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2012 22. März 2012
Bundesliga, 22.03.2012

"Der VfB spielt immer eine Rolle"

Vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg unterhielt sich www.vfb.de mit Rainer Zietsch, der für den VfB und den Club spielte.

Wenn am Sonntagnachmittag in der Mercedes-Benz Arena die beiden Traditionsvereine VfB Stuttgart und der 1. FC Nürnberg aufeinandertreffen, wird Rainer Zietsch ganz besonders aufmerksam zuschauen. Bei beiden Klubs hinterließ der ehemalige Verteidiger einen bleibenden Eindruck. Und auch er hat nur positive Erinnerungen an seine Zeit beim VfB von 1983 bis 1989 und beim FCN von 1991 bis 1996.

www.vfb.de sprach mit Rainer Zietsch über seine Arbeit als Leiter des Leistungs-Nachwuchszentrums beim 1. FC Nürnberg, die Unterschiede zwischen dem VfB und dem Club, seine Zeit als aktiver Bundesligaspieler und natürlich über das sonntägliche Duell.

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Rainer Zietsch ist Leiter des NLZ beim Club

Hallo Herr Zietsch, seit 2006 sind Sie Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums beim 1. FC Nürnberg, wie kam es dazu?
Rainer Zietsch: "Das kam eigentlich eher zufällig zu Stande. Zunächst habe ich nach meiner Karriere zusammen mit ehemaligen Spielern wie Jürgen Klinsmann, Andi Köpke oder Krassimir Balakov mit dem Projekt FD21 eine Stiftung für Jugendfußball gegründet. Über sechs Jahre habe ich dieses Projekt mit aufgebaut und bin so im Bereich Jugendfußball gelandet. In dieser Zeit wurde ich dann U14-Coach bei der SpVgg Greuther Fürth und anschließend U17-Trainer beim Club. Danach wurde ich von Club-Manager Martin Bader gefragt, ob ich nicht zusammen mit Dieter Nüssing das neue Nachwuchs-Leistungszentrum leiten möchte."

Wie sieht der tägliche Arbeitsablauf bei Ihnen aus?
Rainer Zietsch: "Da gibt es eigentlich kein Standardprogramm. In meinen Verantwortungsbereich fallen die Teams von der U8 bis zur U23, das beinhaltet vielfältige Aufgaben. Die wichtigste Frage dabei ist, wie mit den Mannschaften trainiert und den Spielern pädagogisch umgegangen wird, um möglichst viele Talente in den Leistungsbereich zu bringen. Dazu kommen die Spiele am Wochenende. Die Jugendarbeit ist sehr arbeits- und zeitintensiv, mich reizt aber der direkte Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen. Außerdem macht es unheimlich Spaß zu sehen, wie sich der Nachwuchs in den vergangenen Jahren beim Club entwickelt hat. Insgesamt ist das Bewusstsein beim 1. FC Nürnberg für den Nachwuchs enorm gewachsen, das hilft und motiviert. Mittlerweile haben viele Spieler aus unserer eigenen Jugend den Sprung zu den Profis geschafft. Einmal pro Woche sitzen wir dazu mit unserem Cheftrainer Dieter Hecking zusammen, der sich sehr für die Jugend einsetzt. Wenn einer aus den Nachwuchsteams den Hals rausstreckt, ist er schnell auch mal beim Profitraining dabei. Ich hoffe, dass der Club diesen Weg auch in der Zukunft verfolgt."

Inwieweit konnten Sie sich auch beim VfB etwas abschauen, der ja seit jeher für seine gute Nachwuchsarbeit bekannt ist?
Rainer Zietsch: "Der VfB war schon ein Vorbild für uns, schließlich orientiert man sich immer an den Besten. Aus diesem Grund tausche ich mich auch oft mit Thomas Albeck (Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums beim VfB Stuttgart, A. d. R.) aus. Mittlerweile haben wir die Lücke doch um einiges geschlossen und aufgeholt, was die Nachwuchsarbeit anbelangt."

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Rainer Zietsch im Trikot des VfB

Ihre größten Zeiten als Fußballer erlebten Sie beim VfB und beim Club, was fällt Ihnen spontan zu dieser Zeit ein und worin lagen die größten Unterschiede zwischen den beiden Vereinen?
Rainer Zietsch: "Ich bin als 18-Jähriger direkt nach meinem Abitur zum VfB gekommen in eine Topmannschaft mit Spielerpersönlichkeiten wie den Förster-Brüdern, Buchwald, Ohlicher, Allgöwer, Schäfer oder Reichert. Ein Jahr später kam auch noch Klinsmann dazu. Da war in jedem Training Feuer drin, daran musste ich mich erst gewöhnen, als ich von Sandhausen nach Stuttgart kam. Aber ich habe viel mitgenommen von den Spielern und dem Trainerteam Benthaus/Entenmann. Die Zeit beim VfB hat mich unheimlich geprägt, schließlich haben wir auch einiges erreicht. Im ersten Jahr bin ich gleich Deutscher Meister geworden, später haben wir das UEFA-Cup Finale und das DFB-Pokalfinale erreicht. So etwas vergisst man nicht. Beim 1. FC Nürnberg war alles ganz anders, die Verhältnisse nicht so geordnet wie beim VfB. Innerhalb der fünf Jahre, in denen ich beim Club gespielt habe, erlebte ich vier Präsidenten, drei Schatzmeister und fünf Trainer. Dazu kamen die Fans, die noch etwas emotionaler sind, als die Fans des VfB, da sie sehr viele Höhen und Tiefen mit ihrem Verein durchlitten, wie beispielsweise 1968 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und den darauffolgenden Abstieg in die 2. Liga."

Wem drücken Sie eigentlich am Sonntag die Daumen?
Rainer Zietsch: "Da ich mittlerweile in Nürnberg lebe, für den Club arbeite, eine fränkische Frau und zwei fränkische Kinder habe, hoffe ich ein bisschen mehr auf einen Erfolg der Nürnberger. Aber der VfB spielt immer eine Rolle bei mir, dort wurde ich zum Profi, weshalb der Club und der VfB immer meine wichtigsten Vereine sein werden."

Und was für ein Spiel mit welchem Ergebnis erwarten Sie?
Rainer Zietsch: "Gegen Nürnberg ist es schwer, ein Tor zu machen. Je länger es braucht, bis der VfB ein Tor macht, desto unruhiger wird es im Stadion, schließlich ist die Erwartungshaltung bei den Fans des VfB groß. Ich denke, dass es ein enges Spiel wird und tippe auf ein 1:1-Unentschieden."