommen, ich habe inzwischen ein eigenes Haus vor den Toren von Stuttgart gefunden.“
Am vierten Spieltag standest du erstmals in der Bundesliga-Startelf des VfB – beim 2:0-Sieg gegen den FC St. Pauli. Wie beurteilst du deine bisherige Entwicklung beim VfB?
Lorenz: „In der Vorbereitung kam ich zunächst ganz gut herein, aber die Anpassungen bei einem neuen Club mit einer anderen Spielidee und in einem neuen Land brauchen einfach ihre Zeit. Zudem war ich für das erste Ligaspiel noch gesperrt. Ich habe viel gelernt, viel zugehört und viel gearbeitet. Inzwischen fühle ich mich richtig gut. Der Trainer bewies ein gutes Händchen, wann er mir mehr und mehr Spielminuten gab. Mir tut es gut, auf dem Platz zu stehen.“
Du hast in Frankreich und England gespielt. Wie unterschiedet sich der Fußball in der Bundesliga von diesen Ländern?
Lorenz: „Die Bundesliga ist die lauteste Liga, die Stimmung in den Stadien ist außergewöhnlich – wenngleich ich auch aus Rennes eine atemberaubende Atmosphäre gewohnt war. Aus sportlicher Sicht ist die Premier League wirklich ‚taff‘. Hohe Intensität, sehr physisch, dazu extrem viele Spieler mit riesiger Qualität. Für mich hat England die beste Liga der Welt. Der Fußball in der französischen Liga ist dagegen noch stärker von Taktik geprägt. In der Bundesliga nehme ich bislang einen spannenden Mix wahr: Es wird offensiv gedacht, das Pressing spielt eine wichtige Rolle, die Intensität ist anspruchsvoll.“
Dann passt das nächste Ligamatch gut: Der VfB trifft auf Heidenheim – ein Gegner, der nur 72 Kilometer entfernt ist. Was erwartest du für ein Spiel?
Lorenz: „Das wird ein enges, ein umkämpftes Spiel. Ich bin sehr gespannt auf den Gegner, denn ich habe logischerweise noch nie gegen ihn gespielt. Jedes Match in der Bundesliga ist eine neue Entdeckung für mich, das ist cool und aufregend. Unser Ziel ist natürlich, erfolgreich zu sein – wir möchten nach Abpfiff mit den Fans feiern können.“
Im weiteren Gespräch spricht Lorenz Assignon über seine Zeit an der Nachwuchsakademie von Stade Rennes und seine Ziele mit dem VfB.
stadion aktuell | Bundesliga 2025/2026 | 6. Spieltag
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