Es braucht manchmal nur wenige Minuten, um eine grundlegende Entscheidung zu treffen, die das Leben in eine andere Richtung lenkt. Wie schnell so etwas gehen kann, wenn das Gefühl stimmt, zeigt der Wechsel von Dennis Aogo zum VfB. Wie nahezu jeden Tag, seitdem sein Vertrag beim FC Schalke 04 zum Saisonende ausgelaufen war, fuhr der 30-Jährige auch an jenem Tag Anfang August von Düsseldorf nach Essen, um sich dort beim individuellen Training fit zu halten. Die Tendenz, so sagt er, sei zu diesem Zeitpunkt zu einem Wechsel ins Ausland gegangen. Doch dann rief ihn sein Manager an und bat ihn zum Gespräch. Er erzählte ihm von der Anfrage des VfB, vom Gespräch mit VfB Sportvorstand Michael Reschke – und musste dann eigentlich gar nicht mehr groß weiter erzählen. „Ich habe den Verein ja aus der Distanz gekannt und im Laufe meiner Karriere auch schon einige Male in Stuttgart gespielt. Daher wusste ich, was hier im Stadion los ist und was der Verein für eine Power mitbringt“, blickt Dennis Aogo zurück, „also habe ich nach ein paar Minuten zu meinem Manager gesagt: Auf geht`s, das machen wir. Ich habe Bock auf die Geschichte und will ein Teil des Ganzen sein.“ Ein Teil, um das Gesamtkonstrukt, die Mischung zwischen jungen, talentierten und erfahrenen Spielern, stimmig zu machen.
Über wie viel Erfahrung Dennis Aogo verfügt, zeigt sich dabei einerseits an den bloßen Zahlen seiner Vita: Denn da stehen zwölf Länderspiele für Deutschland, 48 Einsätze in Champions und Europa League sowie 213 Bundesligaspiele zu Buche. Zudem zeugt allein schon sein Auftreten bei seiner offiziellen Vorstellung von einer gewissen Reife. Denn dort beeindruckte er mit seiner offenen und ehrlichen Art und der zugleich weitsichtigen Aussagen. Seine Rolle, die Dennis Aogo nun beim VfB einnimmt, beschreibt er so: „Natürlich habe ich eine gewisse Verantwortung aufgrund dessen, was ich schon erlebt habe. Aber ich werde mir treu bleiben. Ich bin nicht der große Lautsprecher, der auf dem Platz jemand am Trikot reißt, um ihn aufzuwecken. Ich werde intern versuchen, dem einen oder anderen meine Erfahrung mitzugeben. Die Grundvoraussetzung ist natürlich, dass meine Leistung auf dem Platz stimmt.“
"Ich habe die sehr große Hoffnung, dass ich in Berlin dabei bin"
Und das soll schon sehr bald der Fall sein. Immerhin habe er in den vergangenen Wochen „sehr viel Zeit und Kraft investiert, um auf einem so guten Level zu sein, dass ich nicht viel Anlaufzeit brauche, wenn ich in eine Mannschaft komme“. Zwar wirkte es sich trotzdem auf seinen Körper aus, dass die Belastung eines Mannschaftstrainings einfach eine andere ist als die, die er im Individualtraining simulieren konnte – doch die Beschwerden im Adduktorenbereich, wegen denen er beim Pokalspiel in Cottbus aussetzte, sollten schon sehr bald überstanden sein. „Ich fühle mich jetzt gut“, sagt Dennis Aogo, „ich habe die sehr große Hoffnung, dass ich in Berlin dabei bin.“
Der neue Defensivspieler des VfB brennt auf seinen ersten Einsatz im Trikot mit dem Brustring – auch weil er um die große Bedeutung der ersten Wochen weiß. „Die Anfangsphase einer Saison ist sehr wichtig, daraus kann viel entstehen. Es ist egal, wie wir in Cottbus gespielt haben, die Hauptsache ist, dass wir weiter sind – denn das bedeutet dann trotz allem ein positives Erlebnis“, sagt er, „die positiven Erlebnisse sind Dinge, die etwas ins Rollen bringen können. Deshalb muss es auch nicht schön sein. In den ersten Spielen geht es darum, zu bestehen und sie erfolgreich zu gestalten.“ Denn das Potenzial, die Perspektive zu einer erfolgreichen Zukunft sei beim VfB gegeben, diese müsse aber erst entstehen. „Wir haben sehr viele talentierte Spieler, die müssen wir nun zu einer Gemeinschaft, die stimmig ist, zusammenfügen – dann können wir für die eine oder andere Überraschung sorgen“, sagt Dennis Aogo, „wir sind frisch aus der zweiten Liga aufgestiegen, im ersten Jahr müssen wir schauen, dass wir bestehen und in der Bundesliga Fuß fassen.“