Josip Brekalo rannte los, jubelte mit den Teamkollegen, mit dem Cheftrainer Hannes Wolf Stirn an Stirn, und dann schaute der 18-jährige, kroatische Winterneuzugang des VfB noch in Richtung Himmel. Aus seinem Blick war Dank und wohl auch ein Stück Ungläubigkeit zu lesen. In seinem zweiten Einsatz für den Club aus Cannstatt – insgesamt gerade einmal 43 Minuten hatte er zum Zeitpunkt seines Tores das Trikot mit dem Brustring in Pflichtspielen getragen – traf er mit einem unglaublichen Distanzschuss in den Winkel. Der Kroate bescherte damit nicht nur sich, sondern auch seinen Teamkollegen einen großen Glücksmoment – „einen Wahnsinnsmoment“, wie es Hannes Wolf nach der Partie formulierte.
Josip Brekalos Tor war der ästhetische Augenblick eines umkämpften Spiels. Eines Spiels, in dem die Mannschaft mit dem roten Brustring auch Glück hatte, in dem sie aber auch demonstrierte, warum sie nach dem Jahreswechsel bisher drei Begegnungen gewonnen hatte und auch diese in Heidenheim für sich entschied. „Ich bin stolz auf die Kultur in der Mannschaft“, sagte Hannes Wolf. Diese Kultur besteht darin, nach Rückschlägen nicht aufzustecken und den Glauben in die eigene Stärke stets hochzuhalten. So fiel der Ausgleich zu einem Zeitpunkt, zu dem die Elf von Hannes Wolf das Geschehen kontrollierte. Ballbesitz-Werte um die 65 Prozent sprachen in der ersten Hälfte eine deutliche Sprache. Zwar kam der VfB nicht mit dem gleichen Offensivdrang aus der Pause, gute Gelegenheiten des Gegners ließen sie zunächst aber auch nicht zu. Und dann waren sie plötzlich wieder vor dem gegnerischen Tor präsent und gefährlich. Erst landete Christian Gentners Schuss am Pfosten, dann klärten die Heidenheimer nach dem Kopfball von Simon Terodde auf kurz vor der Torlinie (64. Minute). Gegen Josip Brekalos Schuss waren aber alle Abwehrversuche vergebens – es war übrigens schon das sechste Tor eines VfB Einwechselspielers in dieser Saison.
Konzentration auf die nächste Aufgabe
Was dem Treffer zum 2:1 auf Seiten des VfB folgte, war vielleicht nicht zwingend etwas für Fußball-Ästheten, dennoch wusste die Mannschaft mit dem roten Brustring mitzureißen – die weiß-roten Anhänger im Stadion, die Fans vor dem TV-Bildschirm und in erster Linie riss jeder einzelne Spieler einen seiner Teamkollegen mit. Und so nahmen die weißen Trikots langsam die grün-bräunliche Farbe des nassen Rasens ein. Die Jungs aus Cannstatt grätschten, hechteten und schmissen sich unter dem gegnerischen Druck in jeden Schuss. Kevin Großkreutz rettete kurz vor der Linie, ebenso wie der Siegtorschütze Josip Brekalo, Mitch Langerak lenkte den Ball mit einem starken Reflex noch an Latte und Pfosten. Mit Willen und Leidenschaft brachten sie den knappen Vorsprung über die Zeit. Die Erleichterung nach dem Schlusspfiff war folglich allen Beteiligten anzumerken.
„Wir lassen nicht nach.“ Mit diesen Worten erklärte der VfB Kapitän Christian Gentner nach der Partie, warum er und seine Mitspieler auch die Begegnung in Heidenheim erfolgreich gestalteten. Seine Worte können aber auch als Motto für die kommende Woche interpretiert werden. Auch nach diesem Sieg am Freitagabend ist noch nichts erreicht. Eine lange Trainingswoche wartet auf die VfB Profis, ehe sie am Sonntag, 26. Februar, den 1. FC Kaiserslautern in der Mercedes-Benz Arena empfangen (13:30 Uhr, Jetzt Tickets sichern). „Wir freuen uns heute Abend über den Sieg, doch dann konzentrieren wir uns auch schnell auf die nächste Aufgabe“, sagte Hannes Wolf und ergänzte: „Mit genau derselben Einstellung wie hier in Heidenheim müssen wir auch in den nächsten Partien auftreten.“