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VfBfairplay, 11. Juni 2018

Trotz Sehbehinderung voll auf Ballhöhe

Die U16 des VfB hat die Nikolauspflege in Stuttgart besucht und völlig neue Eindrücke gesammelt, wie blinde und sehbehinderte Menschen ihr Leben auf und abseits des Fußballfeldes meistern.

Viele verbinden mit dem Duell VfB gegen BvB Spitzenfußball in der Bundesliga. Am vergangenen Donnerstag stand diese Paarung jedoch ganz im Zeichen des sozialen Engagements. An jenem Tag machte sich die U16 des VfB auf zur Nikolauspflege in Stuttgart-Kräherwald, um zusammen mit Jugendlichen der „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ (BvB) einen Eindruck davon zu gewinnen, wie es ist, blind oder sehbehindert zu sein.

In den Räumlichkeiten der Nikolauspflege versuchten sich elf Spieler der U16, das Trainerduo Kai Oswald und Felix Luz sowie Oliver Otto, der Leiter Bildung und Erziehung des VfB, darin, einen Nachmittag ohne Sehkraft zu bewältigen. "Die Persönlichkeitsentwicklung ist eine der drei Säulen unseres Ausbildungskonzeptes für Jugendspieler. Jede Mannschaft, von der U11 bis zur U19, führt mindestens einmal im Jahr eine solche soziale Aktivität durch. Die Jungs machen dies mit großem Engagement und es ist ein großer Gewinn für beide Seiten", erklärte Oliver Otto.

An mehreren Stationen simulierten die 15- und 16-Jährigen mit speziellen Brillen, die die Sicht stark oder gar vollständig einschränken, verschiedenste Alltagssituationen. So stellten das Zeichnen von geometrischen Formen oder das Arbeiten mit Holz zum Teil große Herausforderungen für die Nachwuchskicker dar. Anschließend lernte die Delegation des VfB anhand eines Films viel über verschiedene Sehbehinderungen, ehe es beim Training mit der Blindenfußball-Mannschaft der BvB und Sportlehrer Benjamin Zoll zur Sache ging.

Die elf VfB Jugendspieler und elf Jugendliche der Nikolauspflege, die sich als erfahrene Blindenfußballer erwiesen, machten den Anfang mit Orientierungsübungen, ehe es an die speziellen Blindenfußbälle ging. Diese lassen sich anhand ihres rasselnden Geräusches orten. "Das Passen und Stoppen des Spielgeräts ohne Sicht ist die Königsdisziplin des Sports", erklärte Coach Benjamin Zoll. "Die VfB Jungs haben das bereits super gemacht", ergänzte der Sportlehrer, der sich auf inklusive Disziplinen spezialisiert hat. Zum Abschluss der einstündigen Übung stand für die Jugendlichen ein Spiel in gemischten Gruppen auf dem Programm. Luftlöcher und Zusammenstöße sorgten für Lacher bei den Trainern und Organisatoren der Veranstaltung, die allesamt ein positives Fazit zogen. "Den Teilnehmern ist der Spaß anzusehen. Sie sind begeistert, dass eine Mannschaft des VfB zu Besuch ist", freute sich Mai Elisa Weiß, die Referentin für Online-Kommunikation und Unternehmenskommunikation der Nikolauspflege.

VfB Torhüter David Nreca-Bisinger erstaunte vor allem, wie orientierungslos er sich ohne Sicht durch die Halle bewegte. "Ich wusste oft nicht, wo ich mich befand. Mal dachte ich, ich wäre mitten auf dem Spielfeld, dabei stand ich an der Wand." Ahmed, einer der Spieler von der Nikolauspflege, ergänzte: "In den Zweikämpfen hatten wir gegen die Jungs vom VfB keine Chance. Den Ball behaupten können sie sehr gut." Auch Sportlehrer Benjamin Zoll zog ein positives Fazit: "Die VfBler haben ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, blind zu sein. Sie haben ihre Sache toll gemacht. Zwischen den beiden Gruppen entstanden sofort eine kameradschaftliche Dynamik und ein respektvoller Umgang." Am Ende luden die Kicker aus Cannstatt die Jugendlichen der Nikolauspflege zum Gegenbesuch ins Nachwuchsleistungszentrum in der Mercedesstraße ein. So gingen aus der Begegnung zwischen VfB und BvB an diesem Tag alle Beteiligten als Sieger hervor.