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Club 25. Juni 2025

75 Jahre Deutscher Meister 1950

Am heutigen Mittwoch vor 75 Jahren feierte der VfB Stuttgart den ersten großen sportlichen Triumph in seiner Vereinsgeschichte.

Im Juli 1949 war die Stadt Stuttgart Zeugin zweier großer fußballhistorischer Ereignisse: Zum einen stieg im Neckarstadion das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, zum anderen war die Oper Schauplatz der Wiedergründung des DFB.

Beim VfB dachte im Sommer 1949 nach einer Vorbereitung mit stark schwankenden Leistungen indes niemand ernsthaft an einen Titelgewinn. Allerdings spielte die fast ausschließlich mit Spielern aus der Region besetzte Mannschaft mit dem roten Brustring unter ihrem Trainer Georg Wurzer in der Spielzeit 1949/1950 der Oberliga Süd von Beginn an oben mit. Der VfB beendete die Saison schließlich nicht nur auf dem zweiten Tabellenplatz, sondern qualifizierte sich damit auch für die Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft.

Hier kam der VfB immer besser in Form. Nachdem er sich im Achtelfinale noch knapp gegen den VfL Osnabrück (2:1) durchgesetzt hatte, gestaltete die Mannschaft das Viertelfinale mit einem 5:2-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern bereits souverän. Geradezu meisterhafte Form bewies der VfB Stuttgart dann im Halbfinale mit einem 4:1-Sieg über die SpVgg Fürth.

Außenseiter vor dem Finale

Trotz der glanzvollen Auftritte galt der VfB vor der zweiten Endspielteilnahme um die Deutsche Meisterschaft in der Vereinsgeschichte keineswegs als Favorit. Vielmehr wurden der Elf von Kickers Offenbach um den Ausnahmekönner Horst Buhtz die größeren Chancen auf den Titelgewinn zugeschrieben, da die Hessen vom Bieberer Berg in der aktuell abgelaufenen Runde der Oberliga Süd dem VfB immerhin schon zwei Niederlagen beschert und sich ebenfalls souverän ins Finale gespielt hatten.

Der VfB ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und bereitete sich zwei Tage lang im idyllisch am Wannsee gelegenen Gästehaus der Stadt Berlin auf das große Spiel vor, das sodann am heutigen 25. Juni vor 75 Jahren im Berliner Olympiastadion vor annähernd 100.000 Zuschauern angepfiffen wurde.

Erst zielstrebig, dann standhaft

Berlin sah ein überaus spannendes Finale mit zwei durchaus unterschiedlichen Spielhälften. Zunächst dominierte der VfB und ging mit etwas Fortune – eine Bogenlampe von Erwin Läpple hatte der Kickers-Torhüter Schepper komplett unterschätzt – zunächst mit 1:0 in Führung (17.). Nur zehn Spielminuten später ließ Walter Bühler das 2:0 folgen, mit dem der VfB dank einer disziplinierten Teamleistung sowie zielstrebigen Angriffen in die Pause ging.

Anschließend kam Kickers Offenbach wie verwandelt aus der Kabine und übernahm die Kontrolle auf dem Platz. Kurz nach Wiederanpfiff fiel der Anschlusstreffer für die Kickers durch Buhtz (47.), in dessen Folge die Offenbacher unermüdlich auf das Stuttgarter Tor anrannten. Mit Disziplin und kühlem Kopf gelang es dem VfB jedoch, dem hessischen Sturmlauf erfolgreich zu widerstehen und selbst einige Male für gefährliche Entlastung zu sorgen. Schließlich war die erste Deutsche Meisterschaft gewonnen!

Meisterschaft als Grundstein für die goldenen 50er-Jahre

Der Schlüssel zu diesem großen Erfolg waren Kampfkraft und mannschaftliche Geschlossenheit. Diese Tugenden hatten den VfB unter Trainer Georg Wurzer – dem im wahrsten Sinne des Wortes Vater des Erfolgs – bereits während der gesamten Spielzeit stark gemacht. Alle Partien der Endrunde einschließlich des Finales bestritt dabei zudem eine unveränderte VfB Elf, bestehend aus dem Torhüter und Kapitän Otto „Gummi“ Schmid, den zweikampfstarken Verteidigern Erich Retter und Richard Steimle, dem robusten Läufer Ernst Otterbach, dem athletischen Stopper Josef Ledl, dem Allrounder Karl Barufka, dem technisch versierten Läufer Erwin Läpple, dem Motor Robert Schlienz sowie den ebenso wuchtigen wie trickreichen Stürmern Walter Bühler, Otto Baitinger und Rolf Blessing.

Als die Mannschaft mit dem roten Brustring tags darauf nach Stuttgart zurückkehrte, bereitete ihr die Landeshauptstadt einen derart euphorischen Empfang, den man so bis dato noch nicht erlebt hatte. Hunderttausende waren auf den Beinen, um der weiß-roten Meistermannschaft auf dem Weg vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach Bad Cannstatt gebührend zu huldigen.

Der Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft vor 75 Jahren gilt bis heute als Ausgangspunkt und Initialzündung für die sportliche Entwicklung des VfB in den für den Verein goldenen 1950er Jahren. Gleichermaßen legte dieser Erfolg den Grundstein für die Identifikation der Stadt und der gesamten Region mit dem Verein.