Hallo, Herr Goosen! Die vergangene Saison war für ihren Heimat- und Herzensverein, den VfL Bochum, fast so spannend bis zum Schluss wie die des VfB. Wie haben Sie den Klassenerhalt am letzten Spieltag erlebt und was erwarten Sie vom VfL in der neuen Saison?
Frank Goosen: „Das Spiel gegen Leverkusen am 34.Spieltag war eines der intensivsten meines Lebens. Alle im Stadion wussten, wie wichtig gerade dieser Klassenerhalt ist für die ganze weitere Entwicklung des Vereins. Als es geschafft war, hatten viele von uns Tränen in den Augen. Und da wir bescheiden sind, peilen wir auch für nächstes Jahr nur den Klassenerhalt an. Vielleicht mal Platz 13. Erst wollen wir eine Entwicklung machen wie Augsburg, dann vielleicht wie Freiburg. Und am Ende wie Union mit der Champions… Ups, da war wohl wieder Schnaps im Nachmittagskaffee.“
Sie sagten selbst einmal über sich, dass Sie bei ihrem ersten Stadionbesuch im Alter von acht Jahren „fußballsozialisiert“ wurden. Was bedeutet das für Sie genau und gab es bei diesem Stadionbesuch einen speziellen ausschlaggebenden Moment für diese Sozialisierung? Können Sie sich noch an die Begegnung erinnern?
Frank Goosen: „Ich erinnere mich, dass es ein Flutlichtspiel und sehr kalt war. Aber der große grüne Rasen, das fast schon außerirdische Licht, der Lärm und die Schimpfwörter um mich herum – das hat mich tief beeindruckt. Und gewonnen haben wir auch noch, 4:2 gegen den Wuppertaler SV. Da dachte ich ganz kindlich: Was die Fans singen, wird bald Realität: „Wir holen den U-U-efa-Cup und wir werden Deutscher Meister!“
Mit „Spiel ab!“ haben Sie kürzlich ihren ersten Fußball-Roman geschrieben, der von einer Jugendfußballmannschaft handelt, die im Abstiegskampf steckt und von einem Trainer-Trio zu einer echten Einheit geformt wird. Welche eigenen Erfahrungen, auch im Zusammenhang mit dem VfL, haben Sie in das Buch eingebracht und welche Rolle spielt ihre Heimatstadt Bochum in diesem?
Frank Goosen: „Ich habe in „Spiel ab!“ vor allem meine Erfahrungen in vier Jahren als Jugendtrainer bei der DJK Arminia Bochum 1926 verarbeitet. E-, D- und C-Jugend. Eine Multikulti-Mannschaft mit ganz unterschiedlichen Jungs. Das Gelaber in der Kabine, die Sprüche, die Konflikte. Winterspiele auf gefrorener Asche, Hallenturniere mit Helene-Fischer-Beschallung, mosernde Eltern und die ewige Frage: Wer geht beim nächsten Heimspiel in die Bude am Vereinsheim und verkauft Pommes? Da mag viel Bochum drin sein, aber die bisherigen Reaktionen zeigen mir, dass ähnliche Sachen überall in Deutschland ablaufen. Jeder Trainer, jede Trainerin hat schon mal am Ende der Mannbesprechung mit einer Frage zum bevorstehenden Spiel gerechnet, aber dann wollte der Spieler doch nur wissen, ob er sich noch die Haare machen kann. es war anstrengend, aber lohnend und oft sehr lustig. Das alles steckt in „Spiel ab!“
Erinnern Sie sich an vergangene Spiele zwischen dem VfB und dem VfL? Was verbinden Sie mit dem VfB und der Stadt Stuttgart?
Frank Goosen: „Wenn ich mich recht erinnere hat der leider Ende letzten Jahres bereits verstorbene polnische Seidenfuß Andrzej Iwan 1988 eines der geilsten Freistoßtore, die ich je gesehen habe, gegen den VfB gemacht. Eine Stuttgarter Zwei-Mann-Mauer stand ein, zwei Meter vor der rechten Strafraumkante vor unserer Westkurve, und Iwan zog den Ball mit einem unglaublichen Außenristschuß um die Mauer herum ins untere rechte Eck. Robert-Carlos-like. Mit der Stadt Stuttgart verbinde ich vor allem meine Auftritte in der Rosenau, wo ich übrigens am 22.11. wieder auftrete. Ich lese und erzähle aus „Spiel ab!“
Eine letzte Frage zum Schluss: Welches Ergebnis sagen Sie für das Spiel voraus?
Frank Goosen: „Meine Tipps sind eigentlich immer super, nur laufen die Spiele dann ganz anders. Und da Hochmut ja bekanntlich vor dem Fall kommt, will ich bescheiden bleiben und hoffe, dass wir einen Punkt mitnehmen.“
Foto: Martin Steffen
Infokasten
Frank Goosen (* 31. Mai 1966 in Bochum) ist Autor und Kabarettist. Für seinen Verein, den VfL Bochum, war er zwischen 2010 und 2017 Mitglied des Aufsichtsrats. Er trainierte über mehrere Jahre eine Jugendmannschaft, diese Erfahrung verarbeitet er in seinem aktuellen Roman „Spiel ab!“. Goosen veröffentlichte mehrere Romane und Kurzgeschichtenbände und schreibt regelmäßig Kolumnen, u.a. für den kicker. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in seiner Heimatstadt Bochum.