Hallo Julian! Nach 167 Bundesligaspielen für den VfB, den 1. FC Nürnberg, Borussia Dortmund, Hertha BSC und den FC Augsburg hast du 2021 deine Karriere beendet. Beim TSV Backnang sammeltest du direkt im Anschluss deine ersten Erfahrungen als Co-Trainer, mittlerweile bist du Cheftrainer der U19 der SG Sonnenhof Großaspach. Wie kam es dazu?
Julian Schieber: „Während meiner Karriere war ich der Typ Spieler, der immer gesagt hat, nach der aktiven Karriere nicht als Trainer arbeiten zu wollen. Es kam jedoch anders, als mein letztes Jahr beim FC Augsburg nicht gut lief, ich die meiste Zeit bei der zweiten Mannschaft am NLZ verbracht habe und dort mit vielen jungen Spielern in Kontakt kam. Da habe ich gemerkt, dass ich mit dieser neuen Fußballer-Generation zusammenarbeiten will und habe die Trainerlizenz B+ erworben. Ich empfinde gerade den oberen Juniorenbereich als sehr interessante Schnittstelle zwischen Jugend und Profis und sammle dort jetzt erst einmal Praxiserfahrungen.“
Was erwartest du von den beiden anstehenden Spielen deiner beiden Ex-Clubs in der Bundesliga und im DFB-Pokal? Die aktuelle Tabellenkonstellation verspricht immerhin einiges an Spannung.
Julian Schieber: „Das Pokalspiel ist noch sehr weit weg, bis dahin kann viel passieren und es sind ohnehin zwei verschiedene Wettbewerbe. Das Ligaspiel bringt aber eine gewisse Brisanz mit sich. Der VfB kann ohne Druck spielen und verspürt wahrscheinlich vor allem Vorfreude. Auf dem BVB hingegen lastet ein gewisser Druck, gerade nach dem 0:4 gegen den FC Bayern, weil die Erwartungshaltung eine andere ist. Für den BVB wird es ein schweres Auswärtsspiel, denn auch wenn erst zehn Spieltage vorbei sind, ist die Tendenz zu erkennen, dass hier zwei Topteams aufeinandertreffen.“
Du selbst hast für beide Clubs gespielt, besonders ein Spiel zwischen beiden Mannschaften bringt man heute noch mit dir in Verbindung, nämlich das 4:4 im März 2012 in Dortmund.
Julian Schieber: „Es ist egal, ob ich im Urlaub auf der AIDA bin, in der Region Dortmund oder in der Heimat: Immer wieder wird mein Name mit diesem Spiel in Verbindung gebracht, man erinnert sich gerne daran. Vielen Menschen ist das Spiel im Herzen geblieben, vor allem weil danach auf beiden Seiten Zufriedenheit herrschte. Wir haben uns mit dem Remis für unseren Einsatz belohnt und die Dortmunder Mannschaft wurde am Ende der Saison zum zweiten Mal in Folge Meister. Das überstrahlt auch das 3:3 aus der letzten Saison.“
2018 hattest du während deiner Zeit bei Hertha BSC einen Gastauftritt in der Comedy-Serie „jerks.“, Baust du dir ein zweites Standbein auf, falls du doch eines Tages mal genug vom Fußballzirkus hast oder war das eher eine Ausnahme?
Julian Schieber: (lacht) „Der Auftritt in „jerks.“ kam zufällig zustande, weil Paul Keuter, der damals Teil der Hertha-Geschäftsführung war und eine Nebenrolle in einer der Folgen bekommen hatte, zwei Spieler für den Dreh brauchte. Da aber niemand sonst Lust hatte, dafür nach Potsdam zu fahren, haben mein Teamkollege Sebastian Langkamp und ich uns dazu bereit erklärt, ohne dass wir wussten, was auf uns zukommt. Plötzlich standen wir mit Christian Ulmen und Fahri Yardim vor der Kamera. So kam es, dass Sebastian, Paul und ich Teil dieser Szene waren.
Und wie kam es zu deinem Schlagerlied „Unter der Dusche“?
Julian Schieber: Mein Party-Schlager „Unter der Dusche“ kam dadurch zustande, dass ich bei der SG Sonnenhof Großaspach einen Physiotherapeuten kennengelernt habe, der als DJ und Gitarrist aktiv ist. Ich habe ihm einen Text vorgestellt, den ich im Kopf hatte und wir haben aus Spaß angefangen, den Song zu produzieren und ihn veröffentlicht. Ich habe dadurch viele nette Kontakte in der Szene geknüpft, überwiegend freundliches Feedback bekommen und kann mir gut vorstellen, irgendwann ein zweites Lied zu produzieren.“
Julian Schieber (*13. Februar 1989 in Backnang) wechselte 2006 von der TSG Backnang in die U19 des VfB, ehe ihm nach einigen Auftritten für die zweite Mannschaft in der dritten Liga im Dezember 2008 der Sprung in den Profikader gelang. Für den VfB absolvierte der Stürmer 62 Pflichtspiele und lief im Laufe seiner Karriere noch für vier andere Bundesligaklubs auf. Insgesamt erzielte er 27 Bundesligatore in 167 Spielen. Unmittelbar nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn startete Julian Schieber seine Trainerkarriere bei seinem Heimatverein TSG Backnang. Heute trainiert er die U19 der SG Sonnenhof Großaspach.
Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt er in Backnang.