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Club, 27. Januar 2023

„!NieWieder“ – 19. Erinnerungstag im deutschen Fußball

Gedenken beim VfB

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Fußballfamilie greift dieses Ereignis seit 19 Jahren auf und gedenkt rund um dieses Datum den verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen.

Der Tag erinnert die Fußballfamilie daran, was den Opfern des Nationalsozialismus angetan wurde. Die nationalsozialistischen Verbrechen waren möglich, weil es viele aktive Täter und Unterstützer gab, aber auch, weil so viele Menschen wegschauten. Widerstand konnte in allen gesellschaftlichen Bereichen erfolgen – auch im Sport. Doch nur ein sehr kleiner Teil der Deutschen im nationalsozialistischen Regime leistete Widerstand. Unter diesen wenigen Menschen, die Verfolgten geholfen haben und Widerstand leisteten, gab es viele Frauen. Etliche von ihnen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet. Die meisten ihrer Namen sind heute vergessen. Diese Frauen stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Gedenkens.

Erinnern in Forchtenberg

Bereits am vergangenen Dienstag setzte eine Gruppe von Mitarbeitern des VfB Stuttgart und von JAKO im Rahmen des diesjährigen Erinnerungstages ein erstes Zeichen und unternahm unter der Leitung von VfB-Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller und VfB-Historiker Florian Gauß eine Fahrt ins hohenlohische Forchtenberg. In der Geburtsstadt von Sophie Scholl, der 1943 von den Nationalsozialisten hingerichteten Widerstandskämpferin, besuchte die VfB-Delegation die dortige Gedenkstätte „Weiße Rose i-punkt“. Frau Renate S. Deck und ihr Ehemann Hans-Jürgen F. Deck erläuterten bei einer rund zweieinhalbstündigen Führung durch den malerischen Ort im Kochertal in ebenso detailreicher wie lebendiger Weise das Leben der Familie Scholl in Forchtenberg und erinnerten anhand der Biografien der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ daran, wie wichtig es ist, sich aktiv, mutig und aufrecht für Menschlichkeit und Menschenwürde einzustehen. VfB-Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller würdigte die wichtige Erinnerungsarbeit der Einrichtung in Forchtenberg und empfahl nachdrücklich allen Mitgliedern und Freunden des VfB Stuttgart einen Besuch der Gedenkstätte (zu weiteren Informationen ). Der VfB unterstützt die Gedenkstätte mit einer Spende von 1893 Euro.

Gedenkstunde am VfB-Clubzentrum

Am Freitagvormittag beging der VfB Stuttgart eine Gedenkstunde mit Kranzniederlegung vor dem Clubzentrum und sendete hiermit ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Gewalt und für Vielfalt, Demokratie und Völkerverständigung. Der VfB Stuttgart hat dabei nicht nur seinen zwischen 1932 und 1945 ausgeschlossenen Mitgliedern, sondern allen Opfern des NS-Regimes gedacht.

VfB-Vizepräsident Rainer Adrion dankte allen Teilnehmern, darunter Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, der Stolperstein Initiativen Stuttgarts und der Initiative Hotel Silber sowie Vertreter der VfB-Gremien und -Abteilungen.

„Unsere Vereinsgeschichte lehrt uns, dass wir uns als größter Sportverein Baden-Württembergs aktiv für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und für eine offene, vielfältige und faire Gesellschaft engagieren in der Menschlichkeit an oberster Stelle steht. Besonders wichtig ist dabei, stets Haltung zu zeigen und entschlossen hierfür einzutreten“, betonte Rainer Adrion (zum vollständigen Redebeitrag von Rainer Adrion)

Frau Brigitte Lösch, Vorstandsvorsitzende der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., erklärte in ihrer Rede: „Die Würdigung vieler Hitler-Gegnerinnen ist in den Nachkriegsjahren ideologischen Aspekten zum Opfer gefallen. Frauen und Widerstand, Frauen, die sich in Politik einmischen und eine eigene Meinung haben, das waren Frauenbilder, die, auch noch lange nach dem Krieg, mangelnde Zustimmung hatten. Zu erinnern ist heute an mutige Frauen, die auch unter der Folter standhaft blieben und bis zu ihrem Tode davon überzeugt waren, dass der Nationalsozialismus besiegt werden kann und danach eine bessere Welt entsteht.“ (zum vollständigen Redebeitrag von Brigitte Lösch)

Anhand der Schicksale von vier Stuttgarter Frauen, die ihren Widerstand gegen das NS-Regime mit dem Leben bezahlten, machte Herr Werner Schmidt von den Stolperstein Initiativen Stuttgart in seinem Beitrag deutlich: „Schon das heimliche Zusammenhalten und die Versuche, Organisationen und Freundeskreise aufrechtzuerhalten, konnten gefährlich sein und erforderten persönlichen Mut. Häufig waren es Frauen, die ihren Männern – wie sonst auch – den Rücken freihielten. Manche wurden selbst konspirativ tätig und dafür von den Nazis verfolgt und ermordet – die meisten sind und bleiben aber unbekannt, für andere gibt es Stolpersteine in Stuttgart. Dass dieser Erinnerungstag bereits das 19. Mal stattfindet, ist – ebenso wie die knapp eintausend Stuttgarter Stolpersteine – ein gutes Zeichen gegen Rassismus und Gewalt, für Demokratie und Vielfalt! Die Erinnerungskultur ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen – und das ist nicht nur gut so, sondern leider auch bitter nötig.“ (zum vollständigen Redebeitrag von Werner Schmidt)

Herr Mihail Rubinstein, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, hielt in seiner Rede fest: „Die Frauen im Widerstand, die heute im Zentrum des Gedenkens stehen, sind über sich hinausgewachsen. Sie waren nicht bereit, ihre Ehre als Menschen zu opfern, sondern verstanden intuitiv mit ihren Herzen, dass hier die Ehre als Menschen auf dem Spiel steht. Oder wie Sophie Scholl und ihr Bruder Hans es auf einem der Flugblätter formuliert haben: ‚Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt!‘“ (zum vollständigen Redebeitrag von Mihail Rubinstein)

Zeichen in Leipzig

Zum Abschluss des diesjährigen Erinnerungstages im deutschen Fußball wird die Mannschaft des VfB Stuttgart Einlaufjacken mit dem Logo der „!NieWieder“-Initiative tragen und in diesen vor dem heutigen Auswärtsspiel gemeinsam mit der Mannschaft von RB Leipzig die #WeRemember Kampagne des World Jewish Congress unterstützen.

!NieWieder