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Profis 19. Dezember 2025

„Dafür hat sich jede Sekunde gelohnt“

Zurück auf dem Feld, als wäre er nie weggewesen. Nikolas Nartey gibt in der neuen Ausgabe der STADION AKTUELL Einblicke in 884 Tage harte Arbeit für sein Comeback in Weiß-Rot, erzählt von Deutschkursen mit Darko Churlinov und dänischen Weihnachtstraditionen.

Die Vorfreude auf das letzte Spiel des Jahres ist groß, die Spannung ebenso. In der Bundesligatabelle trennt den VfB und die TSG Hoffenheim lediglich ein einziger Punkt – zum Jahresabschluss empfängt der Ligasechste aus Cannstatt den Ligafünften aus dem Kraichgau. Das Aufeinandertreffen der beiden Tabellennachbarn am Samstagnachmittag, ab 15.30 Uhr, live bei DAZN (Konferenz) und Sky (Einzelspiel) sowie im VfB Radio und VfB Liveticker, ist nicht nur das letzte Heimspiel im Jahr 2025, sondern es bietet auch die Chance, in der Tabelle zu klettern. Das hat auch Nikolas Nartey im Blick, der zuvor im STADION AKTUELL-Interview spricht:

Hallo Niko, nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Freust du dich auf die Zeit?

Niko: „Ja, ich mag Weihnachten sehr gerne. Für mich bedeutet es: Familie. Wir kommen an den Feiertagen alle in Dänemark zusammen, essen gemeinsam und verteilen Geschenke. Ich habe schon fast alle beisammen. (schmunzelt)“

Gibt es eine besondere dänische Weihnachtstradition?

Niko: „Nach dem Essen versammeln wir uns alle am Weihnachtsbaum, halten uns an den Händen, tanzen um den Baum und singen gemeinsam Weihnachtslieder, bevor es Bescherung gibt. (schmunzelt) Wir sind rund 20 Personen, da ist dann ordentlich was los. Diese dänische Tradition verfolgen wir seit meiner Kindheit.“

Kommen wir zum Sportlichen. Dein erster Jugendverein war der Akademisk Boldklub. Hast du noch Erinnerungen an die Zeit?

Niko: „Ja, dort hat alles begonnen. Ich habe fünf Minuten vom Trainingsplatz entfernt gewohnt, bin zusammen mit meinem bis heute besten Kumpel immer zu Fuß zum Training gelaufen. Es war eine schöne Zeit.“

2013 hast du den Schritt zum FC Kopenhagen geschafft. War es eine große Umstellung für dich?

Niko: „Es war ein großer Schritt. Kopenhagen ist einer der besten Vereine in Dänemark – auch in der Jugend. Ich bin mit meinen Teamkollegen dort gemeinsam zur Schule gegangen und erinnere mich gerne daran zurück.“

Mit 17 Jahren führte dich dein Weg nach Deutschland. Deine erste Station war der 1. FC Köln. Konntest du dich verständigen?

Niko: „Es war ein sehr wichtiger Step für mich. Ich bin von zuhause ausgezogen und habe im Internat gewohnt. Deutsch hatte ich in Dänemark zwar in der Schule, aber ich war nicht so gut darin. (lacht) In Köln habe ich die Sprache dann viel besser gelernt, unter anderem mit Darko Churlinov. Wir waren eine lustige Truppe, das hat Spaß gemacht.“

2019 bist du schließlich zum VfB gekommen und hast zunächst Erfahrung durch Leihen bei Hansa Rostock (Saison 2019/2020, 3. Liga) sowie in Sandhausen (Saison 2020/2021, 2. Bundesliga) gesammelt. Was hast du mitgenommen?

Niko: „In Rostock habe ich meine erste Erfahrung im Profibereich gesammelt und auch Sandhausen war wichtig für mich. Ich habe gelernt, mit Druck, Erfolg aber auch mit Rückschlägen umzugehen. In Rostock haben wir eher um den Aufstieg gespielt, in Sandhausen ging es um den Klassenerhalt.“

Zurück in Stuttgart wurdest du ab Herbst 2021 eine sehr lange Zeit ausgebremst. Knorpelschaden im Knie. Was macht das mit dem Kopf?

Niko: „Sehr viel. Es ist immer schwer. Als Fußballer möchte man am liebsten auf dem Platz stehen, fit sein und Fußballspielen. Es war eine schwierige Zeit, die mich aber auch charakterlich als Mensch weitergebracht hat. Ich habe immer darauf hingearbeitet, wieder auf dem Platz stehen und meine Qualitäten zeigen zu können.“

Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

Niko: „Ich habe gelernt, mehr auf meinen Körper zu achten und zu hören. Helmut Schulte (Anm. d. Red.: ehem. Betreuer der Leihspieler beim VfB) hat mir damals einen guten Rat mit auf den Weg gegeben. ‚Lieber einmal zu wenig als einmal zu viel‘, sagte er mir. Es hat leider etwas länger bei mir gedauert, bis ich seinen Ratschlag verinnerlicht habe.“

Gab es einen Moment, in dem du einfach alles hinschmeißen wolltest?

Niko: „Nein, ehrlich gesagt nicht. Natürlich gab es Tage, an denen die Motivation nicht so groß war – vor allem während meines Knorpelschadens. Ich habe jedoch nie daran gedacht, aufzugeben.“

Wer hat dir in dieser Zeit am meisten geholfen?

Niko: „Meine Familie hat mich unterstützt. Ich war auch eine Zeit lang in Dänemark und habe Teile der Reha-Maßnahmen dort absolviert. Für diese Möglichkeit bin ich dem VfB auch sehr dankbar. Es hat mir sehr geholfen – auch für den Kopf. Aber natürlich waren auch unser Trainerteam, Staff und Teamarzt immer für mich da – genau wie die Jungs aus der Mannschaft.“

Hast du eine Bezugsperson im Team?

Niko: „Ich bin im ‚Team Playstation‘. (schmunzelt) Gemeinsam mit Ameen, Josha, Justin, Ramon und Luca geht’s nach den Trainingseinheiten gerne mal an die Konsole.“

Dein Bundesliga-Comeback hast du am 34. Spieltag der vergangenen Saison gefeiert – beim 3:2-Sieg gegen RB Leipzig. Wie hat es sich nach 884 Tagen angefühlt?

Niko: „Das war krass! Es war ein geiles Gefühl, endlich wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen – dazu haben wir auch noch gewonnen. Die harte Arbeit, jede Sekunde in der Reha und im Kraftraum haben sich dafür gelohnt.“

Es folgte ein Einsatz im DFB-Pokal-Finale gegen Arminia Bielefeld. Ein perfekter Saisonabschluss für dich?

Niko: „Der Pokalsieg in Berlin war besonders! Ich bin einfach nur froh, dass ich dabei sein konnte. Diese Augenblicke werde ich nie vergessen.“

Gegen den VfL Wolfsburg (3:0, Anm. d. Red.) standest du erstmals in der Startelf. Wusstest du, dass es an dem Spieltag dazu kommen wird?

Niko: „In der Trainingswoche hatte es sich ein bisschen angedeutet, aber es war noch nicht sicher. Am Spieltag habe ich es dann erfahren und konnte nicht aufhören zu grinsen.“

Einer, der immer an dich geglaubt hat, ist Sebastian Hoeneß. Nach deinem Startelf-Debüt fand er lobende Worte. Was schätzt du an eurer Zusammenarbeit?

Niko: „Ich bin sehr froh, dass Sebastian unser Trainer ist – fachlich, aber auch menschlich. Viele Trainer hätten nach meiner langen Ausfallzeit vielleicht gesagt, dass es vorbei ist und ich es nicht mehr schaffen würde. Aber Sebastian hat immer an mich geglaubt. Das hat mir Motivation und einen Extra-Push gegeben. Ich wusste, dass er hinter mir steht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Nach deiner Rückkehr hast du so gespielt, als wärst du nie weggewesen. Wie hast du das geschafft, dich so nahtlos ins Spiel einzufügen?

Niko: „Ich mache einfach mein Spiel und habe versucht, mich direkt reinzuarbeiten und der Mannschaft zu helfen. Manchmal darf man nicht so viel überlegen, sondern muss auf dem Platz einfach mal machen.“

Es folgte deine Vertragsverlängerung im Juni dieses Jahres beim VfB. Hand aufs Herz: Warst du etwas überrascht?

Niko: „Natürlich war es mein Ziel, beim VfB einen neuen Vertrag zu bekommen. Aber ich bin ehrlich, als ich mich im Februar erneut verletzt hatte, kam schon der Gedanke auf, dass es für mich beim VfB eventuell vorbei sein könnte. Aber auch hier hat der VfB weiterhin an mich geglaubt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich bin dem VfB sehr dankbar und möchte jetzt alles mit guter Leistung zurückgeben.“

Jetzt bist du wieder komplett fit. Hast du etwas verändert?

Niko: „Ich habe meine Ernährung etwas umgestellt, achte mehr auf meinen Körper. Früher wollte ich immer mehr, jetzt bin ich etwas entspannter und vorsichtiger. Das tut mir ganz gut.“

Im November folgte schließlich deine Erstnominierung für die dänische A-Nationalmannschaft. Ist die mögliche WM-Qualifikation ein Thema für dich?

Niko: „Es ist ein besonderes Gefühl, das Nationaltrikot zu tragen. Meine Familie und ich waren sehr stolz darauf. Allein die Nominierung war ein sehr schöner Moment, wir haben telefoniert und meine Mama hat sogar geweint. Natürlich hat man eine noch mögliche WM-Qualifikation im Hinterkopf. Es ist ein Traum von mir. Aber zunächst gilt es, beim VfB Gas zu geben und zu performen.“

stadion aktuell | Bundesliga 2025/2026 | 15. Spieltag

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