Hallo Markus, am Samstag kommen in Stuttgart zahlreiche Legenden des VfB zusammen, darunter auch alte Wegbegleiter von dir. Freust du dich besonders auf einen bestimmten Gast und worüber tauscht ihr euch an solchen Treffen aus?
Markus Babbel: „Es ist immer ein großes Vergnügen, ganz unabhängig davon, mit wem man den Tag verbringt. Egal ob es mit der ‚alten Garde‘ um Hansi Müller und Guido Buchwald ist oder mit den Jungs aus meiner Zeit, etwa Timo Hildebrand und Cacau. Es sind immer wunderbare Zusammenkommen, man freut sich, lacht viel und erzählt sich alte Anekdoten. Danach geht jeder wieder seines Weges und führt sein Leben mit der Familie und anderen Prioritäten abseits des Fußballs. Aber das macht diese Treffen umso besonderer.“
Bis 2020 warst du Cheftrainer von Western Sidney in Australien, hast seither allerdings kein Traineramt mehr angenommen und bist heute vor allem als TV-Experte, etwa bei den U21-Länderspielen, im Einsatz. Reizt dich das Trainergeschäft, insbesondere im Ausland, weiterhin?
Markus Babbel: „Zunächst muss ich sagen, dass ich mich in meiner Rolle als TV-Experte sehr wohlfühle. Dann kommt noch hinzu, dass das Trainergeschäft nicht nur angenehme, sondern auch unangenehme Situationen schafft. Bei uns wäre es eben auf eine Fernbeziehung hinausgelaufen, worauf ich keine Lust hatte und habe. Die einzigen Möglichkeiten, bei denen ich nochmal ins Grübeln käme, wären besonders herausfordernde und spannende Aufgaben oder unmoralische Angebote, die man nicht ablehnen kann (lacht). Die kamen allerdings bislang nicht, weshalb sich für mich die Frage auch nicht stellt.“
Während deiner Trainerkarriere hattest du einige erfolgreiche Jahre, unter anderem auch beim VfB, wo sie ihren Anfang nahm. Nachdem du Teil der Meistermannschaft 2007 warst, rücktest du in den Trainerstab von Cheftrainer Armin Veh auf. War das bei deinem Wechsel 2004 schon so geplant?
Markus Babbel: „Nein, das war so nicht geplant. Für mich war im Jahr meines Wechsels klar, dass ich England verlassen muss, weil ich nach meiner Krankheit eine schwierige Zeit hatte [Guillain-Barré-Syndrom, Anm.d.Red]. Dann kam das Angebot des VfB und rückblickend waren diese fünfeinhalb Jahre einfach sensationell. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, ich habe unfassbar tolle Menschen kennengelernt und mich in Stuttgart und den Verein verliebt. Dass ich ins Trainerteam aufgestiegen bin, war vor allem Horst Heldt zu verdanken, mit dem ich mich während unserer aktiven Zeit angefreundet hatte und der die Sportdirektoren-Position des VfB übernahm. Er bot mir erst die Cheftrainerposition in der U19 an, ich habe mich aber für die Rolle des Co-Trainers in der U21 unter Rainer Adrion entschieden, weil ich von ihm viel lernen konnte. Relativ schnell habe ich dann das Angebot von Armin Veh erhalten, als zweiter Co-Trainer in den Stab der Profis aufzusteigen. Dort war ich dann das Bindeglied zwischen der Mannschaft und Armin sowie seinem damaligen Assistenten Alfons Higl.“
Später hast du mit dem VfB als Cheftrainer die UEFA Champions League erreicht. War das ein bedeutsamerer Moment als die Deutsche Meisterschaft für dich?
Markus Babbel: „Es war zumindest ganz anders. Die Meisterschaft war phänomenal, weil es nicht alle fünf Jahre passiert, dass der VfB Meister wird. Als Armin Veh damals zurücktrat, war das erst einmal ein großer Schock für mich, auch weil wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander hatten. Als ich dann interimsweise bis zum Winter übernehmen sollte, wollte ich ihn erst einmal fragen, ob es für ihn in Ordnung ist. Ich habe ihn damals nicht erreichen können, aber von Horst Heldt erfahren, dass Armin selbst mich vorgeschlagen hatte. Mit Rainer Widmayer als Co-Trainer ist uns dann sowohl fachlich als auch menschlich ein absoluter Glücksgriff gelungen. Anschließend hat sich eine unaufhaltsame Dynamik entwickelt und es waren einige emotionale Höhepunkte dabei. Dass wir es geschafft haben, die Mannschaft vom elften auf den dritten Platz zu führen, war großartig. Aber es war ein anderes Gefühl als das bei der Meisterschaft als Spieler, weil du komplett in der Verantwortung und unter einem andauernden Druck stehst.“
Schauen wir mal in die Gegenwart. Der VfB ist wieder erstarkt, die Spiele gegen Bayern spielen sich auf einem hohen Niveau ab. Was ist deine Einschätzung zum anstehenden Südschlager und was braucht es aufseiten des VfB, um die Bayern schlagen zu können?
Markus Babbel: „Es braucht einen absoluten Sahnetag. Es wird nicht reichen, eine gute Leistung zu zeigen, sondern jeder muss über sein Limit hinausgehen. Die Bayern sind in einer unfassbaren Form, habe eine unglaubliche Qualität und sind zu jedem Zeitpunkt zu etwas Gefährlichem in der Lage. Es ist sehr erfreulich, dass Sebastian Hoeneß den VfB dorthin zurückgebracht hat, wo ich und viele andere den Club sehen. Er ist ein herausragender Trainer, der wie die Faust aufs Auge zum Verein passt. Ich hoffe, dass er die Jungs mit all seiner Expertise packen kann, damit sie über sich hinauswachsen.“
Seit einer Weile bist du mit deinem Instagram-Kanal als Musik-Influencer bekannt und teilst mit deinen Followern deine liebsten Klassiker aus der Welt der Rockmusik. Wird es anlässlich des Südschlagers eine Sonderausgabe des „Music Fridays“ geben?
Markus Babbel: „Auch wenn ich gerne würde, kann ich das leider nicht tun, weil mir eine große Ehre zuteilwird. Ich darf am Freitag das neue Album der Scorpions „Coming Home Live“ anlässlich ihres 60-jährigen Band-Jubiläums vorstellen. Das ist ein kleiner Ritterschlag für mich, dass das Management der Band auf mich zukommt und daher habe ich mich sehr gern dazu bereiterklärt. Die VfB-Fans müssen so gesehen auf einen Musiktipp meinerseits verzichten, aber ich denke, dass sie auch ohne mich in Stimmung kommen und den Kessel am Samstag zum Kochen bringen.“