Im Laufe seiner Fußballkarriere hat Philipp Klement schon so manchen Erfolg gefeiert – aber auch schwere Phasen durchstehen müssen. Zu den schönen Seiten gehört beispielsweise der Bundesliga-Aufstieg mit dem VfB 2020. Oder der Durchmarsch mit dem SC Paderborn von der dritten Liga bis in die Bundesliga, zu dem er nicht zuletzt im Zweitligajahr mit 16 Treffern und sieben Torvorlagen maßgeblich beigetragen hat. Hart waren dagegen vor allem das Frühjahr und der Sommer 2014. Zuvor, in der Saison 2013/2014, war Philipp Klement beim 1. FC Nürnberg Stammspieler des Regionalligateams und stand kurz vor dem Sprung ins Bundesligateam. Mitte April erlitt er jedoch einen mehrfachen Bänderriss in der Schulter – das vorzeitige Saisonende. Noch bitterer: Sein zum Saisonende auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Ein neuer Verein war nicht in Sicht. Im Sommer 2014 war Philipp Klement vereinslos. Seine Profikarriere stand auf der Kippe.
Ganze zwei Monate sollte es dauern, bis er beim 1. FSV Mainz 05 II unter Vertrag kam. Eine zermürbende Phase. „Das war damals eine harte Zeit. Ich habe gefühlt alle 30 Minuten die Internetseiten danach durchforstet, ob irgendwo ein Spieler gebraucht wird“, sagt er, „das war eine prägende Zeit. Bis dahin hatte ich immer den Traum vor Augen, Bundesligaprofi zu werden. Nun wurde mir aufgezeigt, wie es auch laufen kann. Ich war gezwungen, mich mit Alternativen zu beschäftigen.“ So beschloss er, sich unabhängig davon, wie es mit seiner Fußballkarriere weitergeht, ab sofort parallel dazu auch auf die Zeit danach vorzubereiten. Er begann den Studiengang Sportbusiness-Management als Fernstudium. „Ich habe es bis heute nicht bereut. Es tut mir gut, die Zeit, die mir außerhalb des Fußballs bleibt, sinnvoll zu nutzen“, sagt er.
Sein Studium trieb Philipp Klement dabei in den vergangenen Jahren ebenso fleißig, professionell und gewissenhaft voran wie er auf dem Fußballrasen auftritt. „Es war manchmal ein bisschen schwierig, ausreichend Zeit zu finden und den Aufwand zu betreiben, um eine richtig gute Note zu bekommen“, sagt er, „aber ich bin mit allem zufrieden.“ Seine Prüfungen hat er allesamt bestanden. Nun stehen nur noch zwei Hausarbeiten und die Bachelorarbeit an. Bis zum kommenden Frühjahr möchte er das Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Auf dem Weg dorthin hat er auch seine dreimonatige Praxisphase absolviert – auf der Geschäftsstelle des VfB.
"Ich bin froh, dass ich das Studium mache. Ich will aber erst einmal noch so lange es geht Fußball spielen."
Im Clubzentrum an der Mercedesstraße durchlief er angefangen von Marketing, Vertrieb und Sponsoring über Kommunikation und Unternehmensstrategie bis hin zu Finanzen und Controlling zahlreiche Abteilungen der VfB Stuttgart 1893 AG. Wegen der Homeoffice-Pflicht beim VfB und der obligatorischen Hygienevorkehrungen für Bundesligaprofis der Deutschen Fußball Liga (DFL) lief das Praktikum zwar vorwiegend digital ab, für Philipp Klement war es dennoch eine wertvolle Erfahrung. „Es war sehr interessant für mich. Ich konnte mich nicht nur viel mit den VfB Mitarbeitern austauschen, sondern war auch oft bei Gesprächen mit Businesspartnern oder Medienvertretern dabei. Dadurch habe ich einen guten Einblick in die einzelnen Bereiche bekommen“, sagt er, „das Studium ist sehr oft theoriebezogen. Du lernst beispielsweise alle Module, die es im Marketing gibt, hast aber kaum eine Vorstellung, wie der Alltag in der Praxis aussieht. Ich fand es sehr interessant, nun einmal zu sehen, wie die Mitarbeiter im Alltag arbeiten.“
Aus dem Perspektivenwechsel nahm Philipp Klement nicht nur ein paar nützliche Eindrücke für sein Studium mit, sondern auch für seine Zeit als Profi. „Als Spieler arbeitest du manchmal gewisse Termine außerhalb des Rasens einfach ab, ohne groß darüber nachzudenken. Durch meine Praxisphase beim VfB habe ich nun viel mehr ein Verständnis dafür, was für eine Arbeit für Einzelne in der Vorbereitung hinter diesen Terminen steckt und wie wichtig sie für den VfB sind“, erklärt er, „dadurch ich habe nun ein noch besseres Verständnis für den VfB bekommen und dafür, für was er steht. Ich wusste schon immer, wie wichtig der VfB für die Region ist – nun habe ich das aber auch mit konkreten Zahlen belegt bekommen.“
Das dreimonatige Praktikum beim VfB hat Philipp Klement einige spannende Einblicke und wertvolle Erfahrungen beschert. Und es hat ihn darin bestätigt, dass er es sich vorstellen kann, eines Tages im Sportmanagement zu arbeiten. Die Betonung liegt aber auf „eines Tages“. Denn klar ist für den 28-Jährigen: „Ich bin froh, dass ich das Studium und diese Praxisphase gemacht habe. Ich will aber erst einmal noch so lange es geht Fußball spielen. Ich bin noch zu ehrgeizig, möchte noch einige Dinge erreichen und habe sehr viel Spaß daran, selbst auf dem Rasen zu stehen.“