Wer glaubte, dass das 5:1 vom vergangenen Mittwoch gegen den SV Sandhausen der höchste Sieg des VfB in dieser Saison sei und auch bleibe, den strafte die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo nur vier Tage später Lügen. Denn in ihrem letzten Auswärtsspiel legte die Mannschaft mit dem Brustring am 33. Spieltag beim 1. FC Nürnberg nicht nur nach, sondern sogar noch einen drauf. Mit dem 6:0 im Frankenland feierte der VfB einen auf ganzer Linie überzeugenden Kantersieg und damit den krönenden Abschluss einer turbulenten Woche im Kampf um den Aufstieg, der vor dem Duell gegen Darmstadt am Sonntag (15:30 Uhr) zum Greifen nahe ist.
Dass der VfB ausgerechnet nach einer seiner schmerzhaftesten Niederlagen im Derby gegen Karlsruhe vor gut einer Woche zu solch einem fulminanten Schlussspurt im Saisonfinale ansetzt, könnte sinnbildlich für den Verlauf der gesamten Saison stehen. „Die Saison hatte Höhen und Tiefen. Auch wenn uns das von vorneherein klar war, ist es nicht immer einfach gerade für die jungen Spieler. Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt. Dass sie es so gut hinbekommen hat, freut mich sehr für sie. Man hat gesehen, was in ihr steckt und was sie leisten kann, wenn sie entfesselt und befreit aufspielt. Dass das nach all der Kritik der vergangenen Wochen so deutlich herausgekommen ist in den letzten Spielen, macht mich umso froher“, sagte Sven Mislintat am Montag. Gerade in den letzten Wochen habe die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo Widerstandsfähigkeit und Geschlossenheit gezeigt. Entsprechend sieht der Sportdirektor wichtige Faktoren darin, „dass wir hier als Einheit und Team arbeiten. Gerade wenn es Gegenwind gibt, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Jungs sind den Weg gemeinsam weitergegangen und haben auch harte Niederlage wegstecken müssen, aber daran sind sie gewachsen“, so der 47-Jährige.
Befreit aufgespielt und die eigenen Stärken ausgespielt
Sowohl die Mannschaft als Ganze als auch jeder einzelne Spieler habe „einen großen Entwicklungsschritt gemacht“. Beispielhaft für viele Spieler stehen nach Ansicht des Sportdirektors etwa Nicolas Gonzalez oder Silas Wamangituka, die zuletzt „befreit aufspielen und ihre Stärken ausspielen“ konnten. Auch, dass Luca Mack erstmals nach seiner Sprunggelenksverletzung und langer Pause wieder im Kader stand, freute Sven Mislintat besonders: „Unsere eigenen Talente wie Li Egloff, Luca Mack und Toni Aidonis versuchen wir heranzuführen und gehen mit ihnen gemeinsam einen guten Entwicklungsweg.“
Dass der VfB auf diesem Weg bereits einen Spieltag vor Saisonende ein Polster von drei Punkten und ein um elf Treffer besseres Torverhältnis auf den Drittplatzierten hat, hatten noch vor einer Woche wohl die wenigsten auf dem Zettel. „Gerade nach dem Derby in Karlsruhe wollten wir wieder den Fokus auf den positiven Spirit lenken und darauf, dass jeder den anderen unterstützt. Wir wollten und konnten uns von den Fesseln befreien, das ist der Mannschaft sehr gut gelungen“, so der Sportdirektor mit Blick auf die Comeback-Qualitäten, dank derer die Mannschaft mit dem Brustring den direkten Aufstiegsplatz zurückeroberte.
Wenngleich die Freude nach dem Schlusspfiff am Sonntag in Nürnberg natürlich groß war und „auch schon ein wenig gefeiert werden durfte“, war und ist es für Sven Mislintat noch zu früh, „diese Saison und für mich persönlich mein erstes Jahr zu analysieren. Das gehört erst ans Ende der Saison. Wir haben noch ein Spiel vor uns und wollen am Sonntag gegen Darmstadt die Saison erfolgreich abschließen. Die kommenden Aufgaben werden wir weiter mit Ruhe und Besonnenheit angehen. Wir sehen uns insgesamt gut gerüstet. Doch die Analyse, an welchen Stellschrauben wir drehen werden, erfolgt nach dem Ende der Saison“, wollte der Sportdirektor den Blick nicht zu weit in die Zukunft, sondern zunächst nur auf das am Sonntag anstehende Saisonfinale in der Mercedes-Benz Arena richten.