Auf den Tag genau vor neun Monaten verletzte sich Sasa Kalajdzic schwer am Knie. Im Freundschaftsspiel gegen den SC Freiburg im österreichischen Schruns waren erst wenige Minuten gespielt, als der Neuzugang des VfB Stuttgart nach einem Zweikampf verletzt ausgewechselt werde musste. Die Diagnose lautete: Kreuzband-, Innenband- und Außenmeniskusriss im Knie. Keine einfache Situation für den 22-jährigen Stürmer, der erst wenige Wochen vor seiner Verletzung nach Stuttgart gewechselt war. Der österreichische Juniorennationalspieler kämpfte sich zurück und absolviert in diesen Wochen das Stationstraining in Kleingruppen auf dem Trainingsplatz. „Von Training zu Training denke ich immer weniger an mein Knie. Das ist ein gutes Signal“, sagt Sasa Kalajdzic im Interview.
Hallo Sasa, schön, dass Du wieder zurück bist auf dem Trainingsplatz. Lass uns nochmal kurz über das Spiel sprechen, in dem Du Dir diese schwere Knieverletzung zugezogen hast. Hast Du die Situation noch vor Augen?
Sasa Kalajdzic: „Es liegen zwar schon mehrere Monate dazwischen, aber ich kann mich noch sehr genau an den Moment erinnern, in dem ich mir die Verletzung zugezogen habe. Es war kein schöner Augenblick. Ich hatte noch nie eine Knieverletzung, deshalb war es für mich auch schwer, im ersten Moment einzuschätzen, was genau passiert ist. Ich war mir jedoch ziemlich sicher, dass es etwas Schlimmes sein wird. Umso mehr freut es mich, dass ich jetzt wieder mit den Jungs auf dem Trainingsplatz stehen kann.“
Als Du Dich verletzt hast, warst Du erst wenige Wochen in Deutschland. Wie schwer war die Situation für Dich als Neuzugang bei einem neuen Verein, in einer neuen Stadt?
Sasa Kalajdzic: „Das war keine einfache Situation, weil ich komplett eingeschränkt war. Ich durfte nicht Auto fahren und kannte die Leute nicht. In dieser Phase war es sehr hilfreich, dass mir der Verein die Möglichkeit gegeben hat, mich bei meiner Familie in Österreich zu erholen. Das fand ich super und war auch sehr wichtig für meinen Kopf. Ein großes Kompliment auch an die medizinische Abteilung, alle Physios, das Team in der VfB Reha-Welt und in Österreich. Das hat alles super funktioniert.“
Marcin Kaminski, der sich ebenfalls Anfang der Saison eine Knieverletzung zugezogen hatte, absolvierte mit Dir das Reha-Training. Wie gut hat es Dir getan, jemand aus der Mannschaft in dieser Zeit an Deiner Seite zu haben?
Sasa Kalajdzic: „Das war extrem wichtig für mich. Ich habe mich wirklich sehr gut mit Marcin verstanden. Wir haben uns nicht nur in der Reha getroffen, sondern auch privat. Ich durfte auch seine Familie kennenlernen. Das hat mich sehr gefreut. Als Marcin nicht mehr in der Reha-Welt war, weil er schon früher mit den Übungen auf dem Trainingsplatz anfangen durfte, habe ich gemerkt, dass er mir fehlt. Und das habe ich ihm auch gesagt. Ich bin sehr froh, dass wir uns jetzt wieder regelmäßiger sehen, auch wenn wir noch nicht zusammen auf dem Platz stehen können, weil Marcin in einer anderen Kleingruppe ist als ich.“
Es heißt häufig, dass man nach einer Verletzung stärker zurückkommt. Wie siehst Du das?
Sasa Kalajdzic: „Mit so einer Verletzung umzugehen, ist nicht einfach. Wie gesagt, ich habe schon einiges erlebt, was nicht so dramatisch war, aber auch länger gedauert hat, um es auszukurieren. Aber diese Verletzung war wirklich hart. Man hat natürlich in der Reha auch Zeit, seine Defizite auszugleichen. Dennoch ist es natürlich schöner, an diesen Schwachstellen zu arbeiten, während man fit ist. Ich denke schon, dass man vor allem mental gestärkter aus so einer Situation kommen kann. Welche Kraft man daraus zieht und wie stark man wirklich zurückkommt, wird sich dann auf dem Platz zeigen.“
Ihr könnt bisher nur in Kleingruppen trainieren, dennoch ist das Training sehr intensiv und abwechslungsreich. Wie verkraftest Du bisher die Trainingseinheiten?
Sasa Kalajdzic: „Mein Körper nimmt die Belastung im Training bis jetzt sehr gut an. Von Training zu Training denke ich immer weniger an mein Knie. Das ist ein gutes Signal. Ich kann mich noch an die ersten Trainingseinheiten erinnern. Ich habe das Tor kaum getroffen, dennoch habe ich nur gelacht und war glücklich, weil ich gegen den Ball getreten und dabei mein Knie nicht gespürt habe. Die Tore wurden dann von Einheit zu Einheit immer mehr – und ich hoffe, es werden noch mehr. Wie gesagt, es macht einfach Spaß, ich genieße diesen Moment und versuche, mich von Woche zu Woche zu verbessern. Und wenn es eine Fortsetzung der Liga geben sollte, dann möchte ich bereit sein.“
Welcher Moment hat Dir während Deiner Reha-Zeit am meisten gefehlt?
Sasa Kalajdzic: „Jeder Fußballer kennt das Gefühl, wenn man in die Kabine kommt und der Schmäh rennt, wie wir in Österreich sagen. Dieses Gefühl, mit deinen Teamkollegen Späße zu machen, Geschichten zu erzählen und einfach locker drauf zu sein, kann man mit keinem Geld der Welt bezahlen. Dieser Moment, in der Kabine alle zu grüßen – auch wenn wir das aktuell nicht so machen können wie sonst – ist einfach nur schön und unbezahlbar. Ich freue mich schon darauf, wenn sich alles normalisiert hat, und wir alle in der Mannschaftskabine zusammen sein können.“