Es passiert nicht alle Tage, dass der VfB auf seinen Kapitän verzichten muss: Erstmals seit 66 Spielen, dem 29. Bundesliga-Spieltag der Saison 2021/2022, stand Waldemar Anton am Samstagabend in Dortmund nicht für den VfB auf dem Platz. Damals hatte der Innenverteidiger ebenfalls wegen einer Gelbsperre gegen den BVB aussetzen müssen. Nach den Langzeitverletzten Dan-Axel Zagadou und Anthony Rouault fiel mit ihm in Dortmund damit ein weiterer Innenverteidiger aus. Ein passender Ersatz fand sich trotz der angespannten Personalsituation jedoch schnell, denn Angelo Stiller übernahm den vakanten Platz in der Abwehrzentrale.
Für den im defensiven Mittelfeld beheimateten Angelo Stiller stellte das Debüt auf dieser Position aber kein Problem dar, wie er nach dem Spiel verriet: „Meine Positionierung als Innenverteidiger hat sich über die Woche ergeben und hat im Spiel auch ganz gut geklappt. Meine Mitspieler und das Trainerteam sprechen mir viel Mut zu. Deswegen habe ich auch heute versucht, das Spiel wie immer anzugehen.“ Trotz einer frühen Gelben Karte präsentierte sich Angelo Stiller wie auch der Rest der Mannschaft unaufgeregt von der beeindruckenden Dortmunder Kulisse. Vor 81.000 Zuschauern, davon 8.000 Weiß-Roten, lieferten sich beide Mannschaften eine ausgeglichene Partie.
VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth fällte ein positives Fazit zu den torlosen ersten 45 Minuten: „In der ersten Halbzeit haben sich beide Mannschaften vor allem auf den Kampf gegen den Ball konzentriert. Wir sind taktisch sehr diszipliniert aufgetreten und mussten nur eine Dortmunder Umschaltsituation verteidigen.“ Diese hatte es allerdings in sich: Nach einem schnellen Pass in die Tiefe setzte Dortmunds Karim Adeyemi zum Sprint auf das Tor von Alexander Nübel an, scheiterte aber im direkten Duell mit dem VfB-Keeper. Die aussichtsreichste Chance auf der anderen Seite hatte vor der Pause Serhou Guirassy, der nach einer Hereingabe Maxi Mittelstädts am Tor vorbeiköpfte.
Serhou Guirassy trifft und bricht zwei Vereinsrekorde
In der Pause spitzte sich die angespannte Personallage beim VfB weiter zu: Josha Vagnoman blieb mit Schmerzen im Fuß in der Kabine, für ihn kam Leonidas Stergiou. Eine genaue Untersuchung Josha Vagnomans findet am Montag in Stuttgart statt.
Auf den eingewechselten Leonidas Stergiou und seine Abwehrkollegen wartete im Anschluss zunehmend mehr Arbeit. Doch gerade als der BVB seine beste Drangphase der Partie in etwas Zählbares umzumünzen versuchte, schlug der VfB eiskalt zu. Über Angelo Stiller, Chris Führich, Serhou Guirassy und Jamie Leweling kam der VfB innerhalb von wenigen Momenten vom eigenen Strafraum in den der Dortmunder, wo Guirassy den Pass von Leweling an Gregor Kobel vorbei zum 0:1 versenkte. Serhou Guirassy stellt mit seinem Treffer gleich zwei von Mario Gomez aufgestellte Vereinsrekorde ein: 24 Saisontore (Saison 2008/2009) sowie neun 1:0-Führungstore (Saison 2006/2007) gelangen bislang nur dem Deutschen Meister von 2007.
Für den VfB galt es nun die Führung über die Zeit zu bringen. Immer wieder rannen die Dortmunder gegen den Rückstand an, doch der VfB blieb bis zuletzt standhaft. „Wir haben in jedem Zweikampf Zähne gezeigt und bis zum Schluss gekämpft. Die Fans haben uns durch diese Partie getragen“, fasste Fabian Wohlgemuth den kämpferischen Auftritt im zweiten Durchgang zusammen. Auch Sebastian Hoeneß adelte dieLeistung seiner Mannschaft, die durch den 1:0-Sieg zum neunten Mal in dieser Spielzeit ohne Gegentor blieb: „Wie wir hier aufgetreten sind, macht mich stolz. Die Jungs haben das Herz in die Hand genommen.“
Durch den neunten Auswärtssieg der Saison sowie das zehnte Spiel ohne Niederlage in Serie hat der VfB jetzt nicht nur sieben Punkte Vorsprung auf RB Leipzig und den BVB, sondern schloss gleichzeitig auch nach Punkten zum zweitplatzierten FC Bayern auf. Auf Eintracht Frankfurt, das am nächsten Samstag ab 18:30 Uhr in der MHPArena zu Gast ist, haben die Jungs aus Cannstatt sechs Spieltage vor dem Ende 18 Punkte Vorsprung.
Öffentliches Training am Dienstag
Die Mannschaft hat am Sonntag und am Montag trainingsfrei. Am Dienstag (ab 10:30 Uhr) findet die nächste öffentliche Trainingseinheit statt
