Lässt man das Heimspiel des VfB gegen den VfL Wolfsburg noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren, gelangt man schnell zu der Frage: Was wäre gewesen, wenn…? Ja, wenn Sasa Kalajdzic in der neunten Spielminute den VfB in Führung gebracht hätte, als er schön von Philipp Förster freigespielt worden war und sich den Torabschluss „nicht optimal“ vorbereitete, wie er selbst sagte und so am Wolfsburger Torhüter Koen Casteels scheiterte. Was wäre gewesen, wenn Philipp Förster in der 26. Minute den Elfmeter oder zumindest den Nachschuss im gegnerischen Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 untergebracht hätte? Was wäre gewesen, wenn Tanguy Coulibaly wenige Minuten vor dem Pausenpfiff sein Team noch einmal auf 1:2 herangebracht hätte?
Der Konjunktiv hat im Fußball noch nie Punkte gebracht, dennoch zeigen die Fragen auf, dass der VfB in einem Spiel gegen einen Champions-League-Aspiranten nicht chancenlos war, wenn er sich auch am Ende mit 1:3 geschlagen geben musste. Und vielleicht macht es das Bewusstsein, eigene Chancen gehabt und diese nicht verwertet zu haben, ein bisschen schwerer die Niederlage zu akzeptieren. „Ich habe einen Riesenhals“, gab Sasa Kalajdzic kurz nach dem Schlusspfiff zu Protokoll.
Beendet man schließlich seine Gedankenreise im Konjunktiv und wechselt in die Welt des Indikativs, traf der VfB auf eine Wolfsburger Mannschaft, die im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten die eigenen Möglichkeiten präzise und konsequent nutzte. So traf wenige Minuten nach Sasa Kalajdzics Großchance Xaver Schlager aus der Distanz zum 1:0 für den VfL Wolfsburg (13. Minute). Drei Minuten nach dem vergebenen Elfmeter des VfB köpfte Wout Weghorst auf der Gegenseite zum 2:0 ein. „Das tut dann natürlich doppelt weh, wenn es so läuft“, sagte Sasa Kalajdzic. Und auch in der zweiten Hälfte als die Mannschaft mit dem roten Brustring sich gegen einen routiniert verteidigenden Kontrahenten mühte, noch einmal heranzukommen, jubelten wieder die Wolfsburger und entschieden die Partie durch das 3:0 in der 65. Minute frühzeitig.Dem VfB blieb an diesem Abend letztlich nur noch der späte Anschlusstreffer in der Nachspielzeit durch Gonzalo Castro.
„Unter dem Strich haben wir verdient, das Spiel zu verlieren, was wir aber auch dürfen, weil wir einerseits eine Mannschaft auf dem Platz hatten, in der viele Stammspieler gefehlt haben. Davon abgesehen haben es diejenigen, die die Stammspieler ersetzt haben, aber über weite Teile der Partie gut gemacht. Andererseits ist die eine oder andere Stammkraft nicht 100 Prozent an seine Leistungsgrenze gekommen. So haben wir vorne ein paar Chancen liegen lassen und hinten haben die Wolfsburger die Geschenke angenommen, die wir ihnen angeboten haben“, sagte der VfB Sportdirektor Sven Mislintat im VfB TV Interview und ergänzte: „Die Niederlage ist aber kein Beinbruch. Das sind die Spiele, aus denen wir unheimlich viel lernen können. Gerade die Jungs, die noch nicht viele Startelfeinsätze hatten, konnten wichtige Erfahrungspunkte sammeln, um die nächsten Entwicklungsschritte machen zu können, die wir als Aufsteiger und als junges Team und mit unseren wirtschaftlichen Voraussetzungen gehen müssen. “ Ähnlich sah dies der Sasa Kalajdzic: „Wir können uns nichts davon kaufen, aber wir nehmen aus der Partie Erfahrung mit, wie wir künftig in bestimmten Situationen besser reagieren können.“
So bleibt den VfB Spielern nach dem Duell mit Wolfsburg nur, sich „kurz zu schütteln, wie Sven Mislintat sagte und die nächste Aufgabe am Sonntag bei RB Leipzig (Anstoß 15:30 Uhr, im VfB Liveticker) mit neuem Mut anzugehen.